(don't) touch me

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Das Kasino war in ein dunkelblaues Licht gedimmt. Die Automaten blinkten in Neonfarben, luden mit ihren flirrenden, bewegenden Bildschirmen dazu ein, sich vor sie zu setzen und eine Runde zu spielen.

Also setzte ich mich mit meinem fünften Bier vor einen der Spielautomaten. Er verschluckte meine Fünf Dollar Note so schnell, als wäre er am verhungern.

Ich drückte auf den Roten Knopf und sah dabei zu, wie die Symbole auf den simulierten Walzen sich drehten, bis sie schließlich hielten. Sah nicht gut aus. Es wurden, zwischen vereinzelten Zitronen und Siebenen, fast nur Kirschen angezeigt, aber nicht in einer Reihe sondern Kreuz und Quer.

Ich drückte noch einmal auf den Knopf und dann sah das Ergebnis schon besser aus. Fünf Dollar Gewinn. Anstatt es mir auszahlen zu lassen, drückte ich noch einmal und wiederholte den Vorgang, bis ich 120$ heraus bekam. Eigentlich hätte ich weiter gemacht, wäre da nicht diese raue, breite Hand auf meiner Schulter gelandet.

Ich drehte mich um und sah in die emotionslose, von dunklen Locken umgebene Miene von Terrence, auf dessen schiefen Nase ein dicker blauer Fleck prangte. Er schob mich beiseite und nahm sich das Geld aus dem Schlitz. Dreckiger Hund.

Ich kramte das Geld aus meiner Hosentasche und überreichte es ihm. Ohne es zu zählen nahm er es an sich und steckte es in die Tasche seiner Lederjacke.

Ohne Vorwarnung landete seine Faust in meinem Gesicht. An meinem Auge zog es daraufhin heftig. Ich knallte gegen den Spielautomaten.

Es lohnte sich nicht, zurück zu schlagen, denn hatte Terrence seine ganze Gang im Rücken. Kleiner Feigling. Er packte mich am Kragen und warf mich in seine Meute. Einer nach dem anderen begann mich zu boxen, bis ich am Boden lag. Sie traten mir in den Bauch, ins Gesicht, in die Eier, in die Brust. Mindestens einer von ihnen hatte ein Messer dabei, welches sich immer wieder wie ein Feuer durch meine Haut zog.

Er erklärte nicht einmal, warum. Doch ich wusste es sowieso. Ich war einfach zu spät und das gefiel ihm nicht. Und dass Violet seine Nase gebrochen hatte anscheinend auch nicht.

Ich konnte nicht aufstehen. Jeder einzelne Knochen in mir fühlte sich gebrochen an. Jeder Zentimeter meines Körpers litt an den Schmerzen.

Keiner im Kasino traute sich, die Bullen zu rufen oder mir auf zu helfen. Terrence gehörte zum Klan. Er war auf der Rangliste höher als ich und keiner wagte es, seine Entscheidung, mich zu vermöbeln, in Frage zu stellen.

Ich erhob mich von selbst und taumelte den Weg nach Hause. So wie ich jetzt aussah, würde mich kein Uber oder Taxi mitnehmen - wofür ich gerade eh kein Geld hatte.

Ich klingelte und keiner öffnete. Natürlich nicht, es war mitten in der Nacht. Miles pennte wahrscheinlich schon und Isabelle übernachtete bestimmt bei einer Freundin.

Und Violet war sicher noch geschockt vom letzten Mal, als sie die Tür geöffnet hatte.

Ich lehnte mich gegen die Tür, klopfte dagegen und war fast am einpennen, bis sich die Tür plötzlich öffnete und ich in den Flur stolperte.

Violet, die direkt vor mir stand, bremste mich. "Was ist passiert?", fragte sie und legte ihre Hände gegen meine schmerzende Brust.

"Fass mich nicht an", murmelte ich unter meiner blutverklebten Fresse.

Sie nahm zögerlich ihre Hände von mir, nahm dann aber meine Hand und zog mich ohne ein Wort in die Küche.

Ich fühlte mich benommen, als sie mich zur langen Sitzbank führte, auf der ich Platz nahm.

Wie eine Elfe schwebte sie zum Waschbecken und ließ Wasser laufen. Ich hörte nur wie das Wasser auf das Metall des Beckens plätscherte.

Sie war so merkwürdig. Wieso wollte sie mir helfen, wenn sie mich doch nicht leiden konnte?

Catch me if you canWo Geschichten leben. Entdecke jetzt