Kapitel 28

1.4K 56 3
                                    

Cause my demons tied me down
with silk chains wrapped around my soul
It seems so obvious
that I should put an end to this
but demons take control
like dark sins in my soul

~ „Demons", Against The Current

Draco wachte in dieser Nacht schweißgebadet neben Hermine auf. Er hatte erneut von seinem Vater und Lord Voldemort geträumt, hatte dessen abstoßendes Gesicht und Nagini gesehen, seine schreckliche Stimme gehört, seine langen Fingernägel gespürt, die über die Haut an seinem Arm gestrichen waren, wo noch heute das dunkle Mal prangte.
Leise stand er auf, um Hermine nicht zu wecken und ging ins Bad, wo er sich kühles Wasser über die Handgelenke laufen ließ.
„Verdammte scheiße", murmelte er. In diesem Moment hasste er sein Leben. Er wollte einfach nicht mehr derjenige sein, der diese schrecklichen Gedanken hatte und nicht mehr schlafen konnte. Er konnte einfach nicht mehr. Es fraß ihn von innen her auf und er konnte nichts dagegen tun und es machte ihn erneut verrückt, so wie es in letzter Zeit schon oft gewesen war.
Nachdem er nicht mehr so schwitzte, ging er zurück ins Schlafzimmer und versuchte, noch ein bisschen zu schlafen, jedoch starrte er nur die ganze Zeit aus dem Fenster, wo der silbrige Mond am Himmel stand.

Den nächsten Tag verbrachte er mit Hermine in Hogsmeade. Dort hatten sie sich mit Blaise und Ginny verabredet.
„Mann, Draco, schön, dich zu sehen!", sagte Blaise und umarmte ihn einmal freundschaftlich und klopfte ihm auf den Rücken. Alle begrüßten sich, waren froh, sich wiederzusehen und betraten das Drei Besen.
Nachdem sie einen Tisch gefunden und Getränke bestellt hatten, legte Blaise sofort los.
„Erzähl Draco, wie geht es dir? Wie ist es in der Aurorenzentrale? Warst du schon auf Einsätzen dabei?", feuerte der Dunkelhäutige eine Frage nach der anderen ab.
Draco lachte. „Beruhige dich, Blaise." Eigentlich hatte er gar keine Lust, über seinen Job zu reden, tat es seinem besten Freund zuliebe dann aber doch.
„Eigentlich ist es gar nicht so spannend, wie alle immer sagen – zumindest nicht, wenn du Büroarbeit machen musst", begann er und erzählte dann von seinem ersten Einsatz, ließ die Tatsache jedoch aus, dass ihnen der Geflüchtete durch die Lappen gegangen war. Er wollte wirklich nicht, dass noch mehr Leute davon erfuhren – es reichte schon, dass sich die Auroren über ihn lustig machten.
„Das ist wirklich cool!", erwiderte Blaise, nachdem er zu Ende berichtet hatte. Draco legte den Arm auf Hermines Stuhllehne, was diese mit einem Lächeln quittierte und Ginny aufforderte, von ihren ersten Wochen bei den Holyhead Harpies zu erzählen.
Sofort sagte die Rothaarige begeistert, dass ihr Team sie herzlich empfangen hatte und sie das Training liebte.
Hermine freute sich, dass ihre Freundin sich so gut eingelebt hatte und Spaß bei ihrer Arbeit hatte. Danach erzählten auch sie und Blaise von ihren Tätigkeiten und die vier unterhielten sich noch lange. Draco hatte endlich mal wieder für ein paar Stunden seine Sorgen vergessen können, was ihm wirklich gutgetan hatte.
„Es war ein wunderschöner Abend", sagte Hermine, als sie sich verabschiedeten.
„Auf jeden Fall!", antwortete Ginny. „Das müssen wir bald wiederholen."

Als Draco in der nächsten Woche mit dem Fahrstuhl in die zweite Etage des Ministeriums fuhr, war er absolut unmotiviert und wollte am liebsten gar nicht erst zur Arbeit gehen. Sein erster Einsatz hatte ihm eigentlich Spaß gemacht, obwohl er so ein abruptes Ende gefunden hatte, jedoch hatte man ihn ja zur Büroarbeit verdonnert und auf diese hatte er wirklich keine Lust.
Seufzend betrat er die Aurorenzentrale und steuerte seinen Platz an, vor dem er wie angewurzelt stehen blieb.
Das konnte doch nicht wahr sein...
Vor ihm auf dem Schreibtischstuhl saß sein Vater, seelenruhig, als wäre das nicht absolut unmöglich und verwunderlich. Draco sah sich um. Keiner der anderen Anwesenden schien etwas zu bemerken. Heute war die Aurorenzentrale relativ leer – wahrscheinlich waren viele Auroren zu Einsätzen aufgebrochen. Auch Potter und Weasley waren nicht da, stellte der Blonde fest. Nur Dorkins saß an seinem Platz und winkte ihm von dort aus freundlich zu.
„Malfoy! Was schauen Sie so?"
Dann sah er es tatsächlich nicht? Seine Atmung verschnellerte sich und sein Herz schlug schnell gegen seine Brust, als er das Lachen seines Vaters in seinen Ohren hörte. Ohne Dorkins zu antworten stürzte er aus dem Raum und zurück in den Fahrstuhl. Die Kabine setzte sich in Bewegung und brachte ihn zurück ins Erdgeschoss und in die riesige Halle.
Aus einem der Fahrstühle neben ihm stürzte Dorkins, anscheinend völlig außer Atem, da er ihm nachgelaufen war.
„Malfoy, was ist los?", fragte er und sah ihn besorgt an.
„Nichts, ich..." Ihm stockte der Atem, als er die Gestalt seines Vaters erneut einige Meter vor ihm in der Halle sah.
Auch hier schien ihn niemand zu bemerken, dabei stand er doch direkt dort, wo er eigentlich auffallen müsste!
Draco raufte sich die Haare. Für Außenstehende musste er vollkommen wahnsinnig wirken. Vielleicht war er das ja auch.
„Soll ich Sie ins Krankenhaus bringen?", fragte Dorkins.
Draco antwortete nicht. Die Sicht vor seinen Augen verschwamm, in seinen Ohren rauschte es. Er sah, dass sein Kollege mit ihm sprach, verstand aber nicht, was er sagte.
Er fiel auf die Knie, hielt sich die Ohren zu, in denen er nun wieder das Lachen seines Vaters hörte.
Schweiß brach ihm aus, lief schon nach kurzer Zeit von seinen Schläfen und tropfte auf sein Hemd.
Sein Vater machte einen Schritt auf ihn zu, lachte wieder.
„BLEIB WEG!", schrie Draco und kniff die Augen dann fest zusammen.
Er hatte die Aufmerksamkeit der gesamten Halle auf sich gezogen. Verwirrte Blicke wurden unter den Zauberern getauscht, die nichts an der Stelle erkennen konnten, auf die der junge Mann starrte. War es zuvor mucksmäuschenstill gewesen, begannen nun leise Tuscheleien und geflüsterte Worte wurden gewechselt.
„Da ist niemand", hörte er die dumpfen Worte von Dorkins.
Der Blonde atmete hektisch ein und aus und begann am ganzen Körper zu zittern.
Er bekam nur am Rande mit, wie ihn jemand fest in den Arm nahm und beruhigend über seinen Rücken streichelte.
Immer noch hielt er sich die Ohren zu und wimmerte. Er wusste, dass er sich gerade zum Gespött machte, jedoch war ihm das in diesem Moment vollkommen egal.
Er wollte nur, dass es aufhörte.

„Es wird alles gut", sagte Hermine, die über Draco kniete und ihn fest im Arm hielt. Leta hatte sie gerufen, da sie Draco in der Halle hatte zusammenbrechen sehen.
Was, bei Merlin, war passiert? Er hätte doch eigentlich in der Aurorenzentrale arbeiten müssen.
„Miss Granger", sagte jemand neben ihr. Ein braunhaariger, junger Mann, der nicht weit entfernt von ihnen stand. Sie wusste nicht, wer er war, aber natürlich kannte er sie – jeder in der Zauberwelt wusste etwas mit ihrer Person anzufangen.
„Edward Dorkins", stellte er sich vor. „Ich arbeite mit Mr Malfoy in der Aurorenzentrale. Lassen Sie mich Ihnen helfen. Wir müssen ihn hier rausschaffen."
„Vielen Dank." Hermine nickte und ließ sich von Mr Dorkins helfen, Draco aufzurichten.
Nach wie vor war es für sie ein Rätsel, was passiert war, jedoch würde sie es bald herausfinden...

I'll be good [Dramione]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt