would anyone care - citizen soldier
ich schreibe es einfach mal vorsichtshalber hinzu: triggerwarnung - kapitel enthält gespräche über selbstverletzung und den tod
Unablässig drehe ich den Zettel in meinen Händen hin und her, inzwischen ist er ganz abgegriffen und an einer Ecke zusätzlich eingeknickt. Wieder ist Freitag, wieder wird Leyan auf mich warten, wie wir es ausgemacht haben. Und in meiner Hand halte ich den Zettel, der alles zwischen uns ändern könnte. Warum kann ich ihn nicht einfach lesen? Was fällt mir daran nur so schwer?
Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne auf unseren Lehrer, der gerade eine Aufgabe mit uns korrigiert hat und jetzt dazu übergeht, Hausaufgaben an die Tafel zu schmieren, weshalb ich den Zettel seufzend zurück in meine Jackentasche stecke und sie schnell abschreibe. Kaum bin ich damit fertig, ertönt die Klingel, die uns ins Wochenende entlässt, worüber ich echt froh bin, denn länger hätte ich die monotone Stimme meines Lehrers nicht mehr ausgehalten, die auf Englisch nur noch schlimmer klingt als auf Deutsch.
Heute ist Julie die, die auf uns wartet und mit ihr zusammen machen wir uns auf den Weg zum Schulhof. Meine Finger sind zittrig, ich freue mich Leyan wiederzusehen, frage mich aber dennoch, ob er sich irgendwie anders verhalten wird.
»Da ist er ja schon«, freut Wala sich, als wir aus den Türen treten und Leyan am gleichen Platz wie vor einer Woche sehen. Freudig klatscht sie in die Hände.
»Siran!« Eine laute Stimme ruft mich zurück. Als ich mich umdrehe, sehe ich Kim, die auf mich zuläuft. Aus dem Augenwinkel bemerke ich Leyan, der langsam auf uns zukommt - wieder auf Krücken.
»Was ist?«, frage ich, als sie mich erreicht hat.
Sie setzt einen hochnäßigen Blick auf, so wie ich es von ihr gewohnt bin und zieht etwas aus der rechten Tache ihrer Jeansjacke. Meine Augen werden groß, als ich erkenne, dass es der Zettel ist, den Leyan mir gab. »Ist dir wohl runtergefallen. Da habe ich mir gedacht, du möchtest ihn vielleicht wiederhaben, nachdem du ihn vorhin die ganze Zeit in der Hand hattest.«
»Gib ihn her«, rufe ich, ganz unbedacht, und gebe ihr damit genau das, was sie haben sollte. Einen wunden Punkt.
Ihre Augen leuchten förmlich auf und sie zieht mir den Zettel vor der Nase weg. »Dann lass uns doch mal schauen, was darin steht.« Schneller als ich danach greifen kann, hat sie ihn aufgefaltet und runzelt die Stirn. »Lavi ... nein Zavie ...«
Ich reiße ihr das Stück Papier aus der Hand und obwohl ich es nicht will, meine Augen davor verschließen möchte, sehe ich, was darauf steht. Nur ein einziges Wort, ein einziger Name. Er bestätigt alles, wovor ich mich gefürchtet habe, was ich die ganze Zeit über nicht wahrhaben wollte.
Zavier.
Ich stoppe mitten in der Bewegung, wie eingefroren stehe ich da und betrachte seinen Namen, den ich das letzte Mal vor sieben Jahren gehört habe. Ein Zittern durchläuft meinen Körper, durchschüttelt an Erinnerungen, die ich nie wieder durchleben wollte.
»Siran ... Ist alles in Ordnung?« Julies sanfte Stimme dringt kaum zu mir durch, wird gedämpft von den Schatten, die sich um mich legen. Am Rande bekomme ich mit, dass Kim verschwindet, es ist besser so.
Plötzlich ist Leyan bei mir, legt einen Arm um meine Taille und hält mich, als ich mich an seine Brust drücke, seinen Geruch nach dem Ozean einatme, der alles ist, was mich davor hindert einfach nur noch zu weinen. »Komm mit«, flüstert er, schiebt mich sanft in eine Richtung, ich füge mich dem, ohne darauf zu achten, wo wir hingehen. »Wir sollten darüber nicht mitten auf dem Schulhof reden.«
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Absturznächte [abgebrochen]
Novela Juvenil[ Und jeden Abend habe ich Angst, dass du nicht bei mir sein wirst ] Beginn: 11.08.2020 Ende/abgebrochen: 05.01.2021 Cover by @ariethene © all rights reserved