Aufbruch

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Wütend und unsanft stieß der junge Mann die Templerin zur Seite und trat zu seinem Pferd.
"Ruhig, mein Freund.", sprach Altair auf das Tier ein, nahm die Zügel in die Hand und strich Thunder liebevoll über den Hals.
Langsam wurde der schwarze Hengst immer ruhiger, sodass Altair ihn aus dem Stall führen konnte.
Ohne Altair auch nur einmal aus den Augen zu lassen, folgte Maria dem jungen Mann aus dem Stall. Direkt davor blieb Altair mit seinem Pferd stehen.
"Sitz auf.", ertönte der kalte Befehl von Maria, die nun dicht hinter Altair stand.
Der junge Mann rührte sich nicht, da ihn ein starkes Schwindelgefühl überkam. Er schloss für einen kleinen Moment seine Augen und atmete ein paar Mal tief ein und aus, in der Hoffnung den Schwindel auf diese Weise loszuwerden.
"Worauf wartest du? Steig endlich auf.", fügte die junge Templerin nach wenigen Sekunden bereits ungedulig hinzu und abwartend blickte sie Altair an.
Langsam wandte sich dieser zu seinem Pferd um und stieg dann in den Sattel.
Die junge Templerin trat nun ebenfalls näher an den schwarzen Hengst, reichte Altair ihre Hand und befahl ihm, ihr auf das Pferd zu helfen.
Im ersten Moment zögerte der junge Mann, ehe er der Templerin dann doch in den Sattel hoch half.
Kaum saß Maria hinter ihm, legte sie ihre Arme und Altairs Bauch, um sich festzuhalten.
"Du kannst losreiten.", wies sie den Mann vor sich an und schweigend drückte Altair seine Fersen in die Flanken von Thunder.
Sofort setzte sich das Tier in Bewegung und verließ mit den beiden Reitern den Hof der Templerfestung.

Auch wenn Altair keinen Laut von sich gab, hatte er doch starke Schmerzen, die er bei jeder Bewegung seines Pferdes aufs neue spürte.
"Ich muss mir etwas einfallen lassen um James zu befreien.", dachte sich Altair, während sie durch die Stadt Richtung Stadttor ritten.
"Sobald wir die Stadt verlassen haben, wirst du dein Pferd zum vollen Galopp antreiben. Wir werden solange es geht durchreiten, schließlich sind wir ja auf der Flucht.", wurde Altair plötzlich von Maria aus den Gedanken gerissen und schweigend nickte er.
Auch wenn sich Altair gegen die Pläne der Templer wehren wollte, blieb ihm im Moment nichts anderes übrig als zu gehorchen. Er wollte nicht riskieren, dass Robert und seine Männer James etwas antaten.

Gemeinsam mit seiner geliebten Frau lag Omar im Bett und schlief, als plötzlich leise die Tür zum Zimmer geöffnet wurde.
Auf leisen Sohlen, um die beiden schlafenden nicht zu wecken, schlich sich eine dunkle Gestalt in den Raum und auf das Bett zu.
Direkt neben Omar blieb diese stehen und blickte den schlafenden Mann an.
Der Assassine bekam von dem Eindrinling in seinem Zimmer nichts mit, als er jedoch leise aufstöhnte.

"Warum tut ihr das?", durchbrach Altair die Stille und auf eine Antwort wartend, lenkte er sein Pferd über den Markt.
"Was?", fragte Maria etwas verwirrt und Altair wiederholte: "Warum zieht ihr mich mit in euren Krieg hinein?"
"Du bist der Sohn eines Assassinen. Mit deiner Hilfe können wir diese Bastarde endlich zur Hölle schicken.", erklärte Maria dem jungen Mann voller Freude und bei dem Gedanken an die Vernichtung der Assassinen, fing die junge Templerin an zu Grinsen.
"Robert hat mich damals nur am Leben gelassen, um mich für seine Zwecke zu benutzen.", erkannte Altair nun und traurig darüber, ließ er seinen Kopf hängen.
"Hat mich James ebenfalls nur benutzt?", fragte sich Altair, jedoch konnte er sich diese Frage nicht beantworten.

Nur langsam schlug Omar seine Augen auf, um direkt in das Gesicht seiner vierjährigen Tochter zu blicken.
"Guten Morgen, Papa.", grinste das kleine Mädchen, während sie auf Omars Bauch saß, den sie als Trampolin benutzte.
"Guten Morgen, mein Schatz.", grinste er, packte seine Tochter und hielt sie hoch, ehe er sie zu sich zog und ihr einen Kuss auf die Stirn gab.
"Spielst du mit mir?", fragte das Kind und bittend sah sie Omar in die Augen. Omar konnte dem Blick seiner Tochter einfach nicht widerstehen und ergeben nickte er.
Dalia war in der Zwischenzeit ebenfalls wach geworden und blickte sich das Ganze grinsend an.
"Na gut, dann lass uns aufstehen, bevor Mama wach wird.", meinte Omar nach wenigen Sekunden und sofort nickte seine Tochter.
Vorsichtig stellte er das Mädchen auf den Boden und wandte sich dann zu seiner Frau, die ihn nur liebevoll anlächelte.
"Du bist schon wach?", stellte er überrascht fest und gab ihr dann einen langen Kuss auf den Mund.
"Papa, komm endlich.", wurden die beiden von ihrer Tochter unterbrochen und widerwillig trennte sich Omar von seiner Frau, um das warme Bett zu verlassen.
Rasch zog sich Omar an, ehe er mit dem kleinen Mädchen den Raum verließ und ins Kinderzimmer ging.

Altair und Maria erreichten das Stadttor und kurz darauf hatten sie Damaskus verlassen.
Sofort nachdem sie das Tor hinter sich gelassen hatten, trieb Altair Thunder zu einem schnellen Galopp an.
Maria verstärkte ihren Griff um Altair, damit sie nicht vom Pferd fiel.

Robert de Sablé stand vor seinen Männern und gab ihnen letzte Anweisungen. "Ich möchte dass alles nach Plan läuft, deshalb werdet ihr Altair und Maria verfolgen. Sobald die beiden nur noch einen halben Tagesritt von Masyaf entfernt sind, werdet ihr Sie noch einmal angreifen und Altair daran erinnern, was mit James passiert, wenn er nicht gehorcht.", befahl der Templerführer und sofort nickten die Soldaten. Nacheinander saßen die schwerbewaffneten Männer auf ihre Pferde auf und verließen den Innenhof der Templerfestung. 

James saß auf seinem Bett, und dachte bereits zum wiederholten Male an eine Flucht. "Ich muss hier unbedingt raus und dafür sorgen, dass Altair keine Dummheiten macht.", dachte sich der Templer, stand auf und schritt durch sein Zimmer. Der Templer wusste nur zu gut, dass Altair alles für ihn tun würde. Nach einigen Minuten des umherlaufens, trat James an das Zimmerfenster und blickte in den Innenhof hinunter. Das Zimmer befand sich im zweiten Stock, sodass eine Flucht aus dem Fenster unmöglich war. "Ich muss versuchen irgendwie die Wachen vor der Tür zu überrumpeln, damit ich freikomme.", beschloss James, während er sich seufzend vom Fenster abwandte und stattdessen zum Bett zurück ging. 

Altair konnte immer noch nicht glauben, dass Robert ihn nur großgezogen hatte, um ihn gegen die Assassinen in den Kampf zu schicken. "Was ist, wenn James mich ebenfalls nur ausnutzt?", fragte sich der junge Mann erneunt in Gedanken. Maria hing ebenfalls ihren Gedanken nach und so ritten die beiden noch eine ganze Weile weiter. Erst als die Hitze der Sonne unerträglich wurde, wies die junge Templerin Altair an, an der nächsten Oase anzuhalten. Altair antwortete der jungen Frau nicht, doch als nach wemigen Minuten ein kleine Oase am Wegesrand erschien, lenkte Altair sein Pferd dorthin. Kaum hatte der jungen Mann das Tier zum stehen gebracht, stieg Maria ab. "Wir werden nur eine kleine Pause machen.", kam es von der Templerin, während Altair ebenfalls vom Pferd stieg und das Tier an eine nahestehende Palme band. 

Als Roberts Männer sahen, dass Altair und Maria an einer Oase anhielten um zu rasten, blieben sie ebenfalls stehen, damit sie nicht entdeckt wurden. Die Soldaten stiegen von den Pferden, um sich ein wenig von dem Ritt zu erholen. "Jim, schleich dich zu der Oase und beobachte die beiden. Sobald sie sich zum Aufbruch bereit machen, kehrst du sofort hierher zurück.", befahl der Anführer der Truppe und sofort nickte der angesprochene Soldat. Mit leisen Schritten entfernte sich der junge Templer von seiner Truppe und schlich hinter mehreren Felsen den Weg zur Oase entlang. Ohne entdeckt zu werden erreichte Jim den Rastplatz von Altair und Maria und sofort ging er hinter einem größeren Felsen in Deckung. Schweigend beobachtete er die beiden an, während sich diese im Schatten einer Palme ausruhten.

Altair und MariaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt