Kapitel 18

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I love you, you love me
but not in the same way

~ „Not in the same way", 5 Seconds of Summer

Hermine und Draco hatten in den letzten Wochen kaum Zeit füreinander gehabt, da die Prüfungen begonnen hatten und beide vollkommen vertieft ins Lernen waren.
Jetzt, wo die Prüfungen seit einigen Tagen vorbei und es nur noch wenige Tage bis zu den Sommerferien waren, war Hermine froh, endlich wieder etwas anderes als Bücher und Pergamentrollen zu sehen.
Die beiden hatten sich am See verabredet. Es war ein relativ warmer Sommertag und die Sonne schien Hermine ins Gesicht, als sie am See auf Draco wartete.
Von Harry hatte sie gehört, dass er und Ron damals wegen eines Auftrags in Hogsmeade waren, der anscheinend Teil ihrer Ausbildung gewesen war. Eigentlich hatten die beiden danach nur ein Butterbier trinken wollen, doch dann war Ron komplett ausgerastet und hatte ihrem Besuch ein jähes Ende bereitet.
Hermine war immer noch traurig, dass sie sich noch nicht mit Ron hatte aussprechen können. Es nagte tatsächlich immer noch an ihr, dass er so ausgerastet war und sie ihn einfach ohne Erklärung zurücklassen musste. Sie hätte auch gerne nochmal mit Harry gesprochen, immerhin hatten sie sich monatelang nicht gesehen und...
„Worüber denkst du nach?", ertönte eine Stimme hinter ihr und Hermine wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen. Draco.
Er schlang von hinten die Arme um ihre Taille und schmiegte sein Gesicht in ihre Halsbeuge.
„Nichts", erwiderte die Braunhaarige, während der Slytherin Küsse auf ihrer Haut verteilte. Sofort bekam sie eine Gänsehaut.
„Nichts?", murmelte er. „So vertieft wie du warst, sah mir das aber nicht nach nichts aus."
Hermine konnte sich kaum konzentrieren, da seine Küsse sie so sehr ablenkten. Sie ließ ihren Kopf auf seine Schulter sinken und schloss die Augen, genoss einfach den Moment.
Jemand räusperte sich. Mit einem Seufzen ließ Draco von Hermine ab und fühlte sich in die Zeit zurückversetzt, als Professor Slughorn sie erwischt hatte. Konnte man sie denn nie in Ruhe lassen?
Die Gryffindor sah zu dem Blonden, dessen Augen ein dunkleres Grau angenommen hatten und dann an ihm vorbei zu Ginny, die plötzlich hinter ihnen aufgetaucht war.
„Ähm... ich störe ja nur ungern..."
„Dann lass es, verdammt nochmal", sagte Draco genervt und verdrehte die Augen.
Ginny räusperte sich erneut. „Ich... Da ist jemand, der mit dir sprechen möchte."
„Ich glaube, das ist ein Scherz." Draco sah abschätzig zu Ron, der einen kleinen Pfad aus Richtung des Schlosses entlangkam.
„Es tut mir leid, er hat sich einfach nicht davon abhalten lassen", fügte Ginny noch schnell hinzu, bevor Ron endgültig bei der kleinen Gruppe angekommen war.
„Weaslebee, wie unschön, dich zu sehen. Du kommst auch immer in den falschen Momenten", meinte Draco.
Der Rothaarige sah den Slytherin böse an, schien ihn jedoch zu ignorieren. „Können wir reden, Hermine?"
Wie war er überhaupt schon wieder hierhergekommen?
„Natürlich", erwiderte Hermine ruhig. Draco wollte schon protestieren, sie drückte jedoch kurz seine Hand und sah ihn sanft an, wodurch er sie gehen ließ.
„Was machst du hier, Ronald?", fragte die Braunhaarige dann, als sie sich einige Meter von Draco und Ginny entfernt hatten.
Langsam gingen sie durch das Gras, während die Sonne immer noch auf ihre Köpfe schien. Ron hatte sich in den letzten Monaten verändert. Seine Haare waren ein Stück länger geworden und er strahlte nicht mehr diese Unbeholfenheit aus, für die ihn vorher so viele Schüler verurteilt hatten.
„Harry und ich waren wegen eines Auftrags nochmal in der Nähe und da dachte ich, dass ich dir einen Besuch abstatten könnte. Die Prüfungen sind doch jetzt vorbei und ich glaube, wir haben da noch was zu klären", erklärte ihr bester Freund.
Hermine schwieg. „Und das hätte nicht bis in den Sommerferien warten können?" Tatsächlich hatte sie auch mit ihm sprechen wollen, jedoch gefiel es ihr gar nicht, dass Ron andauernd in den unpassendsten Momenten aufkreuzte. Sie hatte sich noch gar nicht überlegt, was genau sie ihm sagen wollte. Sein Besuch traf sie vollkommen unvorbereitet. Sie hatte ihm das alles in Ruhe erklären wollen und nicht von jetzt auf gleich zwischen Tür und Angel.
„Damit dieses Ekelpaket dir weiterhin seine Zunge in den Hals stecken kann? Oder vielleicht doch eher an den Hals?" Vorwurfsvoll sah Ron auf die Stelle an ihrem Hals, die Dracos Lippen eben noch berührt hatten. Verlegen fuhr Hermine darüber.
„Ich verstehe nicht, was das plötzlich soll, Ronald", sagte sie fest. „Ich dachte, wir wären freundschaftlich auseinandergegangen."
„Ich habe es dir doch schon mal erklärt, Hermine. Ich glaube, das war ein Fehler. Ich will dich zurück." Ron blieb stehen und sah die Braunhaarige verzweifelt an.
Hermine schnaubte. „Und du glaubst, dieses Verhalten ist vorteilhaft dafür? Das war einfach nur peinlich im Drei Besen, Ronald."
„Was hätte ich denn machen sollen, als ich dich da mit diesem Frettchen gesehen habe?", fragte Ron aufgebracht.
Die Gryffindor kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.
„Wann hat das zwischen euch angefangen? Hat er dir einen Amortentia untergejubelt?"
„Ich glaube, du hast völlig den Verstand verloren", murmelte Hermine.
„ICH?! Den Verstand verloren? Wer macht denn hier mit unserem Feind rum, hm?", fuhr er sie an.
„Hör doch mal auf, ständig auf dieser Feindschaft rumzureiten. Der Krieg ist vorbei", erwiderte Hermine, nun sichtlich genervt.
„Beantworte mir doch einfach diese Frage. Wann hat das mit euch angefangen? Irgendwas muss er doch mit dir angestellt haben, das ist doch nicht normal. Wie lange geht das schon? Habt ihr etwa schon miteinander geschlafen?"
Hermine lachte trocken auf. „Oh, Ronald Weasley, ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht." Ihre Augenbrauen waren in die Höhe geschossen und sie konnte nicht glauben, wie unverblümt er sie ausfragte.
Ron raufte sich die Haare. „Scheiße, Hermine, hast du wirklich mit ihm geschlafen?"
„Und wenn schon – es geht dich, verdammt nochmal, nichts an!" Das sagte sie nur, um ihn zu provozieren. Natürlich entsprach es nicht der Wahrheit, aber Hermine wurde langsam wütend.
„Ich glaube es nicht. Ich liebe dich doch, Hermine. Scheiße... Sag mir nicht, dass das die Wahrheit ist..." Ron schlug verzweifelt die Hände über dem Gesicht zusammen.
„Ich liebe dich auch, Ron, aber nicht so", meinte Hermine sanfter. „Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du mir mein Glück lassen, anstatt es infrage zu stellen."
„Scheiße, Hermine! Ich verstehe dich einfach nicht", fuhr Ron fort.

