Das Einzeltraining (Clove POV)

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Schweigend sitze ich jetzt hier und warte. Ich warte auf das Signal, das über alles entscheiden kann. Auf das Signal, das für ein Karriero alles bedeutet. Man könnte meinen, dass ich nur für dieses Einzeltraining, welches in einigen Minuten für mich stattfinden wird, trainiert habe. Natürlich für die Hungerspiele, aber vor den Spielen ist nunmal das Einzeltraining. Es ist wichtig für die Sponsoren. Natürlich kann man die Sympathie des Zuschauers auch beim normalen Training oder bei den Interviews gewinnen, jedoch investieren die Sponsoren ihr Geld nur in die Tributen, die eine gute Überlebenschance haben. Dies wird im Einzeltraining am meisten deutlich.

Manche sagen, dass man die Punktzahl, die man erhält, nicht ernstnehmen muss und dass sie rein gar nicht beweist. Doch das sagen meistens nur die, die sowieso kaum Hoffnung haben. Diese Hoffnungslosen klammern sich dann an die Tribute, die ihr Können versteckt gehalten haben und mit einer Punktzahl von 3 als Sieger gekührt wurden. Das jedoch ist eine seltene Ausnahme.

Ich weiß, dass ich mein Bestes geben mus, weil ich alleine da stehen werde. Cato hat mir klar gemacht, dass er sich nicht mit mir verbünden wird, sondern mit Glimmer und Marvel. Sie werden ohne mich die anderen erlegen und meine Chancen stehen schlecht, sehr schlecht sogar. Ich kann Messer werfen ,ja, das werde ich auch zeigen, aber ich kann kaum problemlos zum Füllhorn rennen um mir welche zu besorgen, denn dort werden die anderen warten um mich kaltblütig zu ermorden. Ein kalter Schauer durchzieht mich, wenn ich daran denke und bei der Vorstellung von Glimmers fiesem Grinsen, während sie mit Pfeil und Bogen auf mich los geht, brechen die Gedanken ab. 

"Distrikt 2, Clove", werde ich ein gerufen. Schnell komme ich auf die Beine und beim weiterlaufen spüre ich einen schweren Kloß im Hals. Meine Ohren sind ganz gespitzt, weil sie darauf hoffen, dass Cato mir Glück wünscht, was er aber natürlich nicht tut. Ich stehhe von nun ganz alleine in der Welt da.

Als ich in den Raum trete, spüre ich die Blicke der Spielmacher auf mich. Hoffentlich haben Glimmer und Marvel nicht schon vorzeitig eine Super-Show abgelegt und die Spielmacher damit beeindruckt. Hoffentlich haben sie noch ein Auge für mich.

Ich schaue kurz zu ihnen und ghe dann selbstsicher zu dem Stand mit den Messern. Du musst jetzt stark bleiben, Clove. Vergiss Cato und Glimmer! Dein neues Ziel ist es die Siegerin der 74. Hungerspiele zu werden. Möge das Glück stets mit mir sein!

Bevor ich mich noch ganz in eine Arena hinein versetzten kann, atme ich tief durch und beschließe mich ganz auf das Messerwerfen zu konzentrieren. Ich habe das jetzt schon unzählige Male gemeistert, es kann nicht schief gehen.

Ich nehme mir als ersten ein eher kleineres Messer, das leichter ist und mit man gut sein Ziel treffen kann. Ich holfe Schwung und richte meine Augen auf das Ziel. Einen roten Punkt, der den Kopf eines Menschen darstellen soll. Als ich sehe, dass ich um einige Zentimeter das Ziel verfehlt habe, steigt die Wut in mir auf und damit auch die Verzweiflung. Warum muss ich auch so abgelenkt wegen Cato sein? Als ich dann Bilder von ihm und Glimmer vor mir sehe, auf denen sie glücklich sind und sich wie ein verliebtes Liebespaar benehmen wird es nicht besser und in meinem Körper entsteht ein unendlich hoher Hass gegenüber diesem Mädchen. Ich nehme das erstbeste Messer, das mir ins Auge fält und werfe einfach drauf los. Natürlich habe ich mich nicht auf ein Ziel konzentriert und treffe völlig daneben. Nicht mal einen einzigen Körperteil der aufgezeichneten Figur erreiche ich. 

Ein lauter Stoß der Verzweiflung entflieht und ich stampfe mit einem Fuß heftig auf den Boden. Ich hasse sie! Ich hasse sie alle, Cato, Glimmer und Marvel... Überhaupt die ganzen anderen Tribute, die sich über mich schlapp machen, wenn sie diese Aufnahmen hier sehen werden. 

Bevor ich noch endgültig zusammenbrechen kann, werde ich von einem Spielmacher aufgefordert zu gehen. Ich habe sie total vergessen! Ich schaue den Mann mit großen Augen an, aus denen in jedem Moment Tränen fließen könnten und nehme alle Kraft, die ich noch habe auf mich. Jetzt kann ich nicht einfach so gehen, immerhin habe ich total veragt.

"Nein", sage ich sicher und ohne jegliche Mimik. "Nein", wiederhole ich, dieses Mal noch mehr selbstsicherer. 

Der Mann schaut mich verwundert an und will gerade etwas sagen, doch ich drehe mich wieder um und nehme ein anderes Messer heraus. Eigentlich war cih dagegen dieses zu wählen, weil es zu den Einfachsten gehört und ich den Spielmachern zeigen wollte, dass ich auch mit den Schweren umgehen kann, aber jetzt darf ich kein Risiko eingehen. Bestimmt wissen die nicht einmal welche Messer schwierig zu werfen sind und welche einfach. Sie haben bestimmt selten eins in der Hand, weil ihre Avoxe alles erledigen. 

Selbstbewusst uns sicher wie schon seit langem nicht mehr stehe ich auf beiden Füßen vor dem Ziel. Nochmals nehme ich Schwung, aber nicht zu viel. Mein jetziges Ziel ist das Herz. Genauso wie mein Herz verletzt worden ist und nun in tausen Teile zerbrochen wurde, die man nie wieder zusammen kriegt. Ich werfe und als ich sehe, dass ich mein Ziel perfekt getroffen habe, breitet sich ein Lächeln in meinem Gesicht aus. Aber nicht eins der Freude, sondern eins der Zufriedenheit.

Ich gehe weiter und nehme ein nächstes Messer. Wieder treffe ich mitten ins Herz. Alle Geräusche prallen an mir herab und ich kann nicht einschätzen, ob die Spielmacher mich wieder auffordern zu gehen. Ich bin wie verzaubert und kann nur noch ein und das ist Messer werfen. Nach und nach, immer weiter, bis ich am Ende angelangt bin und es keine weiteren Ziele mehr gibt. Ein Blick auf die vorheringen Zielscheiben, zeigen mir die Perfektion des Messer werfens. Ich gehe zurück zu meinem alten Platz angelangt bin und drehe mich zu den Spielmachern um.

"Du kannst gehen", agt einer von ihnen. In seiner Stimme liegt eine Mischung aus Bewunderung und Ehrfurcht. Er wirkt aber auch etwas genervt. Ich nicke nur und verlasse den Raum. Mal sehen, was Cato bei ihnen noch anrichten kann.

Die andere Version der 74. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt