Mila war in ihrem Element und verschwand bald in der Menge. Zum Glück blieb Kimi an meiner Seite. Wahrscheinlich waren wir die einzigen Nüchternen in diesem Raum.
Ich nahm ihn an der Hand, um ihn in Gedränge nicht zu verlieren und ging einfach einmal gerade aus, was gar nicht so einfach war.
Nach einer Weile verlor ich ihn jedoch und ging hinaus in den Garten. Ihn zu suchen wäre sinnlos gewesen.
Erschöpft lehnte ich mich fernab der feiernden Meute an die Hauswand und ließ mich auf den Boden sinken.
"Auch keine Lust?", ertönte eine Stimme neben mir.
"Kenne ich dich?", stellte ich die Gegenfrage.
"Ich weiß nicht, ob du mich kennst. Ich weiß ja auch nicht wer du bist."
Stimmte ja. Wir saßen hier in absoluter Dunkelheit. Erst zwei Meter weiter war ein Lichtschimmer zu erkennen, der aus dem überfüllten Haus kam.
"Wie heißt du?", fragte ich ihn.
"Caleb, du?"
"Lilith."
Dann war es wieder eine Weile still.
"Wie lang kennst du Kimi schon?", fragte er.
"Nicht wirklich lange", antwortete ich, ohne zu merken, wie seltsam die Frage eigentlich war. Er konnte uns doch gar nicht gemeinsam gesehen haben?
"Woher kennst du ihn?", wollte er Genaueres wissen.
"Ich hab ihn beim Spazierengehen getroffen."
Ganz gelogen war das ja nicht.
"Was hat er dir so über sich erzählt?"
Schon langsam wurde mir die Fragerei unheimlich. Konnte ich jetzt einfach so der Frage ausweichen oder würde das dann so rüber kommen, als würde ich etwas verheimlichen?
"Woher kennst du ihn eigentlich?", erwiderte ich.
"Ach, wir sind alte Freunde."
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Meine innere Stimme schrie mich sozusagen schon fast an, schleunigst zu verschwinden.
"Beantwortest du jetzt auch meine Frage?", fragte er gespielt liebenswürdig.
Ich merkte, dass er näher gerutscht war.
"Ich weiß nicht wirklich etwas über ihn. Eigentlich nur seinen Vornamen. Wir kennen uns ja erst seit ein paar Tagen."
"Aha."
Langsam wurde mit das hier unheimlich. Ob das an der Dunkelheit, die uns umgab, lag oder an ihm, konnte ich nicht so genau feststellen.
"Ich hol mir mal was zu trinken", warf ich ein und wollte gerade aufstehen, als er mich am Handgelenk packte.
Das war zu viel. Vor Schreck schrie ich kurz auf und versuchte mich zu befreien, doch er presste mir nur seine Hand auf den Mund.
"Musst du hier so rumschreien? Ich will doch nur etwas wissen", er war genervt.
Als er langsam seine Hand von meinem Mund nahm, fauchte ich: "Dann lass mich gefälligst los."
Nach einer gefühlten Ewigkeit tat er mir den Gefallen und in dem Moment, in dem er mich losließ, rannte ich weg. Genau dort hin, was ich vermeiden wollte. In die feiernde Menschenansammlung. Zwar war mir das immer noch lieber als der seltsame Typ da draußen, aber ich konnte mir besseres vorstellen.
Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, etwas zu trinken, ich holte mir aber trotzdem etwas. Anders würde ich den Abend wahrscheinlich nicht überstehen.
In der Küche, wo der Alkohol gelagert war, traf ich auf Kimi. Ich ging sofort auf ihn zu und fragte ihn: "Kennst du einen Caleb?"
"Jaaaa ... ?", er schwankte.
Na toll. Mit dem war nichts mehr anzufangen.
"Wie viel hast du getrunken?"
"Nur ein gaaaaanz kleeeines biiischen", mit Daumen und Zeigefinger zeigte er, wie 'wenig' er getrunken hatte.
"Kann es sein, dass du irgendwie Stimmungsschwankungen hast?"
Er sah mich nur fragend an.
"Ok, ich versteh schon. Mit dir ist echt nichts mehr anzufangen."
"Ich hab nicht viel getrunken. Echt."
Warum mussten Betrunkene immer erklären, dass sie nicht betrunken wären?
"Kann ich heute bei dir übernachten?", fragte er mich mit einem Hundeblick und ... wow, wie konnte man nur so niedlich ausschauen?
"Ja, aber wehe meine Eltern merken was", versuchte ich ihm zu drohen, "Am besten gehen wir gleich. Du bekommst sowieso nicht mehr viel mit. Ich schreib Mila einfach, dass sie nicht auf uns wartet."
Er kam auf mich zugewankt und legte mir einen Arm um die Schultern. Unter seinem Gewicht, ging musste ich kurz in die Knie gehen, konnte ihn dann aber halbwegs gerade halten.
"Weißt du was?", fragte er lallend.
"Was denn?"
"Du bist echt süß."
"Du auch."
Diese Worte verließen meinen Mund, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte. Morgen würde er sich sowieso nicht mehr an alles erinnern können.
Weil er immer wieder das Gleichgewicht verlor, schwankten wir ein wenig, als ich ihn hinausbugsierte.
Gerade, als ich die Tür aufmachte, stand Caleb vor uns.
"Na mit dem ist nicht mehr viel anzufangen", stellte er fest.
"Tschau", meinte ich nur und ging an ihm vorbei.
Er machte zwar Anstalten, mich aufhalten zu wollen, die ich aber ignorierte. In Gedanken malte ich mir schon aus, wie meine Eltern reagieren würden, wenn sie merkten, wie ich Kimi ins Haus schmuggelte.
DU LIEST GERADE
Kimi
Teen Fiction"Ich beschütze dich. Um jeden Preis", schwor er. Auch wenn das bedeutete, sie verlassen zu müssen. Kimi war ein unsterblicher Dämon, der sich dazu entschieden hatte, gegen das Böse anzukämpfen. Jede Nacht zog er mit seinen Jungs los. Während einigen...