Von Rons Gebrüll angelockt, kamen nun auch Ginny, Draco und Harry, der kurz vorher zu der Gruppe gestoßen war, auf Ron und Hermine zu.
Die Weaslette hatte die beiden jungen Männer davon abhalten wollen, aber Draco wollte sich Weasleys laute Stimme nicht länger anhören und Harry war der Meinung gewesen, eingreifen zu müssen, bevor der Streit endgültig eskalierte.
„Was ist hier los?", fragte der Schwarzhaarige.
„Sie haben verdammt nochmal miteinander geschlafen, Harry." Das Wiesel sah seinen Freund eindringlich an, während Draco nur grinste. Eine bessere Vorlage hätte er ihm nicht liefern können.
„Oh, du meinst gestern? Oder vorgestern? Oder in den Weihnachtsferien?" Draco tat, als müsse er angestrengt überlegen.
Ron wurde nur noch wütender.
„Es war verdammt gut", fügte der Slytherin noch hinzu und grinste ihn an. „Etwas, was du mit Sicherheit nicht behaupten kannst." Zufrieden mit sich sahder Blonde zu Hermine, die sich auf die Unterlippe biss, was ihn rasend machte.
„Was zum..." Ron brach ab und sah fassungslos zwischen Hermine und Draco hin undher.
„Das hat es jetzt nicht besser gemacht, Malfoy", meinte Harry ruhig. „Hört auf euch zu streiten."
Kurz herrschte Stille. „Ron, es hat uns – strenggenommen – nichts anzugehen, mit wem Hermine zusammen ist. Wenn sie darüber reden möchte, werde ich immer ein offenes Ohr für sie haben, aber sie dazu zu nötigen, dir Dinge über ihr Privatleben zu erzählen, geht definitiv zu weit. Ich habe dir gesagt, dass ich es für keine gute Idee halte, hier einfach aufzutauchen, aber du wolltest ja nicht auf mich hören", sagte Harry dann. „Ich finde es sowieso nicht gut, dass dieser Streit hier vor so vielen Menschen ausgetragen wird."
Draco war erstaunt, dass Potter wirklich so viel Verstand besaß.

„Hör zu, Ron. Ich hätte euch das früher oder später schon noch erzählt, aber ich musste mir doch erstmal selbst darüber klarwerden, was das zwischen uns ist. Ich bin glücklich, so wie es jetzt ist. Ich liebe dich auch, aber nicht mehr so", sagte Hermine sanft. „Es tut mir leid."
Ron nickte, auf seinem Gesicht ein verletzter Ausdruck. Er entfernte sich daraufhin von der Gruppe und ging Richtung Schloss davon.
Harry seufzte. „Ich würde mich freuen, wenn wir uns in den Ferien sehen", sagte er dann zu Hermine und ging einen Schritt auf sie zu, breitete die Arme aus.
Sehnsüchtig erwiderte die Gryffindor die Umarmung. Sie hatte ihn vermisst und all die Anspannung fiel mit einem Mal von ihr ab.
„Für mich ist es okay", sagte ihr bester Freund leise in ihr Ohr. „Alles ist okay, solange du glücklich bist."

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Ron ist wieder auf Krawall gebürstet. Ich hoffe, das Kapitel war amüsant und es hat euch gefallen :)
Habt noch einen schönen Tag <3

I'll be good [Dramione]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt