› 13 ‹ Von Straßenkreuzungen und Sicherungskastenstickern

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i just died in your arm tonight - cutting crew

»Siran!«

Walas Kreischen lässt ein paar von den Gästen, die nichts von unserem kleinen Tumult mitbekommen haben, überrascht in ihre Richtung schauen, doch so schnell es genommen ist, so schnell ist ihr Interesse daran auch wieder verflogen.

»Oh mein Gott, was ist passiert?« Meine beste Freundin wirft sich in meine Arme und drückt mich kurz an sich, bevor sie mich mit besorgten braunen Augen anschaut.

»Ich bin ... von einem gestörten Typ in einem Raum festgehalten und fast verletzt worden«, gebe ich knapp zurück und weiche ihrem Blick aus.

»Bitte was!?« Sie scheint nur noch hysterischer zu werden, was ich ihr nicht verübeln kann, und sucht sofort mit den Augen meinen Körper nach möglichen Verletzungen ab.

»Es ist alles wieder gut«, gebe ich schwach von mir, muss mich aber an Leyan neben mir lehnen, da meine Beine mich nicht so recht tragen wollen.

»Das merke ich«, gibt Wala sarkastisch zurück und mustert mich noch einmal besorgt. »Es ist nichts gut. Ach man.« Aufgewühlt reibt sie sich über die Schläfen. »Können wir kurz unter vier Augen sprechen?«

»Klar«, sagt Leyan, bevor ich etwas entgegnen kann und entfernt sich ein paar Schritte von Wala und mir, damit wir ungestört sind.

Sie führt mich in eine ruhigere Ecke, von der wir ihn aber dennoch im Blick haben. Ich schlucke und schaue auf meine Fußspitzen, meine Hände zu Fäusten geballt, da ich immer noch zittere, aber versuche, mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen.

»Erzähl mir morgen alles, okay?«, meinte Wala sanft und blickte mich einfühlsam an. »Ich will wissen, was da passiert ist.«

»Mach ich.« Meine Stimme klingt schwach und ich stimme nur zu, damit sie zufrieden ist.

»Aber ... eine Sache möchte ich noch sagen«, beginnt meine beste Freundin und sieht mir fest in die Augen. »Das Ganze ist nicht passiert, weil Leyan in dem Moment nicht bei dir war - bevor du das behaupten möchtest. Das ist passiert, weil er davor bei dir war.«

»Ich ... ich weiß, Wala. Aber ich will ihm helfen. Ich weiß nicht, wobei und wieso, aber ich will es. Und ... ich glaube, er braucht meine Hilfe auch. Da ist irgendetwas, das mich nicht loslässt, das mich bei ihm hält. Und ich würde gerne wissen, was das ist.«

Sie nickt und zieht mich in eine herzliche Umarmung. »Ich weiß nicht, wie oft ich es schon gesagt habe, aber pass bitte auf dich auf, Siran.«

»Danke dir, das werde ich machen.« Ich löse mich von ihr und grinse sie schief an, bevor ich zurück zu Leyan gehe, der wie selbstverständlich meine zittrige Hand nimmt.

»Ich glaube, wir sollten alle so langsam gehen, oder?«, fragt er uns unsicher.

»Vielleicht ist es besser so«, flüstere ich und dränge mich an seiner Seite durch die Menschen, die auf dem Weg zum Ausgang herumstehen.

»Ihr wollt schon wieder los?« Eine der beiden Schwestern, Anita, stellt sich uns in den Weg. Im Hintergrund sehe ich Ivet, die sich angeregt mit Kim unterhält. Seit wann haben die beiden etwas miteinander zu tun?

»Ja, wir müssen noch etwas erledigen«, gebe ich wage von mir und lächle sie an. Leyan drückt meine Hand. »Aber es war toll hier.«

Anita lächelt dankbar und macht uns den Weg frei, der zum Ausgang führt.

Als wir endlich aus dem Haus raus sind, atme ich erst einmal tief ein und halte mich nah bei Leyan, als wir die Straße hinunterlaufen.

Ich weiß auch nicht, warum ich mich gerade in seiner Nähe so sicher fühle, vielleicht ist es einfach nur, weil er mich vorhin gerettet hat. Ich will gar nicht wissen, was der Mann in dem dunklen Raum noch vorhatte.

Absturznächte [abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt