› 19 ‹ Von Alkoholkonsum und Halbmonden

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fearless - louis tomlinson

Es klopft.

Immer lauter und unaufhörlich und reißt mich damit aus meinem Tiefschlaf. Orientierungslos schaue ich mich in meinem dunklen Raum um. Inzwischen schaffe ich es, ohne Licht zu schlafen, etwas, was ich jahrelang nicht konnte. Leyan verändert etwas in mir.

Es klopft schon wieder und mit einem Grummeln drehe ich den Kopf in die Richtung des Geräusches. Es ist mein Fenster.

Ich erkenne nicht mehr, da die Vorhänge zugezogen sind, weswegen ich müde aufstehe und mit nackten Füßen zu meinem Fenster tapse, bevor das Glas zu bersten droht. Als ich den Vorhang zur Seite schiebe, sehe ich dahinter nur eine schemenhafte Gestalt, die schwach von den Straßenlaternen und dem hellen Mond angeleuchtet wird.

Ich bin schlicht und ergreifend einfach zu müde, um mir Gedanken darüber zu machen, wer da mitten in der Nacht auf Sonntag vor meinem Fenster sitzt und wer überhaupt auf die Idee kommt, sich zu der Zeit dorthin zu begeben.

Deswegen öffne ich es einfach, ohne weiter darüber nachzudenken, was vielleicht nicht die beste Entscheidung war. Denn kaum ist das Fenster offen, plumpst die Person auf der anderen Seite auch schon vor meine Füße, weswegen ich erschrocken zurückspringe.

»Sorry«, brummt der Haufen vor meinen Füßen und entwirrt sich langsam.

»Leyan?«, frage ich verwirrt und knie mich vor ihn hin. Auf einmal ist die Müdigkeit wie weggewischt und ich bin hellwach. »Was zur Hölle tust du hier, und vor allem um die Uhrzeit?«

Als er sich aufsetzt und stöhnend an die Wand lehnt, schlägt mir sein Atem entgegen. Ich drehe mich augenblicklich weg, da ich das Gefühl habe, alleine von seiner Fahne betrunken zu werden. Wie viel hat er bitte intus? Da ist es ein Wunder, dass er den Weg hierher gefunden hat.

»Will schlafen«, murmelt er, seine Stimme ist ganz undeutlich.

Ich seufze auf. Was auch immer passiert ist, in dem Zustand wird er es mir nicht verraten können.

»Kannst du aufstehen?« Ich beuge mich über ihn, um das Fenster wieder zu schließen, bevor ich mich vor ihn knie. »Hier auf dem Boden kannst du nicht schlafen.«

Mit vereinten Kräften ziehe ich ihn hoch und er hält sich schwankend an mir fest. Erst jetzt steigt mir unter seiner Fahne auch der Geruch nach etwas anderem in die Nase.

»Sag mir bitte nicht, du hast gekotzt.« Angeekelt rümpfe ich die Nase und versuche, im schwachen Licht seine Kleidung genauer zu betrachten.

»Irgendwo draußen«, brummt er und wuchtet sich auf mein Bett.

»Was soll ich jetzt mit dir tun?«, frage ich mehr rhetorisch als ernstgemeint, doch Leyan antwortet trotzdem.

»'Ne Dusche?« Diese Frage überrascht mich. Er sieht eher aus, als würde er gleich umkippen und die nächsten zwei Tage im Koma liegen. Meine direkten Erfahrungen mit betrunkenen Leuten gehen eigentlich gegen null, weswegen ich einfach nur nicke. Er wird schon nicht wirklich ins Koma fallen.

Kaum habe ich ihm ein paar Klamotten in die Hand gedrückt, die ihm passen könnten, und ihm den Weg gezeigt, bereue ich meine Entscheidung schon. Jetzt habe ich viel zu viel Zeit, um nachzudenken.

Mit einem Seufzen lasse ich mich auf mein Bett fallen und vergrabe erschöpft das Gesicht in den Händen. Mitten in der Nacht geweckt werden ist nicht so meins.

Tausend Fragen dröhnen auf meinen Schädel ein und ich massiere meine Schläfen, um die Kopfschmerzen in Schach zu halten.

Es ist nichts Neues, dass Leyan sich betrinkt, aber warum kommt er dann besoffen zu mir, anstatt nach Hause zu gehen? Seiner Mutter wird wohl kaum sein Alkoholkonsum entgangen sein und wenn, wie Leyan behauptet, die Bindung zwischen den beiden nicht sehr stark ist, wird sie ihm wohl kaum den Kopf abreißen.

Absturznächte [abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt