"Oh. Oh. Ja, ja, hier." Aufgebracht lief sie zu mir herüber und gab mir das Handy.
"Einer von deinen Typen ist hier!", schrie Isabelle flüsternd in den Hörer.
"Ich hab' dir doch gesagt, mach niemanden die scheiß Tür auf, verdammt", zischte ich zurück. Ich erhob mich und stieg in meine Jeans.
"Habe ich auch nicht!", stellte sie mit Nachdruck klar. "Es ist 2 Uhr Nachts, Miles und ich sind auf der Couch eingeschlafen!"
Da blieb nur eine weitere Möglichkeit, an die ich gar nicht gedacht hatte.
Violet. Fuck. In mir breitete sich gerade ein ganz ungutes Gefühl aus. Der Gedanke, dass sie Terrence hilflos ausgesetzt war, schlug mir heftig auf den Magen.
Wieso musste sie auch um diese Uhrzeit an die Tür gehen? Was dachte sie sich dabei? Ich biss meine Zähne so heftig aufeinander, dass es knirschte und zog mir mein T-Shirt an.
"Wo ist er?", fragte ich gereizt und wollte die Antwort nicht hören.
"Bei Violet im Zimmer. Ich - ich traue mich nicht rein zu gehen. Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl", sagte Isabelle gequält. Ich konnte mir vorstellen, dass sie gerade heulte. "Ich rufe die Polizei."
"Nein, hörst du", sagte ich panisch und raufte mir durch mein Haar. "Das ist das letzte, was du tun solltest, wenn du leben willst. Terrence hat Rücken, das darfst du nicht unterschätzen." Außerdem war mein ganzes Gras unter meinem Bett. Auf den Knast hatte ich keine große Lust. Das würde ich aber nicht am Telefon rumposaunen.
"Ich kann doch nicht einfach zuhören, wie er sie... Er sie..." Sie konnte den Satz nicht zuende bringen.
"Ich bin in fünf Minuten da", sagte ich scharf und legte auf. Ich warf das Handy auf ihr Bett.
"Was ist bei euch los?", fragte Rita alarmiert.
"Kannst du mir Geld leihen?", fragte ich zerknirscht. Sie musste ja sagen. Anders würde ich mir das Geld einfach nehmen.
"Wie viel?"
"Tausend", sagte ich.
Sie prustete empört. "Das ist fast mein gesamter Monatsgehalt", sagte sie kopfschüttelnd.
"Es geht um Leben und Tod", sagte ich ernst.
"Wann bekomme ich es wieder?", fragte sie mit hochgezogener Augenbraue, als sie auf ihre Kommode zuging und einen Plastikbeutel mit Geldscheinen herausholte.
Gott sei Dank zögerte sie nicht, mir zu helfen. Das war der Vorteil, wenn Bitches verliebt waren.
Sie war meine Rettung.
"Nächste Woche", sagte ich im Wissen, dass ich mich niemals wieder bei ihr melden würde.
Ich riss den Beutel an mich und küsste sie auf den Mund, ehe ich ohne ein weiteres Wort verschwand.
***
Zuhause war es merkwürdig ruhig. War er etwa schon weg? Ich lief die Treppen rauf und stürmte ohne zu klopfen in Violets Zimmer. Das erste mal befand ich mich in diesem Zimmer, seit dem Violet eingezogen war. Es hatte sich komplett verändert und sah viel Teenage-Girl-mäßiger aus.
Aber darauf achtete ich gerade nicht. Ich sah nur, dass Violet auf dem Bett saß. Ihre großen Augen starrten in die Leere.
Die blanke Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie zitterte. Stumme Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Fuck, bin ich ein Idiot. So ein verfickter Idiot. Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
"Violet", sagte ich und schmeckte ihren Namen zum ersten Mal auf meiner Zunge. Sie reagierte nicht. Wie auch sonst. Aber diesmal war es anders. Diesmal schien sie meine Gegenwart nicht zu bemerken, als wäre sie in ihrem persönlichen Alptraum gefangen.
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Catch me if you can
Romance"Mich in dich zu verlieben, fühlt sich an, wie in ein offenes Messer zu laufen. Zum einen, weil du diese Gefühle nicht erwidern kannst und zum anderen, weil ich Angst vor dir habe." Sie war verliebt in mich? Fuck. ___________________ Wie ein unangek...