Ich wollte umdrehen. Vielleicht sollte ich doch bei Rita einziehen. Sie war zwar drei Jahre älter als ich und irgendwie zu anhänglich, aber es war noch immer besser, als das, was ich gerade dachte.
Ich hatte die letzte komplette Woche bei Rita gepennt. Es konnte doch unmöglich sein, das so schnell jemand neues gefunden wurde, der Alice' Platz in der Wohngruppe ersetzte.
Aber ich konnte jetzt nicht umdrehen. Früher oder später müsste ich sowieso hier hin.
Ich biss die Zähne zusammen und holte den Schlüssel aus der Hoodietasche. Das Mädchen stellte sich hinter mich und wartete.
"Bist du - wohnst du auch hier?", fragte sie verwundert.
Ich antwortete nicht und öffnete die Haustür. Es erklärte sich ja wohl von selbst.
Als ich herein kam, sah es aus wie immer - ein chaotischer Haufen an Schuhen im Eingangsbereich, ein paar einzelne rote Haare von Isabelle auf den hellen Fliesen, die Kommode im Flur war überlagert mit ungeöffneten Briefen, zerknüllten Taschentücher, Schlüsselbunden und verstaubten Gummipflanzen.
Es roch nach Gras und Rührei. Das einzige, was Miles einigermaßen zubereiten konnte.
Glubschi kam direkt nach mir herein und rümpfte ihre feine Stupsnase, die von hellen, fast unsichtbaren Sommersprossen umgeben war.
"Seit wann haben wir ne neue Mitbewohnerin?", fragte ich, kurz bevor ich die Küche betrat, in der Miles gerade bruzelte.
Seine braunen Locken wippten, als er versuchte, das Rührei von der Pfanne zu kratzen. Es roch leicht verbrannt.
"Seit Gestern Abend. Ist sie da?", fragte er. "Und wo warst du die ganze Woche? Du hast viel verpasst."
"Du bist nicht meine Mutter, auch wenn du mir mein Frühstück zubereitest", wich ich seinen unnötigen Fragen aus.
Ungefragt nahm ich mir einen Teller vom Schrank über der Spüle und stahl ihm dann den Pfannenwender aus der Hand, um das Rührei auf meinen Teller zu verlagern.
"Hey", sagte er kläglich und stöhnte verzweifelt auf. "Doch nicht alles!"
Zu spät. Ich drückte ihm den Pfannenwender zurück in die Hand und holte mir eine Gabel aus der Schublade neben dem Kühlschrank.
Mit meinem Frühstück setzte ich mich an den Tisch und schaufelte das etwas versalzene fünf Sterne Gericht in mich hinein.
Das Mädchen erschien im Türrahmen. Miles der Wixer reagierte direkt. "Oh, hey. Möchtest du auch etwas Rührei?" Er schlug ein Ei nach dem anderen am Rand der Küchennische auf und öffnete sie über der aufzischenden Pfanne.
Sie schüttelte den Kopf.
"Wie heißt du noch mal? Ich weiß, wir haben uns gestern schon vorgestellt, aber ich habe deinen Namen vergessen", rief Miles über das Geknister des Bratfettes hinweg.
Ich stach mit der Gabel in ein großes, fast verbrannte Stück Ei und führte es zu meinem Mund.
"Wie bitte?", fragte Miles.
Hatte Glubschi überhaupt etwas gesagt? Neugierig lugten meine Augen zu ihr rüber, während ich kaute.
Ihre Lippen bewegten sich, doch bei mir kam kein Ton an.
Miles hielt seine Hand an sein Ohr und deutete ihr so, lauter zu sprechen.
Sie wollte gerade zum sprechen ansetzen, da fiel ich ihr ins Wort. "Kannst du auch sprechen oder hast du deine Zunge verschluckt?", fragte ich gereizt. Sie nervte mich schon den ganzen Tag mit ihrer Art.
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Catch me if you can
Romance"Mich in dich zu verlieben, fühlt sich an, wie in ein offenes Messer zu laufen. Zum einen, weil du diese Gefühle nicht erwidern kannst und zum anderen, weil ich Angst vor dir habe." Sie war verliebt in mich? Fuck. ___________________ Wie ein unangek...