NELES POV:
"Bitte lass das", sagte ich und hielt mir den Kopf.
"Warum?", fragte Andre leicht gereizt. "Hast du Angst vor dir selbst?"
"Ja, verdammt nochmal!", sagte ich ebenfalls gereizt, den Blick jedoch weiterhin gesenkt.
"Das musst du nicht", sagte Andre. Er hatte ja keine Ahnung, wovon er da sprach.
"Du kennst mich nicht", wiederholte ich.
"Dann lass mich dich kennen lernen", meinte Andre und umfasste meinen Unterarm.
"Nein!", schrie ich und rollte nach hinten, doch ich riss Andre mit, da er meinen Arm nicht loslassen wollte. Er fiel über mich, stützte sich jedoch noch mich beiden Ellenbogen am Bett ab. Jetzt war ich gefangen. Über mir war Andre, unter mir das Bett. Auch, wenn Andre mich nicht berührte, spürte ich seine Nähe deutlicher als je zuvor.
"Warum nicht?", fragte Andre bedrohlich und näherte sich mit seinem Gesicht meinem. Langsam wurde mir das alles zu viel hier.
"Ich will kein Mitleid von dir, du arroganter Arsch", knurrte ich und kickte mit meinem Knie zwischen seine Beine. Unschlau, denn dadurch erreichte ich nur, dass er auf mich drauf fiel, da ich mich nicht rechtzeitig weg rollen konnte. Ich stöhnte auf, als sein Körper auf meinen prallte.
"Pass auf, was du sagst"; keuchte er mit brüchiger Stimme.
"Wenn du mich nicht so einengen würdest...", erwiderte ich und versuchte mit aller Kraft, Andre von mir runter zu schieben. Es glang mir, wie zu erwarten, nicht. "Geh runter von mir!"
"Das war nicht meine Idee, dass hast du dir selbst zuzuschreiben!", keuchte Andre immer noch, doch schob sich langsam von mir runter. Sofort sprang ich auf und nahm meine alte Position an der Wand wieder ein. Andre verzog noch eine Weile das Gesicht und kugelte sich in seinem Bett hin und her, riss sich aber irgendwann wieder zusammen und setzte sich aufrecht hin. Ich war froh, dass er einigermaßen Abstand zu mir wahrte.
"Angenommen, ich sage Cengiz, er soll von der Tür weg gehen, was würdest du dann tun?", fragte Andre. Ich antwortete ehrlich.
"Ich würde nach oben laufen und runter springen", sagte ich also, ohne mit der Wimper zu zucken.
"Warum?", fragte Andre wieder.
"Weil man mich nicht mehr braucht", antwortete ich.
"Das stimmt nicht", sagte Andre.
"Das kann ich wohl selbst entscheiden", schrie ich ihm ins Gesicht.
"Woh, komm wieder runter, Mädl", meinte Andre, zog die Augenbrauen hoch und hob abwehrend die Hände.
"Warum, hä? Denkst du, du könntest auch nur irgendetwas ändern?", schrie ich. Mit jedem Wort wurde meine Körperhaltung agressiver, wie die eines Raubtieres, was frische Beute gewittert hatte.
"Ja, das denke ich", rief Andre mir entgegen und beugte sich ein Stückchen weiter vor. Ich zuckte zusammen. Was sagte er da.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst", sagte ich plötzlich etwas überrascht und blickte ihm in die Augen, um seine Reaktion abzuschätzen.
"Doch", sagte Andre. "Ich glaube, ich könnte es. Ich habe das selbst durchmachen müssen. Ich habe selbst viel gelitten. Und ich glaube, du könntest mit meiner Hilfe etwas erkennen. Nämlich, dass du irgendwo dazugehörst. Du musste deinen Platz nur finden." Meine agressive Haltung verschwand und ich begann, meine Stirn zu runzeln und meine Augen zu weiten.
"Du bist verrückt", zischte ich abweisend und lehnte mich mit dem Kopf an die Wand.
"Du glaubst also nicht, dass du einen Platz findest?", fragte Andre.
"Nein", antwortete ich kurz und ehrlich ohne zu zögern.
"Lass uns etwas vereinbaren", meinte Andre und ich wurde etwas aufmerksamer. "Von heute an gibst du dir selbst genau drei Monate, in denen du alles machen kannst. Einmal noch dich überall durchschleusen. Gib dir diese Zeit, um heraus zu finden, wohin du gehörst. Wenn die drei Monate um sind und du dich immernoch umbringen willst, dann tu es." Er hielt mir seine rechte Hand hin und ich betrachtete sie. Wenn ich gewusst hätte, was alles passieren würde, hätte ich es nicht getan, aber ich hatte sie ergriffen und geschüttelt.
"Im Gegenzug sagst du Marie kein Sterbenswörtchen davon. Sonst werde ist unsere Vereinbarung nicht mehr gültig", verlangte ich.
"Wie willst du das kontrollieren?", fragte Andre frech und ließ meine Hand fallen.
"Ich weiß mehr, als du denkst", sagte ich, um ihm ein wenig Respekt vor mir zu verschaffen. Ich würde es nicht mitbekommen, würde er es Marie erzählen, aber ich konnte ja wenigstens so tun. Marie sollte nicht wissen, mit welchen gedanken ich spielte. Ich wollte ihre Hilfe nicht. Und genausowenig wollte ich ihr weh tun.
"Ach ja? Was denn zum Beispiel?", sagte er herausfordern und ungläubig. Ich überlegte kurz und fand die Erinnerung an einen Partybesuch vor einer Woche, den ich beobachtet hatte.
"Vor einer Woche, das blonde Mädchen mit den roten Ohrringen aus dem Club unten am Rhein, dass du zu "Turn down for what" angetanzt hast, mit der du nacher auch in der Kiste warst. Erinnerst du dich an sie? Die ist in der Nacht gegen 2:30 von hier abgehauen. Und du hast sie noch nicht einmal zur Tür begleitet. Wie unhöflich von dir", erzählte ich und beobachtete, wie Andres Augen immer größer und größer wurden.
"Woher weißt du bitte von der?", fragte er erstaunt und total neben der Spur.
"Du erzählst Marie nichts", verlangte ich und streckte ihm meine rechte Hand hin. Andre zögerte kurz, doch dann schlug er ein.
"Okay", sagte er und rutschte von mir zurück, kletterte vom Bett und setzte sich an den PC, ohne mich weiter zu beachten. Ich verließ sein Zimmer nicht. Ich saß einfach auf dem Bett und beobachtete Andre. Als es schließlich nachts war, erlaubte er mir, in seinem Bett zu schlafen. In der selben Nacht, als ich sicher gegangen war, dass Andre wirklich tief und fest schlief, war ich aufgestanden, hatte meine Sachen und mein Longboard gepackt und war einfach losgefahren. Ins Nichts. Ich wollte Andre den Gefallen tun. Ich wollte mir selbst eine letzte Chance geben. Drei Monate hatte ich Zeit. Und ich würde sie nutzen.
Das ist also das nächste Kapitel, Leserchens,
ich habe ganze vier Tage daran gearbeitet und mir immer wieder überlegt, wie ich das Ganze am besten schreibe, das kam am Ende raus, lasst doch einen Vote und einen Kommentar da, wenn es euch gefallen hat.
LG Kaeferchen
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Die Geschichte von Nele (Julien Bam/Apecrime FF FanFiction) (Parallelgeschichte)
FanficDas hier ist die Geschichte eines Mädchens. Eines Mädchens, das irgendwie am Abgrund steht und entscheiden muss, ob die, die ihr helfen, es für sich tun, für sie oder ob sie nur vor haben, ihr Leben noch mehr in die Länge zu ziehen. Genauer gesagt g...