› 20 ‹ Von Eheproblemen und Wohlbefindensfragen

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brothers - solence

Es ist Dienstag. Ich sitze mit Wala und Julie seit einer geschlagenen Stunde in der Garage bei Julie zuhause und bin beinahe am Eindösen, weil ich heute Nacht nicht so gut mit Schlaf gesegnet war, wie ich gerne hätte. Die Garage ist schon immer unser Treffpunkt, seit Julie hier wohnt. Wir wissen selber nicht wieso, aber hier sind wir geschützt vor ihren jüngern Schwestern, die sich gerade in ihrer pubertären Phase befinden und alles und jeden anmaulen.

Ein Schniefen dringt zu mir durch und dazu Walas beruhigende Stimme. Ich bin nicht besonders gut im Trösten, deswegen übernimmt meine beste Freundin den Job und ich sitze daneben und fühle mich wie das fünfte Rad am Wagen.

Es fühlt sich nicht gut an, dass ich mit Julie so gut befreundet bin, aber seit unserem Eintreffen kaum mit ihr geredet oder sie beachtet habe. Ich habe nur einfach keine Worte, die ich ihr sagen könnte, um sie zu trösten. Wie denn auch? Ich habe keine Eltern, wie soll ich dann wissen, wie es sich anfühlt, wenn sie sich nur streiten und im Inbegriff sind, sich zu trennen?

Ich werfe einen unsicheren Blick zu meinen beiden Freundinnen, bevor ich mein Handy anschalte, um mich von dem schlechten Gefühl in meinem Inneren abzulenken. Eigentlich ist es unhöflich, ich weiß, aber was soll ich schon anderes tun?

Eine Nachricht von Leyan blinkt auf meinem Bildschirm auf, weswegen ich unwillkürlich lächeln muss. Er kann es nicht lassen mir zu schreiben.

Leyan [17:16]: Heute ist es beängstigend still zwischen uns, ist alles in Ordnung?

Siran [17:31]: keine sorge, ich bin nur bei julie, ihr geht es nicht so gut

Leyan [17:33]: Warum bist du dann am Handy und schreibst mit mir anstatt bei ihr zu sein?

Siran [17:33]: ich bin nicht besonders gut im trösten

Leyan [17:33]: Ich auch nicht

Siran [17:33]: dann sind wir schon zwei. aber es fühlt sich auch nicht richtig an, wenn ich jetzt am handy bin und dir schreibe

Leyan [17:35]: Wenn es Penny schlecht geht, sitzen wir bei ihr im Zimmer, sie schreit rum, wie ungerecht die Welt ist und ich sitze daneben und höre entweder zu oder bin eben auch am Handy. Wenn ich sie dann noch Penelope nenne, hasst sie mich mehr als ihr Problem, schägt mich und schlussendlich schauen wir uns einen schlechten Film an, damit sie wieder lacht und sich darüber beschwert

Siran [17:36]: das klingt schön

Siran [17:36]: und wer kümmert sich um dich, wenn es dir schlecht geht?

Leyan [17:36]: Niemand. Weil ich niemanden an mich ranlasse, wenn ich nicht gut drauf bin und mich dann lieber zurückziehe

Siran [17:37]: das ist nicht wahr. die hälfte der zeit, wenn wir zusammen sind, geht es dir nicht gut. und du schickst mich auch nicht weg

Leyan [17:37] Vielleicht will ich einfach nicht unhöflich sein

Siran [17:38]: klar

Siran [17:38]: kann es sein, dass du samstagnacht so betrunken warst, weil du deinen ganzen frust am freitag nicht an mir auslassen wolltest und dir stattdessen der alkohol wieder ein besserer freund war?

Er bleibt online, ich kann es sehen, doch er tippt meine Nachricht nicht an. Kopfschüttelnd überlegen ich, ihm zu sagen, wie eindeutig dieses Zeichen ist. Doch ich lasse davon ab, er wird es schon selber wissen.

Absturznächte [abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt