Trapped

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"Wo ist Violet?", fragte Isabelle, als ich ins Wohnzimmer kam.

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich bin nicht ihr Daddy."

"Hat sie nicht heute nur sechs Stunden? Wo warst du?"

"Wieso stellst du mir so viele Fragen?"

Im Fernseher lief Supernatural. Miles und Isabelle lagen auf dem Sofa und aßen Chips.

Irgendwie gaben sie mir immer das Gefühl von Normalität. Mein Leben war das reinste Chaos. Es war immer Nachts, egal wie hell es draußen erschien. Es gab immer irgendwas, worüber ich mir Sorgen machen musste und es einfach verdrängte. Aber das Leben von Isabelle und Miles sah so einfach und normal aus. Alleine zu sehen, wie sie Abends auf dem Sofa lagen und gemeinsam Fernseher schauten, gab mir ein Gefühl von Heimweh nach einem Leben, das so einfach war wie ihres.

Selbst wenn ich mich dazu setzen und die Chips essen würde, es würde sich falsch anfühlen. Wie erzwungener Sex in einer langweiligen Ehe.

"Es fährt doch kein Bus mehr nach dieser Uhrzeit. Glaubst du, sie geht den ganzen Weg zu Fuß nach Hause?"

Fuck. Sie musste ja länger bleiben, um mit den Büchern zu helfen. Ich hatte das vollkommen vergessen. "Hat jemand von euch ihre Nummer?"

"Ja klar", sagte Isabelle und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. "Wieso bin ich nicht auf die grandiose Idee gekommen, sie anzurufen?" Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. "Sie geht nicht ran. Ihr Handy ist aus."

Fuck, wieso machte ich mir gerade Sorgen? Genau das meinte ich. Sorgen zogen sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Wenn Terrence heute nicht auf dieses Angebot angespielt hätte, dann hätte ich jetzt keinen Grund, mir Sorgen zu machen.

Wie aufs Stichwort raschelte ein Schlüssel vor der Haustür. Violet kam herein. Meine Schultern sanken vor Erleichterung.

Miles drückte mit dem Controller auf Pause.

Violet stellte ihren Rucksack im Flur ab und streifte ihre schwarzen Sandalen von den Füßen.

"Bist du den ganzen Weg von der Schule bis hier her zu Fuß gegangen?", fragte Isabelle neugierig, als Violet auch ins Wohnzimmer kam.

Violet nickte. "War ein langer Spaziergang", sagte sie und seufzte schwerfällig.

"Wieso bist du nicht an dein Handy gegangen? Oder hast angerufen? Ich hätte dich sofort abgeholt", schimpfte Isabelle.

"Wegen mir musst du nicht deine Zeit und dein Benzin opfern", tat Violet es mit einer lästigen Handbewegung ab. "Und ich bin nicht an mein Handy gegangen, weil der Akku seinen Geist aufgegeben hat. Sorry. Ich habe zu lange Musik gehört." Sie zuckte mit den Achseln.

"Was für Musik hörst du so?", fragte Miles, komplett weg vom Thema.

"Avril Lavigne", antwortete sie. Das Mädchen war also tatsächlich im Jahr 2008 stecken geblieben.

Aber irgendwas stimmte hier nicht. Ihre Augen hatten ihren hellen Glanz verloren. Ihre Mundwinkel waren nach unten gezogen und ihre Stirn war in Sorgenfalten gelegt. Sie wirkte verstört.

"Das wäre wirklich kein Problem für mich. Bitte ruf nächstes Mal einfach an. Wir sind zwar keine Eltern, aber wir fragen uns auch wo du steckst."

"Ich- ich bin kein kleines Kind mehr", stammelte Violet und versuchte sich langsam aus der Affäre zu ziehen, in dem sie rückwärts aus dem Wohnzimmer ging.

"Um mich machst du dir keine Sorgen, wenn ich mal nicht pünktlich aus der Schule komme", schmollte Miles ironisch.

Isabelle stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. "Wenn du nicht pünktlich von der Schule kommst, bist du entweder bei 7-Eleven und holst dir Energydrinks oder du zockst Playstation bei Ian. Was anders ist nie vorgekommen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 08, 2020 ⏰

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