NELES POV:
Ich zischte sie noch ein wenig an, den Rest der Fahrt sprachen wir nicht mehr. Mit Marie hatte ich es mir nun endgültig verbaut. Ich hoffte, es würde ihr nicht schwer fallen. Wieso sollte es auch? Sie hatte doch jetzt ihre neuen Freunde. Sie brauchte mich nicht mehr. Ich war überflüssig. Unbenutzbar. Unsichtbar. Die Wohnung der Apes befand sich in einem Mehrfamilienhaus in der obersten Etage. Die Tür öffnete sich und darin erwartete uns ein ziemlich großer Typ mit Sturmfrisur. Jan oder Andre. Die sahen doch beide gleich aus!
"Du bist ... Nele, richtig? Ich bin Andre!", sate er. ohne mit Zeit zu geben, zu bejahen. Klar, natürlich war es Andre. Mein Blick wanderte zu seiner Schulter, auf der sich ein Tattoo befand. Auch auf seinen Unterarm ziehrten drei Affenköpfe und eine Waage. Andre lächelte mich freundlich an, etwas, was meinen ermüdeten Reflexen sofort eine Charaktervortäuschung vorschrieb. Keine neuen Freunde machen.
"Schön für dich", sagte ich protzig und hielt den Blickkontakt. Es gibt nichts, was ein Player mehr hassen könnte, als Abweisung. Schließlich konnte er alles haben. Und jede. Wären die Umstände anders, hätte ich mich vielleicht sogar auf ihn eingelassen, aber sie sind nun einmal nicht anders und das bereue ich auch nicht. WIrklich nicht. Als er endlich aus dem Türrahmen trat, stolzierte ich an ihm vorbei und beachtete ich gar nicht. Charaktervortäuschung. Unbeliebt machen. Ich zog meine Schuhe aus und lehnte mein Longboard vorsichtig neben ihres, eine Rechnung wegen eines kaputten Schankes konnte ich trotz allem nun wirklich nicht gebrauchen. hinter Marie und den beiden Jungs lief ich die Treppe in das Obergeschoss der Wohnung hoch. Oben wurde Marie gleich von zwei Mädchen überfallen und umarmt. Das gab mir den Rest. Ich war überflüssig. Sarah und Regina, so hießen sie. Ich kannte sie auch. Natürlich. Ich kannte jeden. Sonst hätte Nico mich schon vor Monaten im Regen stehen lassen. Sarah fragte Marie nache einer Prüfung, die sie anscheinend heute geschrieben hatte. Ich wuuste davon nichts. Ich hatte mich auch nicht darum gerissen, etwas darüber in Erfahrung zu bringen. Ich hatte das nicht länger gewollt. Hinter mir tauchte plötzlich noch ein Typ auf. Diesmal war es Jan. Er begrüßte Marie und umarmte sie. Noch ein Freund mehr. SIe war versorgt. Ich war überflüssig. Nicht zu gebrauchen. Ich stand ihr nur im Weg. stumm blickte ich in die Runde. Auf einemal drehte sich Marie zu mir um und schob mich neben sich.
"Leute, das ist Nele"; sagte sie und zählte noch einmal die Namen der anderen Personen auf, die ich längst kannte. Alle lächelten mich freundlich an, doch ich starrte nur zurück. Ich legte keine Emotion in meinen Blick, jedenfalls bemühte ich mich darum. Wir schwiegen einen kurzen Moment, bis Andre, der hinter uns gegangen war, die Situation ein wenig auflockerte.
"Lass raus gehen, die Sonne scheint noch", meinte er. Sarah und Regina gingen lachend auf die Terasse, ich folgte einfach der kleinen Menge von Maries neuen Freunden, die ihr anscheinend mehr bedeuteten als ich. Ich war überflüssig. Eigentlich war es schön hier, auf der freien Fläche, mit dem Blick auf die Dächer Kölns. So ruhig, friedlich, unangetastet. Wären die Umstände anders, hätte ich gelacht. Ja, vielleicht hätte ich sogar getanzt. Im Licht der Sonne. Zusammen mit Marie. Aber Marie hatt es nicht mehr nötig, mit mir zu tanzen. Sie hatte jetzt Ju. Sie konnte immernoch tanzen, auch, wenn ich weg sein würde. Wegen mir sollte sie nichts aufgeben, das hätte ich nicht verdient. Anscheinend war Marie noch kurz drinnen geblieben, denn sie kam erst jetzt durch die Terassentür, Ju und Andre an ihrer Seite. Sie setzten sich um den großen Holztisch herum, Jan und Andre standen, da es nicht genug Stühle gab. Auch ich hatte mich ein wenig abseits gegen eine Wand gelehnt und lauschte den Geschichten, die Regina über die Schauspielschule erzählte. Hätte ich sie unter anderen Umständen kennengelernt, hätte ich gelacht, aber die Umstände waren nicht anders, also lachte ich nicht. Maire schon und erstaunlicherweise erleichterte mich das. Sie konnte leben. Auch ohne mich. Sie konnte lachen. Auch ohne mich. Sie konnte tanzen. Auch ohne mich. Jetzt. Früher hatte sie mich gebraucht, jetzt nicht mehr. Ich bin überflüssig, keiner bemerkt mich. Ich bin unsichtbar, keiner sieht mich. Und vielleicht wollte ich es auch gar nicht anders. Vielleicht sollte es auch genau so sein. Vielleicht habe ich diese Entscheidung für mich selbst getroffen. Vielleicht auch nicht. Aber ich habe sie getroffen und das zählt. Irgendwann war Regina gegangen, Jan hatte sich in sein Zimmer zum Cutten verzogen. Marie und Ju waren rein gegangen. Sarah und Cengiz hatten sich auch eine Ecke gesucht. Ich war also fast allein. Nur noch Andre saß mit geschlossenen Augen der Sonne zugewandt auf einem der Stühle. Jetzt holte er sein Handy heraus und machte Fotos vom Sonnenuntergang oder wie auch immer man das in einer Großstadt nennen mag. Der Sonnenuntergang. Das war der Moment. Ein wundervoller Tag, ein ruhiger Moment. Langsam ging ich zu der Mauer, hinter der sich der vier Stockwerke tiefe Abgrund befand. Ich kletterte auf die halbhohe Wand, ohne Angst, ohne Zittern, ohne Zweifel. Es war ein guter Weg. Marie würde glücklich sein, auch ohne mich. Ich war überflüssig. Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter einem Gebäude. Jetzt war es der Moment. Für mich. Ich drehte mich um, mit dem Rücken zur Sonne. Mit dem letzten Sonnenstrahl verschwand meine Energie. Ich hielt die Luft an. Bis ich Ohnmächtig wurde. Bis mein Körper nach vorne fiel. Bis er zerissen wurde. Von den Schultern aus ging der Schmerz durch meinen ganzen Körper. Keine Stelle wurde verschont. Und dann war ich tot.
Der zweite Teil, Leserchens!
Tut mir leid, dass heute keine Ju FF mehr kommt, aber ich gehe jetzt gleich auf das Lady Gaga Konzert und das Kapitel hatte ich gestern schon angefangen. Schön, wenigstens habt ihr ein bisschen Stoff zum Lesen und Nachdenken.
LG Kaeferchen!
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Die Geschichte von Nele (Julien Bam/Apecrime FF FanFiction) (Parallelgeschichte)
FanfictionDas hier ist die Geschichte eines Mädchens. Eines Mädchens, das irgendwie am Abgrund steht und entscheiden muss, ob die, die ihr helfen, es für sich tun, für sie oder ob sie nur vor haben, ihr Leben noch mehr in die Länge zu ziehen. Genauer gesagt g...