mess of me - citizen soldier
Wir entdecken Wala, die am Rand des Wohnzimmers steht und gesellen uns zu ihr. Sie wirft mir einen eindeutigen Blick zu, der besagt, dass wir über das gerade am Montag nochmal ganz genau reden werden.
»Hattet ihr Spaß?«, fragt sie und trinkt einen Schluck von dem Drink, den sie in der rechten Hand hält.
Leyan zuckt die Schultern und löst seine Hand aus meiner, um sich durch die dunklen Haare zu fahren.
»Also Leyan«, nimmt Wala das Gespräch wieder auf. »Warum hast du ausgerechnet eine Party gewählt, um dich mit Siran zu treffen? Ihr hättet euch doch auch irgendwo im Park treffen können oder so.«
Er antwortet nicht, aber ich sehe, wie er seinen Kiefer anspannt. Doch ich weiß, warum er ausgerechnet diesen Ort ausgewählt hat. Es ist seine gewohnte Umgebung, jedoch nicht so privat wie sein Zuhause. Und es ist leichter zu erzählen, wenn man sich in der Umgebung wohl fühlt.
»Du scheinst heute echt nicht gesprächig zu sein.« Wala schaut ihn missbilligend an. »So kann ich doch gar nicht herausfinden, ob du für Siran geeignet bist.«
»Lass ihn doch«, beginne ich, doch Leyan legt eine Hand auf meinen Unterarm und sieht mich sanft an.
»Ist gut so, Engel.« Er lächelt leicht und mir wird warm uns Herz.
»Oh mein Gott«, quietscht Wala unterdrückt. »Wenn ihr nicht zusammen kommt, weiß ich auch nicht weiter.« So schnell kann sich ihre Stimmung ändern.
Sie betrachtet uns eingehend. Leyan steht nah bei mir und wenn einer von uns sich bewegt, berühren sich unsere Schultern. Er hat wieder nach meiner Hand gegriffen, hält sie fest, als könnte er mich sonst verlieren.
»Ihr seid euch wirklich sicher, dass ihr euch nicht irgendwann nochmal heimlich getroffen habt? Ihr könnt niemals nur durch Schreiben so vertraut zueinander sein.« Zweifelnd zieht sie eine Augenbraue hoch und leert ihren Becher in einem Zug. »Ich brauche was Stärkeres. Es kann doch nicht sein, dass ihr euch nicht kennt.«
»Wir kennen uns.« Mein Blick schnellt zu Leyan und trifft auf seinen entschlossenen. »Wir kennen uns«, wiederholt er leiser.
Er sieht mich aus unergründlichen sturmgrauen Augen an. »Vor sieben Jahren, Engel …«
Mir stockt der Atem. Mehr braucht er nicht zu sagen, ich weiß was er meint. Aber es kann nicht sein, es darf nicht sein. Was vor sieben Jahren geschah kann er unmöglich wissen. Er muss etwas verwechseln, er kann mich nicht kennen!
Mit weit aufgerissenen Augen starre ich ihn an, unfähig etwas zu tun. Die Geräusche um mich herum sind verstummt, Leyan nimmt mich voll ein.
»Hey«, weckt er mich wieder sanft aus meiner Starre. »Es ist alles gut, Engel. Alles ist in Ordnung.«
Ich schüttele seine Hand auf meiner Schulter ab. »Das kann nicht sein«, flüstere ich fassungslos, die schöne Stimmung von vorhin ist wie weggeblasen. »Woher …? Ley …«
Ich blicke mich hastig um, Wala ist verschwunden. Vielleicht wusste sie, dass es besser ist, uns alleine zu lassen.
»Es stimmt also.« Er schließt kurzzeitig die Augen. Seine Hände greifen nach meinen. Erst zucke ich weg, lasse ihn sie dann aber fest mit seinen Fingern umschließen. Ich versuche, meine zittrige Atmung wieder zu beruhigen und umklammere Leyans Hände.
»Das, was vor sieben Jahren passiert ist, war die schlimmste Zeit meines Lebens«, beginne ich. Meine Stimme klingt schwach, genau wie ich mich fühle. »Woher weißt du davon?«
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Absturznächte [abgebrochen]
Teen Fiction[ Und jeden Abend habe ich Angst, dass du nicht bei mir sein wirst ] Beginn: 11.08.2020 Ende/abgebrochen: 05.01.2021 Cover by @ariethene © all rights reserved