Die Stadt der Stereotypen

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NELES POV:

Ich gab mir wirklich Mühe in den nächsten Tagen. Zusammen mit Ev ging ich in die Schule, ich war freundlich zu Jean und zu ihr. Abends gingen wir manchmal aus, manchmal auch nicht. Aber es war einfach nichts wie vorher. Es war neu, es war anders, aber es war nicht wie voher. Das Problem daran war, dass es schlechter war. Ich war hier her gekommen, um neu zu beginnen und was passierte? Ich gab mir so eine Mühe und es sprang noch weniger dabei raus als bei meinem verkorksten Leben in Köln. Es war nicht besser. Es war nicht einfacher. Es war noch nicht einmal wirklich neu. Bonn war eine Stadt volle Stereotypen und Leuten, die mich an das erinnerten, was ich bereits hatte. Oder hatten konnte. Falls ich nach Köln zurück kehrte. Ich sah in die Gesichte von Mitleid, von Skepsis, von Abneigung, von Ignoranz und von Wut. In jedem paar Augen, das ich betrachtete, spieglte sich ein rotes Feuer wieder, das die Leute antrieb, sich an die Regeln zu halten. Nicht aus der Rolle zu fallen. Sich anzupassen. Einfach an mir vorbei zu gehen und sich auch nicht nur das kleinste bisschen für mich zu interessieren. Bonn brachte mir nichts. Es lies mich nur noch mehr sehen, wie die Welt wirklich war. Grausam, skrupellos, korrupt und ohne jegliche Rücksicht. Alles darin war nur dazu bestimmt, zurück zu schlagen, wenn man nicht aufpasste. Und wenn man einmal geschwächt war, gab es keine Chance mehr, aufzustehen und sich zu wehren. Dann war es zu spät. So wie bei mir. Ich... Für mich war es zu spät. Ich saß auf dem Bett und drehte das lederne Armband an meinem Handgelenk. Es hatte auf Andres Tisch gelegen, als ich gegangen war und ich hatte es heimlich eingesteckt. Ob er bemerkt hatte, dass es weg war? Ob er überhaupt bemerkt hatte, dass ich weg war? Immer wieder schaltete ich mein Handy aus und ein, wartete darauf, dass sich die Zeit änderte, schneller vorbei ging oder einfach stehen blieb. Meine linke Hand ruhte auf meiner rechten Schulter, so das Andres Armband unmittelbar vor meiner Nase baumelte. Ich sog den Duft in mich auf. Es roch nach Leder, Schweiß und Zimt. Das erinnerte mich an Spekulatius. Irgendwann, es musste noch vor dem Tod von Maires Eltern gewesen sein, hatten wir zwei einmal versucht, Zimtplätzchen zu backen. Nebenbei bemerkt sind wir daran kläglich gescheitert und die Plätzchen sind uns im Backofen verbrannt, aber wir haben sie trotzdem gegessen. Egal, wie eklig sie geschmeckt hatten. Egal, wie seltsam sie auch ausgesehen hatten. Es war das erste Mal gewesen, dass etwas wirklich unser eigenes Werk war. Wo war diese Marie geblieben? Wieso hatte sie sich so zerstören lassen und zugelassen, dass dieses Arschloch von Nico Marie so dermaßen unter die Fittiche nahm, dass sie keine Ahnung mehr hatte, was Leben bedeutete? Sie war genauso geworden, wie die Leute hier und wie der Rest der Welt. Alle Leute, die ich kannte, waren so geworde, wie der Rest der Welt. Ich stand ganz allein. Ich war die einzige, die auf mich aufpasste. Ich war die einzige, die sah, wie wir einander ignorierten. Ich war die einzige, die allein war. Bis zu diesem Moment, der den letzten Lichtblick in meinem Leben markierte.

Leserchens,

ich habe mich hier, wie in der Ju FF unglaublich lange nicht gemeldet. Ich will mich da auch jetzt nicht heraus reden, es ist einfach unglaublich viel los im Moment und unter Stress vergeht mir dann auch die Motivation zum Schreiben. Ich lass es dann lieber gleich, anstatt euch da irgendwelchen Müll aufzutischen, aber das dürftet ihr ja auch schon von anderen Autorinnen kennen, vielleicht sogar von euch selbst. Ich wünsche euch aber jetzt erst einmal noch einen wünderschönen Montagabend, hoffentlich sehen wir uns auch in diese Geschichte bald wieder.

LG Kaeferchen

Die Geschichte von Nele (Julien Bam/Apecrime FF FanFiction) (Parallelgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt