So many dark nights, so many dark days
But anytime I feel the paranoia
I close my eyes and pray~ „Better Days", OneRepublic
Es machte ihn schier verrückt. Schon wieder hatte er von seinem Vater geträumt. Man sollte meinen, dass seine Albträume verschwunden wären, seit er gestorben war, aber das waren sie nicht – im Gegenteil. Draco hatte das Gefühl, es war nur noch schlimmer geworden. Mitten in der Nacht war er schweißgebadet aufgewacht, hatte die Bettdecke zur Seite geschlagen und war unruhig im Raum auf und ab getigert.
Dementsprechend müde war er am nächsten Morgen. Vollkommen fertig ließ er sich neben Blaise in der Großen Halle fallen.
„Kumpel, was ist los?", wollte dieser wissen.
Draco wollte auf keinen Fall darüber sprechen. Nicht mit Blaise. Obwohl er sein bester Freund war und sie sich quasi blind verstanden. Er würde ihn nur für verrückt halten und es nicht verstehen.
„Ach komm schon, wieso sprichst du in letzter Zeit nicht mehr mit mir?", wollte der Dunkelhäutige wissen.
„Weil es dich einen Scheiß angeht, verdammt." Draco stand gereizt wieder vom Tisch auf und verschwand aus der Großen Halle ohne etwas zu essen und ließ einen verdutzten Blaise zurück. Zwar hatte er den riesigen Raum gerade erst betreten, jedoch ging ihm sein bester Freund auf den Geist, der andauernd über alles Bescheid wissen wollte. Wieso verstand er nicht, dass er einfach nicht darüber sprechen wollte?Einige Zeit lief er wahllos durch irgendwelche Gänge des Schlosses, bis er schließlich am Innenhof ankam. Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung.
Der Blonde drehte sich um, konnte jedoch nichts entdecken und schob es auf die Müdigkeit.
Wahrscheinlich halluzinierte er schon. Das fehlte ihm gerade noch.
Da es schon längst Zeit war, in den Unterricht zu gehen, machte er sich schnell auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, nahm seine Schulsachen und betrat den Zaubertränke-Klassenraum.Hermine war an diesem Tag wieder besserer Laune. Zwischen Draco und ihr lief es wieder besser. Zwar war es ihr unheimlich schwergefallen, dem blonden Slytherin zu verzeihen, da sie sich augenblicklich in die alte Zeit, in der er sie gehänselt und beleidigt hatte, zurückversetzt gefühlt hatte, jedoch glaubte sie ihm, dass es tatsächlich nur ein Ausrutscher gewesen war.
Auf ihrem Arm war immer noch das schändliche Wort zu sehen, das sie nach dem Vorfall im Malfoy Manor mit sich herumtrug. Sie schauderte bei dem Gedanken an Bellatrix Lestrange, die dafür verantwortlich war.
„Miss Granger?"
Hermine zuckte zusammen und sah zu Professor Slughorn, der sie mit einem fragenden Blick musterte.
„Miss Granger, was halten Sie von dieser Aussage?", wiederholte der Professor seine Frage.
Die Gryffindor schluckte. „Entschuldigen Sie, Professor, ich weiß es nicht."
„Was heißt, sie wissen es nicht?"
„Ich... ich habe wohl nicht zugehört", gab die Braunhaarige zu und spürte, wie sie rot wurde. Einige andere Schüler kicherten und flüsterten, was die Situation für Hermine noch unangenehmer machte.
„Ich erwarte, dass man in meinem Unterricht aufpasst. Ich möchte, dass sie bis zur nächsten Stunde ein Referat über das Euphorie-Elixier vorbereiten", sagte der Lehrer.
„Ja, Sir." Hermine sah beschämt auf ihr leeres Blatt Pergament. Zum Glück hatte Slughorn keine Punkte für Gryffindor abgezogen.Draco war an diesem Abend erneut alleine im Schloss unterwegs. Er hatte das Ende des Unterrichts herbeigesehnt und war froh, als er endlich seine Sachen packen und verschwinden konnte.
Hermine und er hatten ein Treffen auf dem Astronomieturm ausgemacht, auf das er sich schon den ganzen Tag freute. Keine Menschenseele begegnete ihm auf dem Weg dorthin. Als er zum zweiten Mal an diesem Tag am Innenhof vorbeiging, wurde er hellhörig.
Hatte jemand seinen Namen gerufen? Draußen war es schon dunkel und Sterne glitzerten am klaren Himmel.
Verwirrt schüttelte der Slyhterin den Kopf. Wahrscheinlich halluzinierte er immer noch.
„Draco!", hörte er erneut eine zischende Stimme flüstern.
Der Blonde fuhr herum und sah sich um, konnte aber erneut niemanden erkennen. Gerade wollte er seinen Weg wieder aufnehmen, als die Stimme erneut nach ihm rief.
„Draco! Hier drüben!"
Draco zückte seinen Zauberstab und ging vorsichtig auf die Stelle zu, an der er die Person vermutete.
Sein Körper war angespannt und er wagte nicht zu atmen.
Schließlich hatte er sich der Säule so weit genähert, dass er eine Person in ihrem Schatten erkennen konnte. Sie war ein Stück größer als er, jedoch konnte er in der Dunkelheit nur Schemen ausmachen.
„Ich habe mich schon gefragt, wann du mich endlich entdeckst", sagte der Schatten und bewegte sich ins Licht.
Das fahle Mondlicht beleuchtete nun die Person vor ihm und Draco taumelte vor Überraschung einen Schritt zurück.
„Sag nicht, du bist überrascht mich zu sehen, Sohn."
„V-Vater, was..."
Dracos Herz raste und schlug ihm bis zum Hals. Er atmete hektisch ein und aus und sah seinen Vater mit weit aufgerissenen Augen an. Wie konnte es sein, dass er lebendig und leibhaftig vor ihm stand, wenn seine Mutter ihm vor Kurzem erst den Brief über seinen Tod geschickt hatte?
Halluzinierte er tatsächlich? Es konnte nur so sein. Wie sollte sein Vater sonst vor den Toten auferstanden sein?
„Scheiße, Draco, du wirst verrückt", murmelte er leise zu sich selbst und fuhr sich verzweifelt durchs Haar, ging ein paar Schritte auf und ab.
„Was ist los, Sohn?" Lucius trat einen Schritt auf ihn zu und packte ihn an der Schulter, was seinem Umherlaufen ein jähes Ende bereitete. Draco registrierte, wie echt sich diese Geste anfühlte und seine Augen rasten an seinem Vater rauf und runter.
Seine Haare waren länger geworden und an den Enden schon leicht verfilzt und ein kleiner Bart war ihm gewachsen. Aus seinen Augen schien der Wahnsinn zu leuchten und dunkle Augenringe schattierten diese. Er trug einen zerschlissenen Umhang und dreckige Kleidung, die er anscheinend schon seit Tagen, wenn nicht sogar Monaten nicht mehr gewechselt hatte.
„Was machst du hier? Mutter sagte, du seist tot", hauchte Draco ungläubig.
Sein Vater brach in schallendes Gelächter aus, was den Slyhterin dazu brachte, sich hektisch nach anderen Schülern umzusehen. Nicht, dass ihn jemand mit seinem Vater sah. Für Außenstehende würde diese Situation mit Sicherheit völlig falsch rüberkommen.
Er konnte es ja selbst kaum glauben, dass er wirklich vor ihm stand. Selbst im Tagespropheten war eine Schlagzeile über seinen Tod gewesen.
„Tot?", zischte er, sodass die Spucke nur so aus seinem Mund flog. „Tot?! Ich war noch nie so lebendig, mein Sohn. Ich konnte aus Askaban fliehen und meinen Tod vortäuschen. Ich – der große Lucius Malfoy – habe Askaban besiegt! Du musst mir dabei helfen, an einen Zauberstab zu kommen, Draco!" Seine zweite Hand packte ebenfalls die Schulter seines Sohnes, er schüttelte ihn kurz und lachte dabei triumphierend und wie ein Wahnsinniger, was Draco unglaublich anekelte.
„Fass mich nicht an", zischte er, plötzlich mutig.
„Was sagst du da? Du hast mir zu gehorchen, Sohn und ich fasse dich an, wann ich es möchte." Sein Gesicht nahm zornige Züge an und näherte sich dem seines Sohnes.
„Ich sagte, du sollst mich nicht anfassen oder ich schwöre bei Salazar Slytherin, dass ich dich auf der Stelle töten werde." Um seine Aussage zu untermalen, drückte er Lucius seinen Zauberstab in den Hals.
Er hatte es satt, von ihm herumkommandiert zu werden, nächtelang Albträume zu haben und nicht mehr klar denken zu können. Was erlaubte er sich, hier einfach aufzutauchen?
„Ich glaube, sie haben dir hier in Hogwarts das Gehirn gewaschen", gab Lucius wütend zurück.
„Ich sage es dir nur noch einmal, Vater, fass mich nicht an!" Die letzten Worte spie er geradezu aus, sah seinen Vater entschlossen an und drückte die Spitze seines Zauberstabs stärker in dessen Hals.
„Du glaubst doch nicht, dass du mir damit Angst machst, Draco." Lucius lachte auf. „Du würdest deinem Vater doch niemals etwas antun."
„Sei dir da nicht so sicher", antwortete Draco. „Wenn du mich nicht auf der Stelle loslässt, ist es das letzte gewesen, was du jemals getan hast."
Eine Hand ließ seine Schulter los, aber auch nur, um ihm eine ordentliche Backpfeife zu verpassen. „So lasse ich nicht mit mir reden, Sohn."
Draco, dessen Wange pochte, stürzte auf seinen Vater zu, der ihn nun tatsächlich losgelassen hatte, weil sein Sohn durch den Schlag einige Meter nach hinten getaumelt war, aber schon wieder auf ihn losgehen wollte.
„Ich habe dich gewarnt", sagte er finster. „Avada Kedavra!"
Ein grüner Lichtblitz schoss aus der Spitze von Dracos Zauberstab und traf auf den Körper seines Vaters, der sich verkrampfte und zu Boden ging.
Kurz darauf blieb er reglos auf dem kalten Steinboden liegen. Draco fiel auf die Knie und starrte ungläubig auf seinen am Boden liegenden Vater.
„Scheiße, scheiße, scheiße", sagte er und sah sich erneut hektisch um. Noch immer war keine Menschenseele zu sehen. Niemand hatte ihn oder seinen wahnsinnigen Vater bemerkt. Wahrscheinlich waren alle in ihren Schlafsälen oder im Schloss unterwegs.
Er rutschte zu einer der Säulen und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, zog die Knie an und schlang seine Arme darum. Fast sofort begann er zu zittern.
Der Blonde konnte seine Augen nicht von seinem Vater wenden und fuhr sich erneut verzweifelt durchs Haar, merkte, dass ihm Tränen die Wangen herunterliefen.
Was hatte er getan?
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I'll be good [Dramione]
RomantikHermine Granger wiederholt als einzige des goldenen Trios ihr Abschlussjahr. Sie möchte sich endlich wieder auf den Unterricht konzentrieren, um den bestmöglichen Abschluss zu erreichen. Jedoch hat sie ihre Rechnung ohne Draco Malfoy gemacht, der eb...