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Das Licht der Taschenlampen im Gang war ziemlich hell, sodass wir nur auf diese eine Ecke leuchteten, woher der Ruf der Frau kam.

"Hallo? Wer ist da?", rief sie und bei jedem ihrer einzelnen kleinen Worte bekam ich immer mehr Mitleid. "Wer ist da?", rief Marc und ging ein paar Schritte vor. "Wer sind Sie denn?", fragte die Frauenstimme zurück. Langsam bekam ich Angst, ich wusste ja nicht wer und wie viele da standen. Plötzlich kamen lautere Geräusche und das übliche Keuchen von Beissern.

Ein lauter Ruf und eine weibliche mit einer eher kindlichen Gestalt kam auf uns zu gerannt.

Aus Reflex rannte ich auch so schnell ich konnte nach hinten. Die anderen taten es mir gleich, ich hörte Schüsse, die mir in den Ohren stachen. Wegen dem Gang schallten sie so laut, dass fast mein Trommelfell platzte. Ich war froh, dass Andrew mich an die Hand nahm und mit zog, denn ich konnte nicht mehr richtig laufen.

Zu erschöpft, zu depressiv, zu langsam.

Meine Freude ging aber rasend schnell hoch, als wir am Gittertor ankamen und Andrew es aufdrückte. Schwer nach Luft schnappend setzte ich mich an einen der spärlich metallischen Tische und legte meine Arme auf die kalte Oberfläche. Der restliche Trupp kam auch in die Kantine gerannt, Marie krachte die Tür zu und setzte sich neben mich. Ich bekam nichts richtig mit, ausser ein schluchzen und ein lautes "Dad!"

Mein Kopf wanderte nach oben und sah wie Marc die Frau und den Jungen umarmte. Ich verstand nichts.

Marc stotterte und verlor ein, zwei Tränen. Derek ließ derweil die anderen in die Kantine kommen. "Wir... wir dachten du wärst...", hörten wir leise die Frau heulen. "Hannah..Finn.. ich dachte ich würde euch niemals wieder sehen", sagte Marc und drückte die Frau, dessen Name Hannah war, nochmal sehr fest und schaute zu dem Jungen. "Finn...ich...", eine weitere Träne lief aus seinen roten Augen."ihr lebt!", lächelte er. Nun verstand ich und meine Augen füllten sich auch mit Tränen.

Er hat sie endlich gefunden.

"Wie-wie habt ihr hierher gefunden?", wunderte sich Marc und sah Hannah an. "Wir…", fing sie an"hatten uns eine kleine Truppe angetan. Doch die Männer muteten sich zu viel zu, meinten sie würden alles schaffen und in ein paar Tagen wurde die Gruppe immer kleiner. Finn und ich suchten tagelang nach etwas wo wir bleiben könnten. Dann fanden wir dieses Gefängnis...", sie schluckte hart,"Marc...ich habe dich so vermisst!", ihre Arme schlang sie um ihn und auch der Junge schlang sich um die beiden. Währenddessen musterte ich die beiden: Hannah hatte lange braune Haare, war nicht sonderlich groß, dafür aber sehr dürr.

Wenn man auch Tagelang nichts isst.

Finn war sehr klein und auch sehr schmächtig. Vielleicht zwölf Jahre alt, wenn nicht sogar weniger. Seine eisblauen Augen streiften kurz den Raum und als er mich sah, blieb er an mir hängen, doch ebenso schnell wie er seinen Vater gerade umarmte, ließ er sein Blick wieder von mir. Vielleicht sah ich ihm zu grausam aus, angsteinflößend oder irgendwas dergleichen. Das interessierte mich aber nicht sonderlich, stand auf und begab mich zu Niall. Das einzige was ich gerade wollte, war körperliche Nähe und Wärme.

Ich breitete meine Arme aus, schlang sie um ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Seine Arme lag er ebenfalls um mich, was mich zu einem lauten Seufzer verführte.

"Wie habt ihr es eigentlich hier rein geschafft?", hörte ich Marc fragen. "Im hinteren Teil des Gefängnisses ist ein ganzer Teil kaputt, auch der Zaun. So sind wir hier rein gekommen. Wir waren auch schon mal hier, doch haben es nicht in diesen Teil geschafft, da die Tür verschlossen war.", erklärte Hannah. Ihre Stimme war so beruhigend, dass mein schnell pochendes Herz sich langsam erholte.

The Direction Dead //Slow Updates//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt