Kapitel 29

1.6K 57 4
                                    

I wish that I could wake up with amnesia
and forget about the stupid little things

~ „Amnesia", 5 Seconds of Summer

Zusammen mit Mr Dorkins hatte Hermine Draco auf die Couch verfrachtet.
„Vielen Dank, Mr Dorkins", sagte sie.
„Das war doch keine Ursache. Ich helfe gerne. Was auch immer mit ihm passiert ist... Vielleicht bleibt er lieber ein paar Tage zu Hause und kuriert sich aus", meinte Dracos Kollege.
Hermine nickte. „Haben Sie mitbekommen, was passiert ist?"
„Nicht wirklich. Er ist einfach in der Halle zusammengebrochen und schien vollkommen panisch zu sein und..." Dorkins zögerte, schien verunsichert zu sein.
„Was? Nun sagen Sie schon!", forderte die Braunhaarige.
Der junge Mann lachte nervös. „Ich weiß nicht... Sie werden mich für verrückt halten. Vielleicht habe ich mich ja auch getäuscht."
„Sagen Sie schon", wiederholte Hermine.
„Na ja, es... es kam mir so vor, als hätte er mit jemandem gesprochen, der gar nicht da ist", meinte der Auror schließlich und kratzte sich verlegen am Kopf.
Hermine versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie das Gehörte schockierte. Es musste doch ernster sein, als sie zunächst angenommen hatte. Draco musste wirklich Probleme haben. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, seinen Vater zu sehen.
Die junge Hexe seufzte. „Vielen Dank, Mr Dorkins", sagte sie erneut, verabschiedete sich und schloss die Tür hinter ihm.

Besorgt ging sie zu Draco zurück, der auf der Couch saß. Sie reichte ihm ein Glas Wasser, aus dem er ein paar Schlucke nahm. Fast fühlte es sich wie ein Déjà-Vu an.
Die Braunhaarige legte ihm eine Hand auf den Rücken und fuhr sanft darüber.
„Was ist passiert?", fragte sie dann vorsichtig.
„Ich bin in der Aurorenzentrale gewesen", begann der Blonde. Hermine stellte fest, dass er sich etwas beruhigt hatte, denn er bildete ganze Sätze und stotterte nicht, so wie es das letzte Mal gewesen war.
Wenigstens ein Lichtblick!
„Ich ging ganz normal zu meinem Platz, wie ich es jeden Morgen mache und... auf einmal saß er da", fuhr Draco fort. Er bekam eine Gänsehaut.
„Wer saß da?", hakte Hermine nach.
„Mein Vater." Er hatte so leise geflüstert, dass Hermine ihn kaum verstanden hatte. „Dann bin ich zu den Fahrstühlen zurückgegangen, weil ich plötzlich auch sein Lachen hören konnte und keiner in der Aurorenzentrale hat etwas davon gemerkt. Sie müssen ihn doch auch gesehen haben, Hermine!"
Er schlug die Hände vors Gesicht. „Und unten in der Halle war er plötzlich wieder da. Er stand da einfach so inmitten der Menschen und wieder hat ihn niemand bemerkt!" Gedämpft sprach er durch seine Hände. Hermine legte ihren Kopf auf seine Schulter.
„Wir haben doch schon einmal darüber gesprochen, dass das einfach nicht sein kann. Das muss in deinem Kopf sein, Draco...", sagte Hermine sanft.
Der Blonde atmete laut aus. „Ich kann nicht mehr, Hermine..."
Es brach ihr das Herz ihn so zu sehen.
„Es wird alles wieder gut, Draco. Wir werden dir Hilfe suchen. Dir wird es besser gehen, das verspreche ich dir", meinte sie leise.

Hermine wurde von einem Schrei geweckt. Sofort saß sie aufrecht im Bett, spürte ihr Herz vor Schreck bis in ihren Hals klopfen.
Draco war auf der Couch eingeschlafen und sie hatte ihn nicht wecken wollen, also war sie alleine schlafen gegangen. Der Schrei musste von ihm gekommen sein. Sofort stürzte die junge Hexe ins Wohnzimmer, wo Draco zitternd auf der Couch saß.
„Draco! Was ist los?" Sie hockte sich neben ihn auf den Boden.
„Ich hatte wieder einen Albtraum", sagte er. „VERDAMMTE SCHEISSE!", fügte er wütend hinzu.
Hermine zuckte zusammen. Eine Hand auf seinem Knie, sah sie ihn sanft an. „Ich bin gleich wieder da."
Mit diesen Worten stand sie auf, ging kurz ins Bad und kehrte dann wieder ins Wohnzimmer zurück.
„Hier. Das sind ein paar Muggel-Schlaftabletten. Sie werden dir dabei helfen, schnell und ruhig einzuschlafen", meinte sie und legte eine der Tabletten auf den Tisch neben das Glas Wasser, das noch von vor ein paar Stunden dort stand.
Draco griff danach und besah sich den kleinen weißen Gegenstand misstrauisch. Sie konnte förmlich hören, wie es in seinem Kopf ratterte.
„Hermine, ich muss dich um etwas bitten und du musst mir versprechen, dass du es tust, hast du das verstanden?", fragte er dann und sah ihr intensiv in die Augen.
Hermine nickte. „Was kann ich tun?"
„Du musst meine Erinnerungen an ihn löschen."
Erschrocken sog sie die Luft ein und riss die Augen auf. „Nein, Draco, das... das kann ich nicht..."
„Bitte Hermine!" Flehend sah er sie an. Seine grauen Augen sprühten nur so vor Verzweiflung. Hermines Herz hatte wieder begonnen, schneller zu schlagen.
„Das geht nicht, Draco!", sagte sie scharf.
„Doch, Hermine!", fuhr er sie an. „Ich kann das einfach nicht mehr! Ich werde vollkommen verrückt davon, verstehst du das nicht?! Es macht mich kaputt, es frisst mich von innen auf, Hermine!" Er raufte sich die Haare, die vom einfallenden Mondlicht noch weißer waren, als ohnehin schon. „Bitte, Hermine! Ich flehe dich an! Ich nehme diese Schlaftablette und werde morgen aufwachen und nichts mehr von diesen schrecklichen Dingen wissen. Versprich mir, dass du es tust!"
Er steckte sich die Tablette in den Mund und schluckte sie mit einem Schluck Wasser.
„Draco, ich kann das nicht machen!", rief Hermine panisch. „Was, wenn mir ein Fehler passiert, weil ich so aufgeregt bin und versehentlich etwas anderes aus deinem Kopf lösche? Nein, Draco, auf keinen Fall!"
Sie musste daran zurückdenken, dass sie ihren Eltern vor dem Krieg ebenfalls die Erinnerungen genommen hatte und es gab nichts, was sie mehr bereute. Sie konnte nicht auch noch Draco verlieren.
„Du bist die schlauste Hexe, die ich kenne, Hermine Granger. Dir ist doch noch nie ein Fehler passiert", erwiderte der junge Mann.
Dass er ihr so sehr vertraute erschrak Hermine einerseits, andererseits machte es sie stolz. Trotzdem konnte sie das nicht machen.
„Selbst, wenn es fehlerfrei funktioniert... Ich kann es nicht machen, Draco. Ich habe das schon einmal gemacht und es gibt nichts, was ich mehr bereue!", versuchte sie ihm klarzumachen. Er wusste nichts von der Sache mit ihren Eltern und wie viel sie ihr bedeutet hatten.
„Bitte, Hermine! Ich werde endlich wieder ruhig schlafen können und diese Erscheinungen werden endlich aufhören! Du musst es tun! Es macht mich kaputt!" Tränen liefen ihm über die Wangen und er griff nach ihren Händen. Er schluchzte, was Hermines Herz erneut brechen ließ. „Bitte, Hermine...", hauchte er.
Vollkommen überfordert mit der Situation setzte sie sich neben ihn auf die Couch, nahm seinen Kopf in ihre Hände und legte ihre Stirn an seine, schloss kurz die Augen.
„Okay", flüsterte sie nach einer Weile. Vielleicht konnte sie die Last von ihm nehmen. Sie nahm ihren Zauberstab vom Tisch und drehte ihn in ihren Händen.
Schnell klopfte ihr Herz gegen ihren Brustkorb, als sie Draco ansah und sich ihre Blicke verhakten.
„Ich liebe dich, Hermine", sagte Draco leise. „Und ich danke dir."
„Ich liebe dich auch", erwiderte Hermine. So sehr, dass sie gerade dabei war, sein Gedächtnis teilweise zu löschen. Sie konnte es selbst kaum glauben und hatte unglaubliche Angst, dass sie diese Tat bereuen würde. Ihre Hände zitterten und begannen zu schwitzen, als sie ihren Zauberstab auf ihn richtete.
So aufgeregt war sie schon lange nicht mehr gewesen.
Die Tablette würde mit Sicherheit bald wirken, viel Zeit hatte sie nicht mehr.
Draco sah sie intensiv an und nickte ihr auffordernd zu.
Obliviate", flüsterte sie und ihre Stimme zitterte.

I'll be good [Dramione]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt