Lynx&Lion - The Elite

12_Azad

Der Geburtstag birgt viele Risiken für mich und meinen Vater. Falls ich gefangen werde, muss auch Bellator dafür gerade stehen. Ich dafür würde vermutlich hingerichtet werden, falls Lucien mich nicht retten kann oder möchte. Mittlerweile kann sich für ihn vieles verändert haben. Vielleicht hat er seine Meinung geändert. Vielleicht ist er froh wieder zurück zu sein. Vielleicht will er mich gar nicht wiedersehen. 

Vielleicht mache ich einen Fehler.

 Ich habe vieles geopfert. Ich habe mich verändert. Erst mein Deal mit Victor, dann wurde ich in der Elite aufgenommen, meinem Feind, dann erneuerten sie mein Auge und zuletzt nahmen sie mir mein Tattoo um es mit einem von ihren auszutauschen. Ich musste sogar selbst jemand anderes werden. Jemand der ich hätte sein können, wenn ich in dieser Welt geboren wäre. Alles damit ich nicht auffalle. Alles um nicht gefangen zu werden. War es für Lucien oder die Rebellion? Habe ich es nicht vielleicht doch nur für mich gemacht? 

Vielleicht mache ich einen großen Fehler.

Ich habe meinem Namen gegeben. Azad war ich nicht mehr. Der einäugige Löwe gehört nicht in die Welt der Elite. Einen einäugigen Löwen gab es noch nicht mal mehr. Schließlich hat dieses neue Ich - Azail Mesri - zwei voll funktionstüchtige Augen. Azail ist kein Löwe. Er ist ein Soldat. Kein Rebell. Und jetzt bin ich Azail. Wird Azail wirklich der sein können, der Azads Ziele erreichen kann. 

Vielleicht machte Azad einen großen Fehler.

Aber wer ist Azail? Bin ich Azail? Nein. Aber ich darf auch nicht Azad sein. Nicht hier. Nicht jetzt. Vielleicht nie mehr in dem Rest meines Lebens. Vielleicht nicht mal wenn ich wieder bei Lucien bin. Lucien kennt keinen Azail, aber hatte er überhaupt genug Zeit um Azad kennen zu lernen? Wird er mich - egal ob ich Azail, Azad oder der Löwe bin -wirklich kennen lernen? Wird er vielleicht bemerken, dass selbst alle Versionen von mir nicht genug für ihn sind. Es kann ja sein, dass er bemerkt hat, dass ich es nicht wert bin. Ich. Jemand der in seiner Welt für immer jemand anderes sein muss, als er wirklich ist. Oder hat er sich verändert? Muss er es gar nicht erst bemerken, weil er es schon bemerkt hat. Hat er mich vielleicht deswegen verlassen? Ich würde es herausfinden müssen. Ich würde mit ihm reden müssen. Ich würde ihn treffen müssen. Auf seinem Geburtstag.

Vielleicht mache ich -Azad und Azail und der einäugige Löwe - alles richtig.

Nur die Zukunft kann mir zeigen, ob ich den richtigen Weg gegangen bin. Ob wir alle den richtigen Weg gegangen sind, oder ob unser Weg in einer Tragödie enden wir.

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"Du wirkst besorgt", meinte Xander. Wir waren auf dem Weg zu seinem Geburtstag. Luciens Geburtstag. Ich würde ihn wiedersehen. 

Ich zupfte an dem Ärmel meines Hemdes. Es war zu warm für ein Jackett jeglicher Art und trotzdem hatte mir der Schneider ein passendes angefertigt. "Wir fahren schließlich gerade zum gefährlichsten Ort im Land, zumindest für mich, und darf nicht auffallen. Die Nacht könnte sehr leicht mit meiner Hinrichtung enden, Xander. Erlaube mir also etwas Nervosität."

"Du hast bisher deine Rolle gut genug gespielt. Solange du nichts dummes machst, solltest du den Abend überleben. Und etwas dummes zu verhindern, ist mein Job."

"Dann mach deinen Job gut, sonst sind wir alle in Gefahr."

"Denkst du das wüsste ich nicht, Löwe?"

"Nenn mich nicht so."

"Aber das ist doch dein Spitzname, oder nicht? Wenn es dir lieber ist, kann ich dich auch gerne Kater nennen", neckte Xander mich.

"Wenn du so redest klingst du schon fast zu stark wie Victor."

"Das ist durchaus beabsichtigt, Kater."