Prolog und Vorwort

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Mit meinem Vater an meiner Seite betrete ich den Saal. Die Wände sind mit funkelnden, roten Girlanden verziert. An der Wand hinter dem großen Podest ist eine riesige Leinwand mit einem Bild von Nadir und mir angebracht.

Wir strahlen auf diesem Bild. Man könnte meinen, wir sind überglücklich. Sind wir aber nicht.

Die leisen, widerhallenden Klänge von Geigen und Violinen erfüllen den Raum und sorgen mit den Kerzen auf den Tischen für eine romantische Atmosphäre.

Meine Beine zittern. Ich würde fallen, würde mein Vater mich nicht festhalten.

Nadirs Blick trifft meinen. Durch den Schleier vor meinen Augen hindurch erkenne ich, dass er einen schwarzen Anzug trägt. Darunter hat er ein weißes Hemd an. Er sieht gut aus. Ziemlich gut. Mit seinen nach hinten gegelten Haaren und dem dunklen Dreitagebart ist er ein echter Frauenschwarm.

Viele Frauen wären gerne an meiner Stelle. Diese würde ich ihnen auch ohne Widerworte überlassen. Aber Nadir möchte mich. Und wenn er etwas will, bekommt er es auch.

Er lächelt mich an. Mit aller Kraft erzwinge ich ebenfalls ein Lächeln und halte seinem Blick stand. Ich darf meine Verachtung nicht zeigen.

Das ist die Hochzeit die ich mir schon immer gewünscht habe. Meine gesamte Familie und die meines Bräutigams treffen sich in einem riesigen Saal um unsere Hochzeit zu feiern.

Ich trage ein langes, rotes Kleid, das am Dekolleté mit kleinen rubinähnlichen Steinen besetzt ist. Es liegt eng an meiner Hüfte und fällt dann locker zu Boden. Der untere Teil des Kleides ist so geschnitten, dass das Kleid wie eine Rose aussieht. Die künstliche Rose am linken Träger und mein dunkelrotes Kopftuch vollenden das Kleid.

Bereits als Kind hatte ich beschlossen, dass ich dieses Kleid zu meiner Hochzeit tragen würde.

Und heute ist es soweit.

Alles scheint perfekt. Doch das ist es nicht.

Denn ich heirate einen Mann, den ich nicht liebe.

Die Musikanten hören auf zu spielen. Das einzige Geräusch, das ich jetzt noch wahrnehme, ist das Klacken meiner High Heels auf den Fliesen. Mein Herzschlag ist so laut, dass ich fürchte, mein Vater könnte ihn hören. Aber das ist natürlich Unsinn.

Vorne am Podest lässt mein Vater meine Hand los. Das ist normalerweise der Moment, in dem der Vater seine Tochter umarmt und dem Ehepaar Glück wünscht.

Stattdessen dreht er sich wortlos um und setzt sich zu meiner Mutter in die erste Reihe.

Seit der Ankündigung unserer Hochzeit vor wenigen Wochen haben mein Vater und ich kein Wort mehr gewechselt. Ich habe ihm meine Meinung zu dieser Heirat ausdrücklich formuliert.

Ich möchte das alles nicht. Aber er ist anderer Meinung. Er findet, dass ich, wenn ich einen reichen Geschäftsmann heirate, unserer Familie Ehre und Reichtum bringe. So hat er beschlossen, dass ich Nadir heiraten werde.

Meine Mutter betrachtet mich mit einem mitleidsvollen Blick. Sie versteht mich, denn sie kennt das Gefühl, jemanden zu heiraten, den man verabscheut. Sie wurde vor 22 Jahren mit meinem Vater verheiratet, obwohl sie es nicht wollte. Damals in Arabien hatte sie nicht die Mittel, sich alleine überm Wasser zu halten, weshalb sie eingewilligt hat.

Heutzutage ist natürlich alles anders.

Ich ergreife die Hand, die Nadir mir hinhält. Mit seiner freien Hand, hebt er den weißen Schleier vor meinem Gesicht hoch und schiebt ihn nach hinten.

Ich blicke ihm in seine Augen. Sie sind dunkel. Viel zu dunkel.

Falls der Teufel existiert, sind das die Augen, die er haben müsste.

Es ist, als würde der Teufel in Person vor mir stehen.

Ich will das nicht, ist das einzige woran ich denke.

Nadir beugt sich nach vorne um meine Stirn zu küssen, sowie es nach der Tradition üblich ist.

Ich schließe meine Augen. Feuchte Lippen legen sich auf meine Stirn und lassen meinen Körper erschaudern. Mit aller Kraft versuche ich, mein Gesicht nicht angewidert zu verziehen. Glücklicherweise klappt das auch.

Erneuert wende ich mich dem Publikum zu. Ich schlucke schwer, als ich den eindringlichen Blick meines Vaters sehe.

Es ist der Blick, den ich zu gut kenne.

Mach keinen Fehler, veruscht er mir mitzuteilen.

Unauffällig, so dass nur er es sieht, nicke ich.

Ruhige Musik wird aus den Anlagen in den Ecken des Saalsgespielt. Im Takt der klassischen arabischen Musik steigen Nadir und ich, Hand in Hand, die Treppen zum Podest hinauf. Oben stellen wir uns neben den Hodscha hin.

Innerlich kämpfe ich gegen den Drang an, meine Hand aus Nadirs Griff zu lösen.

Wie zu jeder Hochzeit beginnt der Gelehrte damit, einige Gebete aufzusagen. Währenddessen blicke ich auf den Boden vor meinen Füßen, die Lippen aufeinander gepresst.

Beim Gedanken daran, dass ich gleich offiziel mit Nadir verheiratet sein werde, schlägt mein Herz noch schneller – wenn das überhaupt möglich ist.

„Wir haben uns heute hier versammelt, um die aufrichtige Liebe von Rania Nur und Nadir Sam zu zelebrieren." beginnt er, nachdem er die Gebete zu Ende gelesen hat.

Aufrichtige Liebe? Dass ich nicht lache.

Es hieß immer wir wären frei. Doch im Grunde wissen sie alle, dass es eine Lüge ist. Sie wissen nicht, wie es ist eine Frau zu sein.

Menschen schreiben dir vor, wie die zu leben hast. Sie befehlen dir, wie du zu reden hast.

„Ja, ich will." flüstere ich, als der Gelehrte die entscheidende Frage an mich stellt, nachdem er sie auch Nadir gestellt hat. Etwas lauter wiederhole ich dieselben Worte. Im Grund sage ich sie nocheinmal, um mich selbst davon zu überzeugen, dass ich das hier will.

Obwohl ich weiß, dass ich es nicht will.

„Ich will den Rest meines Lebens mit Nadir verbringen. Ich will ihn zum glücklichsten Menschen der Welt machen."

Eine kleine Träne verlässt mein Auge bei diesen Worten. Alles in mir protestiert.

Wieder blicke ich zu meinem Vater. Er hat noch immer dieselbe kalte Miene aufgesetzt.

Mein Herz schreit gegen die folgenden Worte an. Doch trotzdem sage ich sie.

,,Ich liebe dich, Nadir."

Aber das tue ich nicht. Ich verabscheue dich. Aber die Wahrheit wird meinen Mund niemals verlassen dürfen.

So war es schon immer.

Hey!

Das ist der Prolog zu meiner ersten richtigen Story auf Wattpad. Ich hoffe es gefällt euch soweit! Ich habe zu dieser Story echt eine Menge Ideen und hoffe, sie alle so umsetzen zu können, wie ich es mir vorstelle.

Ich werde wöchentlich ein neues Kapitel hochladen. Wenn ich genug Zeit finde, folgen natürlich mehr :)

Ich entschuldige mich schon einmal für, alle Rechtschreib- und Grammatikfehler! Ich habe noch nicht viel Erfahrungmit dem Schreiben. Hoffentlich gefällt euch die Story trotzdem :D

Ich freue mich auf jeden Kommentar und jede Kritik!

Patience [S.M. Fan-Fiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt