Irgendwie hatte ich es geschafft, ihn in mein Zimmer zu lotsen, ohne, dass jemand etwas merkte. Er machte zwar einen riesen Krach, als er mit meiner Hilfe die Treppen hinauf stieg, aber jetzt saß er endlich auf meinem Bett und starrte ins Nirgendwo.
"Warum hilfst du mir eigentlich?", wollte er wissen. Zuerst hatte ich ihn nicht einmal verstanden, weil er so leise sprach.
"Hätte ich dich dort lassen sollen?", als hätte ich ihn einfach dort gelassen, so betrunken, wie er war.
"Das mein ich nicht."
Was dann?
"Was dann?"
"Du hast mich verarztet, als ich einfach so, ohne Erinnerung daran, wie ich hier her gekommen bin, in deinem Bett lag. Wie ich mitten in der Nacht am Boden saß, hast du mich einfach umarmt, ohne nachzufragen, was los ist. Du hilfst mir einfach, ohne auch nur irgendwas über mich zu wissen und ... es ist, als würdest du alles über mich wissen, obwohl du nichts über mich weißt ... du bist so nett zu mir, obwohl du dir wahrscheinlich wünschst, du hättest mich nie getroffen, wenn ich einfach nur da sitze und du keine Ahnung hast, was los ist. Du hast mich nicht einmal zu einer Antwort gedrängt, von wem die Wunden sind, was wahrscheinlich viele machen würden. Du ..."
Als ich meine Hand auf seine Schulter legte, verstummte er. Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich an. Sah mich an, als würde er etwas sehen, das er noch nie gesehen hatte, etwas, das so schön war, dass es ihm die Sprache verschlug. Als wäre ich etwas ganz Besonderes.
Ganz langsam legte er seine Hand an meine Wange und strich mit dem Daumen darüber.
Plötzlich wirkte es, als wäre er nicht vor ein paar Minuten noch so betrunken gewesen, dass er nicht einmal allein die Treppe hinauf gehen konnte.
"Ich hab mir nie gewunschen, dich nie getroffen zu haben. Daran hab ich kein einziges Mal gedacht."
Mit seinem Daumen strich er sanft über meine Unterlippe, als plötzlich die Zimmertür aufging. Meine Mutter stand in der Tür und starrte uns an. Er wich sofort zurück.
Wir starrten einander nur an. Eine gefühlte Ewigkeit. Wir starrten sie an. Sie starrte uns an.
"Ich kann das erklären", setzte ich an und brach so das Schweigen.
Was wollte ich denn erklären? Sie hatten ihn doch schon vor ein paar Tagen bemerkt und nichts gesagt.
POV KIMI
Ich saß auf ihrem Bett und starrte ins Leere. Stockbesoffen. Warum hatte ich das gemacht? Ihr hätte wer weiß was passieren können. Caleb. Wenn der noch einmal in ihrer Nähe auftaucht, kann er was erleben. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen. Er hatte Glück gehabt, dass ich zu besoffen war, um etwas zu machen. Wenn er auch nur daran dachte ...
Warum half sie mir überhaupt? Sie sollte sich von mir fern halten. Zu ihrer eigenen Sicherheit.
"Warum hilfst du mir eigentlich?", fragte ich. Zuerst dachte ich, sie hatte es nicht einmal gehört.
"Hätte ich dich dort lassen sollen?"
Das meinte ich nicht.
"Das mein ich nicht."
An ihrem Blick sah ich, dass sie nicht verstand, was ich meinte.
"Was dann?"
Ja, was meinte ich eigentlich? Ich sollte schlafen. Zumindest einmal richtig ausschlafen. In ihren Armen. Das war Wunschdenken und ich wusste es. Das würde nie geschehen.
"Du hast mich verarztet, als ich einfach so, ohne Erinnerung daran, wie ich hier her gekommen bin, in deinem Bett lag", ich erinnerte mich daran, wie ich aufwachte und in ihr wunderschönes verschlafenes Gesicht sah, "Als ich mitten in der Nacht am Boden saß, hast du mich einfach umarmt, ohne nachzufragen, was los ist", als sie aufwachte, hatte sie mir einfach ihre Bettdecke über die Schultern gelegt und sich zu mir gesetzt. Das hatte mehr geholfen, als irgendetwas anderes, "Du hilfst mir einfach, ohne auch nur irgendwas über mich zu wissen und ... es ist, als würdest du alles über mich wissen, obwohl du nichts über mich weißt ... du bist so nett zu mir, obwohl du dir wahrscheinlich wünschst, du hättest mich nie getroffen, wenn ich einfach nur da sitze und du keine Ahnung hast, was los ist. Du hast mich nicht einmal zu einer Antwort gedrängt, von wem die Wunden sind, was wahrscheinlich viele machen würden. Du ..."
Ich spürte, wie sie ihre Hand auf meine Schulter legte. Bisher hatte ich nur auf den Fußboden vor meinen Füßen gestarrt, aber ihre Hand auf meiner Schulter zwang mich regelrecht dazum, sie anzusehen.
Als ich ihr in die Augen sah, sah ich so viele Fragen, aber auch mindestens genauso viele Antworten auf meine Fragen, wie ich Antworten auf die ihren hatte. Aber jetzt konnte ich sie nicht beantworten. Irgendwann vielleicht, aber nicht jetzt.
Wie von selbst, legte sich meine Hand an ihre Wange und ich strich mit meinem Daumen über ihre Wange.
Sie war so wunderschön.
"Ich hab mir nie gewunschen, dich nie getroffen zu haben. Daran hab ich kein einziges Mal gedacht", flüsterte sie.
Mein Daumen wanderte zu ihrer Unterlippe und ich strich sanft darüber.
Plötzlich wurde die Zimmertür aufgerissen. Ich wich sofort zurück.
Ihre Mutter stand im Türrahmen und starrte uns an. Einige Minuten verweilten wir so. Sie starrte und an, wir starrten zurück.
"Ich kann das erklären", setzte Lilith an, doch, was wollte sie erklären? Sie hatte selbst nicht genügend Antworten.
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Kimi
Teen Fiction"Ich beschütze dich. Um jeden Preis", schwor er. Auch wenn das bedeutete, sie verlassen zu müssen. Kimi war ein unsterblicher Dämon, der sich dazu entschieden hatte, gegen das Böse anzukämpfen. Jede Nacht zog er mit seinen Jungs los. Während einigen...