Lynx&Lion - The Elite

5_Lucien

„Ist er wieder wach?"

„Ich weiß es nicht, stups ihn mal leicht an!"

Ich spürte eine leichte Berührung am Arm und begann mich etwas zu bewegen. Ich war von den beiden Wachen quer über das ganze Grundstück und bis zum Hintereingang der Küche getragen worden, wo Mirian die beiden bereits empfangen hatte. Auch wenn ich meine Augen geschlossen hatte, schätzte ich, dass sie den Lauten nach einen prüfenden Blick auf mich geworfen hatte, nur um sich dann zu entschließen meinen Vater nicht in das ganze zu involvieren und die Wachen trugen mich nach drinnen um mich dort auf der Arbeitsfläche abzulegen. Miran, mit welcher ich in den vergangenen Jahren wohl mehr Zeit verbracht hatte als mit meinem Vater, kümmerte sich um meine Wunde am Kopf und legte mir anschließend einen Verband um den Kopf herum an.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und erblickte einen Jungen und ein Mädchen, welche über mich gebeugt waren und mich besorgt musterten. Avin und Leia. Die beiden waren einige Jahre jünger als ich- vielleicht 11 oder 12 und sie arbeiteten bereits seit einigen Jahren bei uns und verrichteten kleinere Aufgaben wie zum Beispiel verschiedenste Arbeiten in der Küche. Ich hatte mich früher immer gefragt, warum sie es taten, aber mittlerweile verstand ich es. Ihre Eltern verdienten vermutlich nicht genug um die ganze Familie zu ernähren und so mussten bereits die Kinder früh aushelfen. Mirian, welche etwas hinter den beiden gestanden hatte, scheuchte die beiden von mir weg und half mir dann mich aufzusetzen. Sie war eine kleine, gedrungene Frau mittleren Alters, welche schon seit ich denken konnte für uns arbeitete. Ihr pechschwarzes Haar war schon schlohweißen Strähnen durchzogen und während ihre Miene streng wirkte, so umspielte doch meist ein kleines Schmunzeln ihre Lippen. Gerade wirkte sie aber einfach nur besorgt.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Lucien?", fragte sie besorgt nach und ihr Blick richtete sich auf mich, als wüsste sie, dass etwas an mir anders war. „Was ist passiert?", fragte ich gespielt verwirrt nach und fasste an meinen Kopf, dorthin wo mittlerweile ein Verband um meinen Kopf gewickelt war. Mirian schickte die Kinder aus der Küche, ehe sie mich mit strengem, aber zugleich liebevollem Blick bedachte. „Sie scheinen sich den Kopf gestoßen zu haben- die Wachen haben sie zu mir gebracht, also sollte ihr Vater wohl besser nicht hiervon erfahren!", entgegnete sie.

Ich runzelte leicht an meine Stirn. „Ich kann mich an nichts erinnern...", gestand ich. Es fiel mir schwer sie anzulügen, vor allem da sie zu ahnen schien, dass etwas vorgefallen war. Mirian kannte mich vermutlich besser als jeder andere hier auf dem Anwesen, da ich so viel Zeit mit ihr hier in der Küche verbracht hatte. Ob sie wohl ahnte, dass Mic Mic und nicht ich gewesen war? „Ich denke es wäre wohl besser, wenn du bald das Krankenzimmer aufsuchst!", schlug die Köchin vor und ich stimmte ihr zu.

„Ich bin jedenfalls froh zu sehen, dass ihnen nichts Schlimmeres widerfahren ist!", gab Mirian von sich und auch hinter diesen Worten glaubte ich eine tiefere Bedeutung herauszuhören, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob ich mir dies nicht einfach nur einbildete, weil Mirian einfach immer etwas Geheimnisvolles um sich hatte. Ich nickte leicht und rutschte dann von der Arbeitsplatte herunter. „Danke Mirian, wir sehen uns später...", wollte ich mich von ihr verabschieden, aber sie hielt mich am Arm fest und sie hielt mich zurück. „Wenn sie wollen, dass ihr Vater ihnen die Geschichte mit dem Gedächtnisverlust abkauft, müssen sie überzeugender sein und möglichst viele Angestellte sollten ihre Wunde gesehen haben, ehe sie sie entfernen lassen!"

Sie wusste oder ahnte also tatsächlich mehr, als ich sie glauben lassen wollte. Einen Moment erstarrte ich und fragte mich, ob sie wohl auch zu einer Bedrohung werden würde, die beseitigt werden musste, aber dann schob ich den Gedanken rasch wieder beiseite. Sie schien mir helfen und nicht mich behindern zu wollen. „Danke!", meinte ich leise, dann beeilte ich mich aus der Küche zu laufen.