› 18 ‹ Von Tankstellenbier und Schlafmangel

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you & i - one direction

Kaum dass wir alleine sind, legt Leyan von hinten seine Arme um mich und zieht mich an sich. »Ich hab dich vermisst«, flüstert er an meinen Nacken und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren.

»Ich dich auch«, gebe ich mit einem Lächeln zurück. »Aber seit wann bist du so anhänglich?« In seinen Armen drehe ich mich, sodass ich ihm in die Augen sehen kann, die heute besonders schön zu funkeln scheinen.

»Seit ich unter akutem Schlafmangel leide.« Er nimmt meine Hand und humpelt die wenigen Meter in sein Zimmer und zu seinem Bett, auf das er sich fallen lässt.

»Also schon immer?«, frage ich belustigt, als ich mich neben ihn setze.

Er kratzt sich am Nacken. »Nicht ganz. Aber ich meine vor allem heute Nacht. Ich habe wahrscheinlich nicht mal zwei ganze Stunden geschlafen.« Müde fährt er sich über das Gesicht, auf dem ich jetzt die Augenringe entdecke, die unter seinen Augen liegen.

»Manchmal überschminke ich sie, wenn sie zu auffällig sind«, sagt er, als er meinen Blick bemerkt. »Meine Mutter hat genug Zeug dazu bei sich rumstehen. Aber heute war ich zu faul.« Leyan zuckt mit den Schultern, als wäre es keine große Sache. Doch ich bin etwas überrascht, dass er mir das anvertraut, schließlich würden viele Jungs nicht zugeben, dass sie sich teilweise schminken.

»Warum hast du denn so wenig Schlaf abbekommen?«, frage ich vorsichtig und auch ein wenig besorgt.

»Ich … war aufgeregt und da waren zu viele Gedanken in meinem Kopf.« Eine leichte Röte steigt ihm in die Wangen und er senkt den Blick. Es sah süß aus.

Ich bemerke das Zögern in seiner Stimme, was mir sagte, dass das nicht alles war. »Was hast du mit den vielen Gedanken gemacht?«

»Ich hab meine Schuhe und meine Jacke genommen, bin raus und hab mir Bier von der Tanke geholt.« Er starrt weiter auf den Boden, seine Arme sind angespannt und seine Hände in die Matratze gekrallt. »Genau wie am Dienstag. Tut mir leid, dass ich dir da geschrieben habe, aber ich wusste gerade nicht wohin mit mir. Hab wahrscheinlich zu viel getrunken.«

Ich will ihm beruhigend über den Rücken streichen, doch traue mich nicht ihn zu berühren.

»Warum?«, frage ich leise. »Du betrinkst dich sogar unter der Woche, Ley. Das ist doch nicht gut.«

»Als ob ich das nicht wüsste«, schnaubt er, wird aber sofort sanfter, als hätte er gesehen, wie sie zusammenzuckt. »Ich habe es nicht mehr ausgehalten, da waren zu viele Erinnerungen in meinem Kopf, zu viele schlechte. Und ich wollte sie loswerden. Will ich immer noch. Mehr als alles andere.«

Ich habe keine Ahnung von seiner Vergangenheit, aber seine kaputte Stimme lässt etwas in mir zerbrechen und ich muss die Tränen herunterschlucken, die mir unweigerlich in die Augen steigen wollen. Was hat ihn nur so kaputt gemacht?

»Du kannst es mir immer erzählen«, sage ich leise und überwinde mich und lege einen Arm um seine Schultern.

Er räuspert sich. »Es hat mit dem Zettel zu tun, den ich dir gegeben habe.«

Meine Muskeln ziehen sich zusammen und ich schnappe nach Luft, verbiete den Gedanken in meinem Kopf die Erinnerungen abzuspielen und das Offensichtliche offensichtlich werden zu lassen. Ich will es nicht wahrhaben, noch nicht. Es soll uns nicht zerstören.

»Lass uns über etwas anderes reden«, sage ich mit belegter Stimme und rutsche zur Seite.

»Ist vielleicht besser so«, murmelt er und vergräbt das Gesicht in den Händen. »Ich sollte aufhören dich mit meinen Problem vollzulabern, das löst sie auch nicht.«

Absturznächte [abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt