Kapitel 5

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Kapitel 5

Der Rest der Woche bin ich nicht mehr zur Uni gegangen aus dem Grund, weil ich keine Motivation dazu hatte. Ich liege wieder mal Abends im Bett und denke über mein Leben nach. Es hat nichts mit Ferhat zu tun. Oder vielleicht doch? Ich glaube eher nicht. Es sind wieder mal meine Gefühle, die ich mir selber nicht erklären kann und mein ganzes Leben steuern. Ich mache Ferhat für seine Stimmungsschwankungen fertig, dabei habe ich selber die schlimmsten. Ich will es nicht, doch sie sind einfach da. Mein Handy blinkt auf und obwohl ich keine Lust habe draufzuschauen, tue ich es trotzdem. Es ist Leyla. ,,Sheila ich weiß, dass du deine Ruhe brauchst und momentan durch eine schwere Phase gehst, aber glaub mir es wird schon wieder. Bitte hör auf zu schweigen, du weißt wie sehr ich mich um dich sorge, wenn ich ganz genau weiß wie schlecht es dir geht und du nicht darüber reden möchtest. Ich bin immer für dich da Schatz, egal was sein sollte schreib mir oder ruf mich an wenn du reden möchtest!❤️" hat sie geschrieben. Mir kommen die Tränen hoch und erneut habe ich keine Ahnung warum. Sie ist eine der wenigen, die sich wirklich um mich kümmert und wo ich auch zu 100 Prozent weiß, dass ich ihr wichtig bin, doch andersrum ist es genau so. Ich liebe sie und schätze sie auch extrem! Ich fühle mich aber trotzdem scheiße, da ich ihr nicht oft das alles zurückgebe, was sie mir gibt. ,,Danke dir! Mir geht es gut, komme nächste Woche wieder." schreibe ich ihr zurück, nachdem ich mein Handy auf Flugmodus stelle und es wieder zurück auf meinen Nachtisch lege. Wir haben 19 Uhr und Sommer, was bedeutet, dass es langsamer dunkel wird. Deshalb ist der Himmel noch so hell und ich kann schwierig einschlafen, obwohl ich es jetzt so gerne tun würde. Einfach nur schlafen. Es belastet mich sehr. Meine Psyche spielt nicht mehr richtig mit. Ich möchte so wenig wie möglich von Menschen umgeben sein und mich am besten den ganzen Tag lang in meinem Zimmer einsperren und einfach nur heulen. Wenn man sowas hört, denken die meisten oft an Depressionen, doch ich habe absolut keine Ahnung was es ist, aber ich leide, und das extrem! Es soll einfach nur noch aufhören. Ich bete jeden Tag zu Gott dafür, die Schmerzen meiner Seele zu lindern. Jemand klopft an meiner Zimmertür und öffnet diese direkt. Es ist meine Mutter, mit einem Teller voller Obst, war ja klar. ,,Keça min wê bixwe", überreicht sie mir den Teller voller Obst, den ich essen soll. Ich nehme ihn an und setze mich aufrecht hin. Ich esse nie in meinem Bett, aber ich habe jetzt keine Kraft aufzustehen. ,,spas yadê" bedanke ich mich. ,,Te çima îro tiştek nexwar?" ,fragt sie mich. Ich zucke mit den Schultern, weil ich selber nicht weiß, wieso ich momentan fast nichts esse und keinen Appetit mehr habe. ,,Brauchst du was Keça min? Möchtest du über etwas reden? Bêje min, wenn du was hast, was dich bedrückt." versucht sie sich langsam dran. Ich weiß, dass sie es nur gut meint, aber ich möchte mit niemandem über meine Probleme reden. Vor allem weiß ich überhaupt nicht, worüber ich reden soll. Ich kann meine Gefühle nicht in Worte fassen. ,,Na tiştek nîne yadê." versuche ich ihr zu erklären, dass ich nichts habe. Sie nickt einfach nur und verlässt dann auch schon mein Zimmer. Sie ist traurig. Traurig, weil ich ihr nicht erzähle, warum es mir nicht gut geht. Jedoch weiß sie ganz genau, dass mir was auf dem Herzen liegt, was ich nicht aussprechen kann. Um ehrlich zu sein, sind es viele und auch sehr unterschiedliche Probleme. Sie sammeln sich und da ich mit niemandem über das alles rede, stauen sich meine Gefühle auf und entwickeln sich anschließend zu Panikattacken oder Nervenzusammenbrüchen. Davon wissen meine Eltern, Freunde oder mein Bruder nichts. 𝑊𝑎𝑟𝑢𝑚 𝑖𝑚𝑚𝑒𝑟 𝑖𝑐ℎ? Ich esse während ich an alles denke mein Obst und versuche mich abzulenken, indem ich mir mein Handy wieder zur Hand nehme und YouTube Videos anschaue, doch das bringt mir auch nicht viel. Nachdem ich hoffnungslos mein Handy auf mein Bett schmeiße und kräftig ausatme, bekomme ich einen Anruf. Oh nein, nicht jetzt. Ich drehe mein Handy um und lese den Namen ,,Ferhat". Er ist der letzte, mit dem ich jetzt was zu tun haben möchte. Es klingelt sehr lange, bis es dann aufhört. Sofort anschließend ruft er erneut an. Vielleicht ist etwas Wichtiges? Ich sollte ran gehen, es wird ja wohl nichts Nerven zerreißendes sein.———
Kurdisch - Deutsch 𝗨̈𝗯𝗲𝗿𝘀𝗲𝘁𝘇𝘂𝗻𝗴

„Keça min wê bixwe" - „𝗠𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗧𝗼𝗰𝗵𝘁𝗲𝗿 𝗶𝘀𝘀 𝗱𝗮𝘀" (Obstteller
„Spas yadê!" - „𝗗𝗮𝗻𝗸𝗲 𝗠𝗮𝗺𝗮!"
„Te çima îro tiştek nexwar?" -„𝗪𝗶𝗲𝘀𝗼 𝗵𝗮𝘀𝘁 𝗱𝘂 𝗵𝗲𝘂𝘁𝗲 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁𝘀 𝗴𝗲𝗴𝗲𝘀𝘀𝗲𝗻?"
„Brauchst du was 𝙆𝙚𝙘̧𝙖 𝙢𝙞𝙣? - 𝙈𝙚𝙞𝙣𝙚 𝙏𝙤𝙘𝙝𝙩𝙚𝙧?"
„𝘽𝙚̂𝙟𝙚 𝙢𝙞𝙣, - 𝙎𝙖𝙜 𝙚𝙨 𝙢𝙞𝙧, wenn du was hast, was dich bedrückt."
„Na tiştek nîne yadê" - „𝗡𝗲𝗶𝗻 𝗲𝘀 𝗶𝘀𝘁 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁𝘀 𝗠𝗮𝗺𝗮"

Wᴀʀᴜᴍ ɪᴍᴍᴇʀ ɪᴄʜ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt