Ausgeschlossen (Clove POV)

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Ich versuche ihm nicht ins Gesicht zu schauen, aber natürlich fällt es mir schwer nicht in seine wunderschönen Augen zu sehen. Wieso rede ich schon wieder so über ihn, warum kann ich ihn nicht einfach vergessen? Ich wünschte ich könnte ihm einfach so glauben, doch er hatte mich lächerlich gemacht und mit diesem Blick wie er Glimmer immer ansieht... Ich weiß nicht mehr was der Wahrheit entspricht und versuche es einfach positiv zu sehen. Immerhin muss ich in wenigen Tagen in die Arena  und dort gibt es keine Gefühle, sondern nur der Wille zu Überleben.

Zu abgelenkt von meinen Gedanken verpasse ich die Anweisung, dass wir beginnen dürfen. Verwirrt schaue ich mich um, als alle plötzlich weg waren. Schnell drehe ich mich zu der Messerwerf-Station. Plötzlich stößt mir jemand an den Rücken und ruckartig drehe mich in diese Richtung: Nick. Ich bin nicht wirklich über ihn erfreut. Hat ihm der Kuss auf die Wange etwa falsche Hoffnung gmeacht?

"Hey!", sagt er während man seine Freude förmlich schon aus seinem Gesicht ablesen kann.

"Hallo", antworte ich ihm unsicher. 

Auf einmal höre ich meinen Namen und schaue mich um. Als ich Glimmer sehe, wie sie mit Cato redet, würde ich sie am liebsten sofort angreifen. Wahrscheinlich lästern sie über mich, über die kleine Fünfzehnjährige, die nichts kann. Schnell blicke ich zurück zu Nick: "Sorry, aber ich muss gehen". Ich merke wie er was erwidern möchte, lasse ihm jedoch nicht die Möglichkeit und gehe stattdessen geradewegs auf Glimmer zu. 

Ich spreche sie mit einem falschen Lächeln an: "Na, was ist mit mir?"

"Nichts!", antwortet Cato mir unerwartet. 

Jetzt muss ich ihn natürlich anschauen während ich mit meinen Tränen kämpfe.

"Habe ich dich gefragt?". frage ich mit einer viel zu hohen Stimme. Ich muster Glimmer, die ihren Blick schnell zwischen Cato und mir wechselt. 

"Clove, da ist nichts..", ich konnte ihre Lüge schon riechen, so mies war sie dabei. 

"Sag mal, hast du nichts besseres zu tun?", fragt mich Cato und dabei muss ich noch härter gegen meine Tränen ankämpfen. Glimmer merkt, dass mit mir nicht zu spaßen ist und schließlich erklärt sie: "Es geht nur um deinen Freund!

"Welchen Freund?"

"Diesen Jungen da, mit dem du immer zusammen bist"

"Mit dem meine ich es nicht Ernst"

Cato schaut mich fast verletzt an: "Clove, diese Spiele sind ernst zu nehmen. Du benimmst dich so als sei dies zum Spaß. Wir überlegen schon, ob wir dich aus unserem Bündnis ausschließen sollen"

"Bitte was?!", stochere ich hervor. Glimmer ist auf ihre kleine Art gutmütig und sucht in ihrem Kopf nach passenden Worten, die sie nicht findet. Sie wird sie auch nie finden, denn für mich zählt nur Cato. Ich beginne zu zittern und bin enttäuscht über die Person, die ich liebe. Cato hat sich bestimmt nicht für mich eingesetzt. Wahrscheinlich war es sogar seine Idee. Tut er das um mir zu zeigen, dass er es ernst meint oder weil er mich nicht mehr leiden kann?

"Warum?", flüstere ich und schaue ihn verzweifelt an. In seinem Blick erkenn ich den typischen Hass, den nur ein Karriero haben kann. Mein ganzer Körper wird von einem Schmerz durchzogen, den ich nicht verdrängen kann. Glimmer bleibt ruhig und zum ersten Mal erscheint es mir so, als ob sie was Sinnvolles tun würde.

"Ich war dagegen!", höre ich plötzlich eine Stimme erneut hinter mir. Sofort erkenne ich den Klang von Marvel. Ich schaue ihn verständnisvoll an und beschließe von nun an meinen Kampf durchzuziehen. Ich kann die beiden nicht dazu bringen sich gegen Cato zu verbünden.

Ich tue das Einzige was mir noch einfällt. Den letzten Akt um mich von den Karrieros zu verabschieden: Ich gehe zu Cato. Dabei ignoriere ich erfolgreich den Schmerz und das Herzklopfen während ich mich auf seine Zehnspitzen stelle und ihn schnell küsse. Nach dieser unüberlegten Aktion schaue ich ihn wütend an und begebe mich zu meiner Station. In mir ist noch immer das Feuer, welches der Kuss in mir auslöste, aber es ist schnell erloschen, weil der Kuss nicht von beiden Seiten echt war.

Ich ziehe ein Messer raus und treffe genau in die Mitte. Wie gewohnt ein perfekter Wurf. Erst jetzt bekomme ich Panik. Was ist wenn der Kuss im Fernsehen gezeigt wird? Die Menschen hier sind sowieso sensationsfreudig und wollen so etwas. Damit habe ich irgendwie unseren ganzen Ruf zerstört. Wir sind Karrieros. Ich bin ein Karriero. Aber kann ich da draußen in der Arena wirklich alleine überleben?

Die andere Version der 74. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt