Schon vorbei? (Prim POV)

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"Prim! Prim!", höre ich sie schreien. Alle beide. Doch ich kann nichts tun. Butterblume liegt in ihren Armen und Lady steht stumm daneben. Ich sehe das Blut auf ihrem Fell. Sie rufen weiter: "Prim! Komm her!" 

Ich sehe den verletzten Blick meiner Schwester und ihre Schreie wirken auf mih wie tausend Nadelstiche.

Meine Mutter teht verzweifelt daneben und bringt kein Wort über die Lippen. Verletzt steht sie da. Ich renne immer weiter, doch sie wollen mir nicht näher kommen. Als ich dann wieder neue Energie geschöpft habe, taucht vor mir plötzlich wie aus dem Nichts ein Mädchen auf und schaut mich böse an. Sie braucht mir nichts zu sagen. Ich weiß was sie tun wird. Sie wird sie alle töten. Und tatsächlich: Sie nimmt ein Messer uns wirft geradewegs nach vorne. Jeden Moment warte ich darauf, dass es meine Schwester trifft, doch stattdessen prallt es auf einer unsichtbaren Wand ab und meine Sicht ist plötzlich vollkommen benebelt. Die scheinbar unsichtbare Wand zerbricht wie ein kaputter Spiegel und ich ebenso. Mein Herz schmerzt so wie es nur schmerzen kann und irgendwann verliere ich mein Bewustsein und falle zu Boden. Vor meinen Augen sehe ich nur eine weiße Leere, die später von roten Blutflecken erfüllt wird. 

Schreiend wache ich auf. Ich halte meine Hände in mein Gesicht und mustere starr meine Hände, aus Angst ich würde Blut sehen. Ich richte mich auf und schaue mich im ganzen Zimmer um. Wo ist Katnis und wo ist meine Mutter? Die ganzen Bäume sind auch verschwunden, ebenso das Mädchen. Jetzt weiß ich er sie war. Es war das Mädchen aus 2, die Messer werfen kann. 

Meine Atmung scheine ich nicht mehr kontrollieren zu können und die Angst ist immer noch da. Ich habe das Gefühl, dass sie meinen Körper nie wieder verlassen wird.

Einige Minuten sitze ich so da und warte darauf, dass meine Atmung sich wieder normalisiert, was lange dauert. Noch immer sehe ich vor meinen Augen Blutspuren, aber auch diese werden zum Glück immer weniger. In meinem Kopf höre ich unklare Stimmen, aber sie sind da und rufen nach mir. 

Als ich es nicht mehr auhalte, stehe ich auf. Meine Beine kann ich nicht richtig spüren, aber sie schaffen es trotzdem mich zu meinem Schrank zu bewegen, aus dem ich neue Kleidung heraus hole. Erst jetzt wird mir bewusst, was mit mir los ist und warum ich diesen schrecklichen Alptraumhatte: Heute ist das Einzeltraining und ich werde mit Sicherheit veragen!

Ich hole mir irgendwelche Klamotten heraus, kann aber nicht klar genug sehen und laufe mit diesem verschwommenen Blick zurück um mich umzuziehen. Auf dem Weg falle ich kurz hin, rappele mich dann aber wieder auf.

Als ich es endlich schaffe bei den anderen anzutreffen, kann ich mich kaum noch an etwas erinnern. "Geht's dir gut?", fragt mich Peeta besorgt. Ich schaue ihn an und sehe sein Gesicht doppelt. Als Antwort muss mein Gesicht und meine Augen reichen. Ich will meine Lippen öffnen, aber schaffe es nicht.

"Ihr geht's schlecht!", höre ich eine hohe Stimme.

"Die hatte vorher geschrien", meint jemand anderes.

Schließlich schaffe ich es nicht mehr mich auf die Worte zu konzentrieren und schaue starr in die Luft. Plötzlich erscheint vor mir eine bunt bekleidete Frau, die mir energisch ein Glas vors Gesicht hält.

"Trink!", sagt sie immer wieder.

Ich schaue sie mit meinen fast zugefallenen Augen an und nehme einen ersten Schluck, danach folgt ein zweiter, bis cih schließlich das ganze Glas leer getrunken habe. Nachdem es leer war, durchzieht mein Körper ein plötzliches Gefühl. Danach öffne ich meine Augen weit und kann wieder klar sehen.

Ich schaue direkt in Effies Augen und dann in Haymitchs. 

"Dir ging es nicht gut. Da habe ich dir was besorgt", erklärt mir Effie. Haymitch nimmt sich einen Schluck seinen Drinks und meint: "War wohl etwas zu viel. Der Kreislauf vielleicht, aber das passiert Tributen in deinem Alter öfters"

Seine Antwort klingt so kaltherzig, dass ich mich zusammen reißen muss nicht los zu heulen. Ich beruhige mich etwas und versuche was zu essen. Bei den himmlischen Speisen vergesse ich fast was außenrum passiert, bis Haaymitch mich in die Realität zurück bringt: "Heute ist das Einzeltraining. Wisst ihr schon was ihr zeigt?"

Ich schaue meinen Teller an und aufeinmal ist mein Appetit ganz verloren gegangen: "Ich kann nichts. Ich kriege eh eine 0", antworte ich gleichgültig.

"Doch du kannst was. Rue hat dir doch klettern gezeigt", meint Hymitch.

"Da war ich schlecht. Zwischen Rue und mir liegen Welten!"

"Du musst denen etwas zeigen! Wie wäre es mit deinem Wissen?"

"Ich kann nichts. Nicht einmal Pflanzen bennen, okay?"

Haymitch trinkt sein Glas auf einem aus und schaut mich durchdringend an, bis er behauptet: "Weißt du was? Mache Knoten!"

Im ersten Moment weiß ich nicht, ob er das ernst gemeint hat, aber dann begreife ich, dass er wegen dem Alkohol so unglaubwürdig erscheint. Ich erinnere mich ans Training und muss zugeben, dass ich mich bei der Knotenstation gar nicht so schlecht geschlagen habe. Warum also nicht? Damit werde ich trotzdem keine Sponsoren bekommen, aber es ist besser als nichts. 

"Ich erwarte eine Antwort", sprach Hymitch ziemlich gereizt.

Ohne ihn anzusehen, antworte ich: "Ja, ist gut"

Er atmet erleichter auf und wendet sich Peeta zu: "Und was zeigst du?"

"Ich habe mir gedacht, dass ich vielleicht ein paar Gewichte hebe", antwortet Peeta.

Haymitch schaut ihn zufrieden an und sagt: "Gut, wenigstens einer mit dem man arbeiten kann"

Ich kann ihn nicht mehr ansehen. Er weiß nicht wie sehr er mich gerade mit seinen Wortet verletzt hat, wie tief sie mein Herz getroffen haben. Es hat die gleiche Bedeutung wie: Prim wird ja sowieso sterben, dann setze ich auf dich!

Ich kann nicht mehr und weiß zumindest jetzt, dass ich sterben werde. Hymitch hat es gerade selber zugegeben. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Heute das Einzeltraining und morgen die Interviews... Ich frage mich, ob ich es überhaupt schaffe die beiden Tage zu überleben.

Die andere Version der 74. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt