TWENTY TWO

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Jeongguk und ich betreten soeben mein Apartment, als ich ein lautes Schluchzen, welches aus der Küche ertönt, vernehme, und sofort diese betrete.

Jimin sitzt weinend auf dem Boden, unter ihm liegen verteilte Scherben.

Der mir, wie ich kurz darauf feststelle, vererbte Teller meiner geliebten Oma.

Ich balle meine Fäuste, spanne meinen Kiefer an, und trete Jimin näher.

Ängstlich sieht er auf, setzt zum Reden an, doch ich unterbreche ihn. "Raus!"

Unbeholfen steht er auf, seine Beine können ihn kaum tragen, er neigt dazu zu fallen. Ich packe seinen Arm, reiße ihn mit mir zum Eingangsbereich.

Er humpelt, stolpert, blickt mich unbeholfen an.

"Ich sagte RAUS! VERSCHWINDE!"
Schreie ich ihm letztendlich ins Gesicht, und lasse die Haustür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen.

Perplex blickt Jeongguk mich an.

"Bastard!" Murmele ich, beseitige die Scherben, dabei Jeongguks Worte ignorierend.

[...]

Soeben werfe ich alles in den Mülleimer. Werde dann von dem Jüngeren umgedreht.

"Wie konntest du ihn nur aus der Wohnung schmeißen? Wo soll er denn hingehen?"

Ich schüttele den Kopf. "Dieser Trottel passt einfach nicht hier hin! Sieh ihn dir an, der gehört unter eine Brücke."

"Halt deine verdammte Fresse, und verleugne nicht, dass er, der Erste seit Jahren, etwas mit deinen Gefühlen anstellt!" Schreit er, stellt die Hände in die Hüften.

"Hör auf so einen Scheiß zu labern. Dieses depressive Stück Dreck-" Der Größere unterbricht meinen Satz mit einer Ohrfeige.

"Such' ihn, du Idiot!"

Schon stehe ich vor meiner eigenen Tür, rufe, und schreie, hämmere dagegen, doch es nützt nichts.

Nach einigen Minuten beschließe ich jedoch nach dem Jungen zu schauen.

Hoffentlich ist er nicht weit entfernt.

[...]

Schon stundenlang irre ich in Seoul umher, Regen prasselt auf meine undichte Jacke, meine Haare kleben an meiner Stirn.

Einige Male rufe ich seinen Namen in der Hoffnung er könnte mich hören.

Ich lasse mich auf einer Bank fallen, fahre mir verzweifelt über das Gesicht.

"W-wo bist du nur?"

Plötzlich vernehme ich laute Schreie, Hilferufe.
Die Stimme kenne ich.

Sofort springe ich auf, renne durch den Park, den Rufen hinterher.

"JIMIN!"

Sie werden lauter.

Einige Meter vor mir packen zwei ältere Männer einen kleineren, schwachen Jungen.
Er wimmert, will sich befreien.

Sie schmeißen ihn auf den Boden, treten einige Male auf ihn ein, bis einer schließlich seinen Gürtel öffnet.

"Ich bringe dir jetzt Manieren bei, Jiminnie." Betont er. Ich kann das perverse Grinsen deutlich hören.

Ohne nachzudenken, renne ich auf die Zwei zu. Schlage sie, schubse sie, trete sie.

"Ihr ekelhaften Wichser! Fasst ihn noch einmal an, und ich kastriere euch eigenhändig!" Brülle ich, hebe Jimin hoch, und auf meinen Rücken.

Ich eile nach Hause, trage Jimin in das Badezimmer, und setze den zitternden Jungen auf die Toilette.

Tränen laufen über seine roten Wangen, seine Lippen sind geschwollen, genauso wie seine Augen.

"Haben sie dir etwas angetan ?"

Er schüttelt den Kopf.

"Gott sei Dank."

Ich entledige ihm die Klamotten, setze den Kleinen in die Dusche, und wasche ihn.

Er starrt die gesamte Zeit über nur auf den Boden. Der normalerweise schüchterne Junge versucht nicht seinen Körper zu verdecken, weder mir zu versichern ihm ginge es 'gut'.

Es beängstigt mich, das ist nicht Jimin.

[...]

Nachdem ich ihm etwas neues angezogen habe, betrachte ich seinen Fuß genauer. Er ist wohl
vorhin in eine Scherbe getreten, und hat diese
nicht entfernt.

Sein Fuß ist rot, angeschwollen. Ich muss ihn notdürftig verarzten, sonst bekommt er eine Blutvergiftung.

Morgen wird sich das ein Arzt ansehen müssen.

Er zischt einige Male, krallt sich in seine Oberschenkel.

"Geschafft!" Ich lächele ihn an, doch er erwidert es nicht. Sein Blick ist starr auf den verbundenen Fuß gerichtet.

Unabsichtlich hebe ich meine Hand, streiche ein paar Strähnen aus seinem Gesicht.

"Wir sollten schlafen."

Ich hebe ihn hoch, er umklammert mich, und gemeinsam begeben wir uns in mein Schlafzimmer. Den Jüngeren auf dem Bett platzierend, decke ich ihn sorgfältig zu, und lege mich daneben.

Er dreht sich weg, ich erblicke nur seinen schmalen Rücken, und seufze.

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