Kapitel 10

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Kapitel 10

„Komm wir gehen", raunt er mit seiner unfassbar rauen Stimme ganz nah an meinem Ohr. Ich spüre seinen langsamen Atem an meinem Nacken und mich überzieht eine starke Gänsehaut. Oh nein, bin ich ausgelaufen? Hab ich einen roten Fleck am Po? Ich realisiere jetzt erst was los ist, das macht diese Situation einfach nur noch schlimmer! Deswegen lachen mich alle aus ... 𝑊𝑎𝑟𝑢𝑚 𝑖𝑚𝑚𝑒𝑟 𝑖𝑐ℎ? Seine starken Arme drehen mich sanft um, sodass meine Augen auf seiner Brust liegen. Ich hebe meinen unbeholfenen Blick und schaue in Ferhat's dunkelbraun-glänzenden Augen. Ich hebe meine Augenbrauen und ziehe sie hilflos zusammen. Mit einem flehendem Ausdruck nickte ich leicht benommen und blinzle ein paar Male, um in die Realität zurückzukehren. Er schlingt seinen Arm um meine Schulter, in der anderen Hand trägt er meine Tasche und schon laufen wir raus. Einerseits bin ich froh, dass er meine Tasche hat und ich sie nicht verloren habe, doch irgendwie habe ich mich wegen der Suche nach der Tasche zum Clown vor allen gemacht. Auf dem Weg zum Auto bringe ich kein einziges Wort raus. Er öffnet mir die Tür, legt meine Tasche auf meinen Schoß und schloss die Tür wieder, bevor er selber einstieg. Als ich einen kurzen Blick auf den kleinen Bildschirm im Auto widme, sehe ich, dass wir schon 3 Uhr nachts haben. Das kann doch nicht wahr sein! Ich war doch nicht ernsthaft 4 Stunden auf dieser scheiß Uni Party. Absolute Zeitverschwendung. Da wär ich lieber in meinem Bett geblieben, als mich hier zu blamieren. Ich hab mich zuletzt so gedemütigt gefühlt, als meine angeblichen zwei beste Freunde mich vor der ganzen Klasse bloß dargestellt haben. Jeder hat ihnen geglaubt, doch alles, was aus diesen dreckigen Mündern kam, war gelogen! Sie haben sogar Geheimnisse von mir verraten, es war so schlimm für mich und ich habe mich extrem verraten gefühlt. Die zwei bedeutsamsten Menschen in meinem Leben haben mich mundtot gemacht und zum krönenden Abschluss bin ich wie gewöhnlich in solchen Momenten in Tränen ausgebrochen und habe eine Panikattacke bekommen... Es tut heute noch weh, daran zu denken. Seit dieser hinterhältigen Situation habe ich sehr schwere Probleme jemanden zu vertrauen, ich meine, sie wussten ALLES über mich und haben mir in den Rücken gestochen. Nichtmal Leyla weiß alles von mir, obwohl sie wirklich sowas wie meine Seelenverwandte ist. Sie hat mir aus vielen tiefen Löchern rausgeholfen. Ich schaue benebelt aus dem Fenster raus.

„Hey, alles gut" spricht Ferhat sanft. Er spürt meine Unsicherheit. Seine Hand legt sich auf meinen linken Oberschenkel, was dazu führt, dass sich etwas in meinem Bauch und Unterleib zusammen zieht. Aus Reflex drücke ich meine Beine zusammen, wo dann seine Hand von meinem Oberschenkel abrutscht. Ich schaue ihn mit glasigen Augen an, bis die ersten Tränen schon fließen. Mein Mundwinkel und meine Augenbrauen verziehen sich extrem und mein Weinen wird stärker. Sofort sank mein Blick und ich hielt meine Hände vor mein Gesicht. „Es tut mir so leid, das ist alles einfach peinlich!" schluchze ich zerbrechlich in meine Hände. „Das ist nicht peinlich, Sheila, sowas kann passieren. Die Leute, die sich lustig gemacht haben, sind peinlich." ,er versucht mich zu beruhigen, was mega süß ist, doch er weiß gar nicht, wie anstrengend ich während meiner Periode bin. „Sie hat es gesehen", rufe ich. „Von wem sprichst du?" ,zieht er seine Augenbrauen zusammen. „Da war so ein Mädchen in der Toilette und sie hat... Na ja meinen Hintern abwertend angeschaut und somit den Fleck auf jeden Fall gesehen." ich schäme mich so sehr. „Und sie hat dir nichts gesagt?", fragt er verwirrt. „SONST WÜRDE ICH HIER DOCH NICHT WEINEND SITZEN, ODER?", rufe ich fragend. Manchmal ist er so abwesend, während er mir aufrichtig zuhört. Ferhat ist etwas kompliziert. Seitdem ich ihn an der Uni kennengelernt habe, ist er eigentlich ein sehr lustiger und anständiger Mann, doch manchmal muss er sich wie ein Macho benehmen und sein Stolz kann mega ausprägend sein. Na ja, ich habe genau so einen hartnäckigen Stolz, doch mich kann man auch schnell wieder weich machen oder einschüchtern. Er muss zeigen das er der Mann ist und sich nichts gefallen lässt, dabei ist er eigentlich noch ein kleiner unschuldiger Junge im inneren. „Manchmal bist du echt hohl", murmel' ich vor mich hin. Er dreht sich nach vorne und drückt aufs Gas. Kurz schielt er zu mir „Schall dich an" befiehlt er mir. Es war klar, da kommt seine andere Seite wieder zum Vorschein. Ich schnalle mich an und nahm mein Handy zur Hand. Habe ich ihn jetzt sauer gemacht? Ach, was soll's... Ich schreibe Leyla, dass ich nach Hause fahre, ich hoffe, ihr passiert nichts Schlimmes. Wieso musste sie mich auch unbedingt dorthin bringen? War es ein Fehler, sie dort alleine zu lassen? Wenn ihr etwas passiert, dann werde ich es mir nie wieder verzeihen können! Den ganzen Weg über bleibt es still.

Wᴀʀᴜᴍ ɪᴍᴍᴇʀ ɪᴄʜ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt