Kapitel 8
„𝘚𝘢𝘨 𝘯𝘪𝘦𝘮𝘢𝘭𝘴 𝘕𝘪𝘦" Leyla hatte recht, nach dem anstrengenden Tag in der Uni, stehe ich mittlerweile an der Schlange der Uni Party. Ich hasse solche Orte ... Laut und voll. Meine Panikattacken, die Depersonalisation und die Derealisation übernehmen jedes Mal meinen Körper. Es gibt keine größere Hölle, als ein Gefangener der Angst zu sein. Ich bin trotzdem recht aufgestylt, dafür dass ich keine Kraft für diese Feier habe. Na ja Leyla hat nachgeholfen. Meine dunkelbraunen voluminösen Haare sind offen gewellt. Mein Make-up ist recht schlicht gehalten, außer meine Augenlider, die in einem cat eye Look geschminkt sind. Ich sehe wie jedes zweites kurdisches Mädchen aus, es gibt nichts Besonderes an mir. Allerdings sagt Leyla andauernd, dass meine fast-pechschwarzen Augen das Highlight in meinem Gesicht sind, weil sie so sexy und bedrohlich wirken, wenn man sie dunkel schminkt. Ich trage ein hautenges Kleid in Weiß, mit unendlichen Glitzerpartikeln, das mir bis zu unter meinem Knie reicht. Die Träger sind mit Diamanten verziert und so dünn, dass ich die Befürchtung habe, sie würden jederzeit reißen. Dazu habe ich weiße High Heels mit Schnüren – die ebenfalls mit Diamanten verziert sind – an. Mit meinem eigenen Willen hätte ich das alles zwar niemals angezogen, vor allem das Kleid nicht, da ich meine Periode habe, doch Leyla bestand darauf und vertraute auf all die Binden, die ich in meiner Tasche treu bei mir trage. Es ist eines der einzigen Kleider in meinem Schrank. Ich mag keine Kleider, aber hatte nun mal nur, das zur Auswahl stehen. Leyla hingegen hat ein Olivgrünes schlichtes Satin Kleid an, mit ganz viel Schmuck. Leyla ist besessen von Schmuck, vor allem von Goldschmuck. Es lässt sie und ihre bernsteinfarbenen Augen strahlen und wunderschön aussehen! Ihr Make-up ist ebenfalls in Nude Tönen gehalten. Sie hat ihre langen goldbraun-lockigen Haare – die bis zu ihrem Hintern reichen – nach hinten zu einem strengen Zopf gebunden. Sie sieht unfassbar scharf aus und ihr Kleid definiert ihre Bomben Figur. Zwei Bodyguards stehen vor dem Eingang und kontrollieren die Studenten, die den Club betreten wollen, jetzt sind wir an der Reihe. „Tasche aufmachen", befiehlt der breit gebaute Typ mir. „Das kannst du auch nett sagen", motze ich den Bodyguard an. Er schaut mich mahnend an und ich öffne ihm meine Tasche, damit er seine Arbeit machen kann. Er wühlt durch meine Tasche, um sicherzugehen, dass ich nichts Illegales dabei habe. In seiner Hand, die in der Tasche steckt, hält er eine Binde. Ich habe meine Periode, so ist es nun mal als Frau. Ich streiche mir eine Strähne hinter mein Ohr, weil es mir langsam echt unangenehm wird. Er packt die Binde schnell wieder in das Nebenfach in der Innenseite der Tasche und hört sofort auf mit dem durchsuchen. Er bemerkt wie unangenehm mir das war und erhebt seinen Kopf „Hier, kannst rein", reicht er mir die Tasche mit einem Schmunzeln. Leyla wird zeitgleich hineingelassen. Er lässt mich durch und schon betrete ich den Club mit Leyla zusammen. Wow hier sind schon mega viele Leute, Studenten die ich noch nie auf der Uni gesehen habe. Die Musik und der Haufen Menschen, das alles erzeugt ein lautes Rauschen in meinem Kopf, in dem nur noch diese kranken Angstgedanken ihre Runden drehen und größer werden. Ich muss aufhören mit diesen Gedanken, sofort! Leyla zieht mich durch die Menschenmenge auf eine Couch, wo wir uns hinsetzen. „Möchtest du was trinken?", fragt sie mich fast schreiend, da es hier schon sehr laut ist. „Ne danke, hol du dir was" lächel' ich sie etwas benebelt an. Sie steht auf und macht sich auf den Weg. Ich hab ein mulmiges Gefühl, was diesen Abend angeht. Ich schaue durch die Menge und erblicke viele tanzende Paare. Ob sie nun zusammen sind oder einfach nur miteinander tanzen, weiß ich nicht. So komisch sich das auch anhört, ich würde niemals mit meinem Freund auf so einer Party tanzen. Ich hätte das Gefühl, mich zu blamieren. Leyla kommt wieder mit zwei Gläsern, die sie auf unseren kleinen Tisch vor uns ablässt. „Deins ist nur Cola" gibt sie mir Bescheid. Ich trinke kein Alkohol, sie schon und ich würde ihr blind vertrauen, da sie ganz genau weiß, dass es mir wichtig ist kein Alkohol zu konsumieren. Deshalb mache ich mir keine Sorgen, was das Getränk angeht. Sie trinkt ihr Drink genüsslich und holt sich direkt einen Nachschub. „Übertreib bitte nicht, Leyla, wir sind gerade erst angekommen", bitte ich sie. Sie betrinkt sich schnell und kennt manchmal ihre Grenzen nicht. Sie nickt nur stumm. Es sind mittlerweile 2 Stunden vergangen und ich sitze immer noch auf dieser scheiß Couch. Ich habe meinen Angstzustand langsam in den Griff bekommen und bin nur einmal aufgestanden, um auf Toilette zu gehen. Leyla ist mittlerweile durchaus dicht und tanzt mit ihrem Crush. Ich muss unwillkürlich Lächeln ...𝘴𝘪𝘦 𝘴𝘦𝘩𝘦𝘯 𝘴𝘰 𝘴𝘶̈𝘴𝘴 𝘢𝘶𝘴! Ich weiß gar nicht, ob es ihr richtig klar ist, dass sie mit Jîwan tanzt. Ich greife nach meinem Handy und mache ein kurzes Video von den beiden, ich zeige es Leyla morgen. Sie wird sich vor Scham in die Hose machen. Sie kennt Jîwan – wegen ihrer Familien – schon seit ihrer Kindheit, doch in den letzten drei Jahren hat sie sich wirklich in ihn verguckt. Er ist ein hübscher Junge und trifft genau auf Leyla's Geschmack. Groß, gepflegt, außerdem schwärmt sie andauernd von seinen strahlend grünen Augen. Er spielt nur mit Mädchen, es ist einfach beschämend. Er kann aber auch ein echt lieber Junge sein. Die Menschen, die ihm wichtig sind, behandelt er wie Gold – Leyla. Die beiden sind Kindheitsfreunde und er würde sie niemals ausnutzen für seine Bedürfnisse, sie jedoch ist viel zu leichtsinnig. Leyla denkt womöglich das er sie gut behandelt, weil er vielleicht etwas für sie empfindet, doch ich befürchte einfach nur das er sie wie eine Schwester sieht. 𝘐𝘯𝘴𝘩𝘢𝘭𝘭𝘢𝘩 𝘪𝘴𝘵 𝘦𝘴 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘴𝘰 𝘶𝘯𝘥 𝘴𝘪𝘦 𝘸𝘦𝘳𝘥𝘦𝘯 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘴 𝘛𝘢𝘨𝘦𝘴 𝘨𝘭𝘶̈𝘤𝘬𝘭𝘪𝘤𝘩. Ich lehne mich zurück und schaue mich nun weiter um, bis ich in dunkle, sehr stark gereizte Augen blicke. Der Blick ist so intensiv, dass diese Augen mich in einen Bann ziehen. Sie sind mir vertraut, doch dennoch so fremd. Ich will meinen Blick nicht abwenden, um zu erblicken, wer diese Person ist. Doch plötzlich schwingen sich schwarze lange Haare durch meinen stahlen Blickwinkel und ich verliere sofort die Facette. Die weibliche Person, die ich noch nicht durchblickt habe, schmeißt sich an die Person mit den lodernden Augen. Ich schaue genauer hin und erkenne, wer die beiden sind ...
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Wer sich für die Themen 𝗗𝗲𝗽𝗲𝗿𝘀𝗼𝗻𝗮𝗹𝗶𝘀𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻, 𝗗𝗲𝗿𝗲𝗮𝗹𝗶𝘀𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻 und 𝗣𝗮𝗻𝗶𝗸𝗮𝘁𝘁𝗮𝗰𝗸𝗲𝗻 interessiert, kann gerne mal nachforschen und sich informieren, um zu verstehen, wie sich der Charakter fühlt :)
In den Situationen wo der Charakter diesen psychischen Ausnahmezustand erlebt, werden lediglich ECHTE Gefühle und Gedankengänge (𝗱𝘂𝗿𝗰𝗵 𝗲𝗶𝗴𝗲𝗻𝗲𝗿 𝗘𝗿𝗳𝗮𝗵𝗿𝘂𝗻𝗴) eingebaut und zusammengefasst, um euch Leser in meiner Geschichte auch über Themen zu informieren, über die man viel zu selten spricht, doch gleichzeitig viel zu häufig – vor allem in dieser Generation – vorkommen. Vielleicht kann sich der eine oder andere in Situationen wieder spiegeln und mal sein eigenes Leben reflektieren.Hab euch lieb <3
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Wᴀʀᴜᴍ ɪᴍᴍᴇʀ ɪᴄʜ?
Romance-wird überarbeitet- 𝘚𝘩𝘦𝘪𝘭𝘢 ist ein 22 Jähriges, kurdisches Mädchen die mit viel in ihrem Leben zu kämpfen hatte. Ihr großer Bruder 𝘋𝘪𝘭𝘰 erleichterte ihr einiges und stand immer an ihrer Seite. Er versuchte sie bei allem zu beschützen und i...