6_Azad

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Der Winter ist schon fast vorbei, aber es ist immer noch kalt. Wir hatten Glück gehabt, was das Wetter anbelangt. Schon den ganzen Tag schien die Sonne auf uns hinab und auch der Wind war vergleichsweise ruhig.
Heute sollten wir bei der Ostgrenze ankommen, wo ich für Victor einen Job erledigen sollte. Es war etwa zwei Mnate her, dass er mich darum gebeten hat.

Ich weiß, dass ich damals noch die Tage gezäht hatte, aber mittlerweile habe ich damit aufgehört. Es half ja schließlich nicht. Aber damals waren es 100 Tage gewesen. Daran konnte ich mich noch erinnern. Keine Ahnung wie viele Tage es mittlerweile waren.

Naomi ritt neben mir auf ihrer braunen Stute - sie hieß Hela - und sang leise vor sich hin. Ich kannte das Lied nicht. Es war vermutlich ein Lied aus einem anderen Land, denn selbst die Sprache konnte ich nicht verstehen. Dennoch hörte es sich gut an. Die Sprache war schön. Naomi konnte gut singen. Ich habe sie schon öfters singen gehört, aber nie war ich wirklich nah genug gewesen um es wirklich zu verstehen. Vor zwei Tagen, als wir losgeritten waren, war dann das erste Mal gewesen, dass sie in meiner direkten Anwesenheit gesungen hatte.

Ich dagegen war still. Man dürfte eigentlich meinen, ich würde über irgendetwas nachdenken, doh das tat ich nicht. Nachgedacht hatte ich die letzten Tage schon genug. Momentan konzentrierte ich mich einfach nur auf Naomi's Gesang, auf die Umgebung und nicht vom Pferd zu fallen.
Erst vor gut einer Woche war Vicor auf die wunderbare Idee gekommen, dass ich reiten lernen sollte. In irgendeiner Kutsche oder einem der Fahrzeuge der Elite dorthin zu kommen, wäre zu teuer gewesen. Dorthin zu wandern dagegen, hätte viel zu lange gedauert. Reiten war also unsere beste Möglichkeit gewesen. Das einzige Problem damals war nur, dass ich noch nie auch nur ein Pferd berüht hatte.
Der Tiger liebte reiten, oder Pferde insgesamt. Kein Wunder also, dass sie sich damals freiwillig zu meiner Reitlehrerin erklärt hatte. Sie hatte mir auch ein Pferd besorgt - ein weißer Hengst, den sie kurzerhand Winter genannt hatte. Ich wusste nicht woher sie ihn hatte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Naomie nicht für ihn bezahlt hatte.

Als irgendwann - Naomie hatte mittlerweile sang anderes, mir bekanntes Lied - eine Stadt am Horizot zu sehen war, grinste ich erleichtert. Solange wir uns nämlich nicht veritten hatten, war diese Stadt unser Ziel. Laut Victor war es eine eigentlich eher kleine Grenzstadt. Sie hatte keinen Namen, wie viele der Städte die an der Ostgrenze zu finden sind. Ein Großteil dieser gab es nur für den Handel, das Schmuggel und während des letzten Krieges mit unserem östlichen Nachbarland auch als Wohnort vieler Soldaten und deren Familien. Sie brauchten keine Namen. Stattdessen waren sie nummeriert. Diese Stadt hatte die Nummer 14 wenn ich mich richtig erinnerte.

Dort würde die nächsten Tage ein ganz bestimmter Händler, welcher auch nicht selten mal die verschiedensten Waren über die Genze schmuggelte und oft mit der Rebellion zusammenarbeitet, und sein Leibwächter ankommen. Viele Informationen hat mir Victor zu ihnen nicht gegeben. Nur jeweils ein Bild der beiden und ihre Namen Noch dazu wusste ich, dass der Händler ein Frau hatte, welche davon wusste, dass er nicht nur wegen Handel zur Grenzstadt 14 reiste. Soweit ich es wusste, hatte gestatte sie ihrem Mann solche "Unterhaltung" solange er deswegen nichts mit irgendeinem anderen heimlich anfängt. Die Warscheinlichkeit, dass er jedoch etwas mit seinem Leibwächter hat, sei laut Victor nicht gerade gering. Alles in einem würden mir diese Informationen aber auch nur wenig helfen.

"Das dürfte sie sein", meinte ich wenige Sekunden zu Naomi. Sie hatte verträumt in der Gegend rumgestarrt, während sie gesungen hatte, weshalb ich sichergehen wollte, dass sie die Stadt auch bemerkte. Erst dann fokussierte sich ihr Blick wieder. Sie schaute etwas überrascht, also hatte sie die Stadt vermtlich nicht bemerkt. Sie nickte, es war offensichtlich, dass sie noch immer in ihren Gedanken versunken war.

"Was musst du hier eigentlich erledigen? Es ist offensichtlich, dass du wegen Victor hier bist", fragte sie mich schließlich.

"Ich habe einen Deal mit Victor geschlossen. Er würde mir helfen Lucien zu finden, wenn ich für ihn einen kleinen Auftrag erledige. Mir war von Anfang an klar, dass ich seine Hilfe brauchen würde, wenn ich Lucien noch irgendwann mal wiedersehen wollte, von daher habe ich dem zugestimmt."

Lynx&Lion - The EliteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt