~ 19 ~

67 7 11
                                    

Ranias/Jasmins Sicht

Ich trage den Topf mit Spaghetti zum Küchentisch und stelle ihn auf eine Holzplatte. Naomi stellt den Topf mit Tomatensoße daneben und Leyla gesellt sich mit Gläsern und einer Flasche Cola dazu.

Die beiden verstehen sich wirklich sehr gut. Ich wüsste nicht, wie ich damit hätte umgehen sollen, wenn sie sich nicht gut verstanden hätten.

,,Und in welchem Semester studiert ihr?" fragt meine Schwester an Naomi und mich gerichtet.

,,Wir sind jetzt im zweiten Semester, da wir im Sommersemester angefangen haben zu studieren." antwortet Naomi für uns beide. ,,Und was machst du so?"

,,Ach, ich studiere Betriebswirtschaftslehre an einer Hochschule. Es ist also nichts besonderes." antwortet Leyla.

Das finde ich jedoch ganz und gar nicht, denn für ihre Verhältnisse ist das ziemlich ungewöhnlich. Als Kind hatte sie immer davon geschwärmt Medizin oder Psychologie zu studieren, da sie sehr gerne anderen Menschen helfen möchte, ein besseres Leben zu führen.

,,Wie bist du denn darauf gekommen? Wirtschaft war in der Schule doch immer dein Hassfach." spreche ich meine Gedanken aus.

Leyla zuckt mit den Schultern und geht dann auf meine Aussage ein. ,,Ehrlich gesagt war es der einzige Studiengang, für den ich angenommen wurde. Meine Noten hatten zwar auch für die anderen Fächer, für die ich mich beworben habe, ausgereicht, aber beim Vorstellungsgespräch bin ich überall durchgefallen. Jedenfalls überall bis auf in BWL."

Das klingt schon mehr nach ihr. Leyla hatte damals wirklich sehr gute Noten. Sie war sogar die Schulbeste. Dafür war sie in sozialen Situationen oft überfordert.

,,Jasmin, kannst du mir ein neues Glas geben? In meinem liegen noch Essensreste, die die Spülmaschine nicht ganz entfernt hat." höre ich die Stimme meiner älteren Schwester. Dabei betont sie meinen falschen Namen besonders. Ich habe ihr vorhin extra geschrieben, dass sie mich neben Naomi und meinen anderen Freunden Jasmin nennen soll. Den Grund dafür kennt sie nicht. Auch wenn ich ihr vertraue habe ich Angst davor, wie sie reagieren würde, wenn ich ihr von allem erzähle.

An den Brief von Nadir denke ich immer wieder. Auch wenn mich die Anwesenheit der beiden Mädchen ablenkt, schweifen meine Gedanken immer wieder zu Nadir und seinen Nachrichten ab.

Ich nicke auf ihre Frage hin und stehe auf, um ein Glas aus dem Schrank zu holen. Nachdem ich ihr das Glas überreicht habe, setze ich mich wieder hin.

,,Stört es euch wenn Lucas dazu kommt? Ich weiß wir wollten einen Mädchenabend machen, aber wir haben die ganze Woche nichts gemeinsam gemacht und Lucas hat mir gerade geschrieben, ob wir Zeit hätten." kommt meine beste Freundin zu Wort.

Weder Leyla noch ich haben etwas daran auszusetzen, weshalb Naomi Lucas schreibt, dass er vorbeikommen könne.

Etwa zwanzig Minuten später klingelt es an der Tür. Ich stehe von der Couch auf und laufe zur Tür. Ohne nach dem Hörer zu greifen öffne ich die Tür und warte, bis die Person oben ist. Da ich mir sicher bin, dass nur Lucas geklingelt haben kann, öffne ich die Tür, ohne durch den Spion zu blicken.

Vor mir steht jedoch nicht Lucas.

Es ist die Person, die ich am wenigsten erwartet hätte.

Braune Haare. Teddyaugen. Eine kleine Narbe auf der Wange.

,,Hey Jasmin." spricht Shawn mit heiser Stimme und hebt leicht die Hand.

,,Hey." erwidere ich seine Begrüßung. Was macht er hier? Ich dachte er will keinen Kontakt mehr zu mir.

Einige Augenblicke schauen wir uns gegenseitig in die Augen, ohne dass einer von uns redet. Erneuert verliere ich mich in seinen dunklen Augen. Ich habe das Gefühl, sie würden mich aufsaugen.

,,Wir müssen reden." beendet Shawn die Stille. ,,Am besten alleine."

,,Ich habe gerade Besuch." entgegne ich dem Braunhaarigen. ,,Wir können aber heute Abend telefonieren, wenn es wichtig ist."

Er schüttelt den Kopf. Mit seiner linken Hand fährt er sich durch die Haare und zieht an seinen Haaren.

,,Geht es dir gut? Du wirkst so bedrückt."

,,Ich muss dir was sagen. Es geht um meinen Anruf-" setzt er an. Jedoch wird er von Naomis Stimme unterbrochen, die gerade in den Flur läuft.

,,Ist es Lucas?" fragt sie. Als sie Shawn erblickt runzelt sie die Stirn. ,,Was machst du denn hier?"

,,Dir auch einen schönen Tag. Und nein, wie du siehst bin ich nicht Lucas." gibt Shawn in einem genervten Unterton von sich.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen blicke ich zwischen den beiden hin und her, während sich die beiden ein Starrduell liefern. Ist etwas vorgefallen, von dem ich nichts weiß?

Erneuert klingelt es an der Tür. Diesmal bin ich mir ziemlich sicher, dass es Lucas ist. Ich lasse ihn also hoch und wenige Sekunden später steht der Blondschopf hinter Shawn. Er ist zwar etwas kleiner als Shawn, seine blonden Haare sind jedoch unverkennbar.

Shawn tritt zur Seite und ich begrüße den Blondhaarigen mit einer Umarmung. Währenddessen spüre ich Shawns Blicke auf mir, die ich jedoch gekonnt ignoriere. Je mehr ich über sein Verhalten nachdenke, desto eher bin ich verwirrt.

Erst bricht er den Kontakt zu mir ab, um dann zwei Tage später vor meiner Haustür zu stehen und mit mir reden zu wollen.

,,Geht schon einmal ins Wohnzimmer. Ich komm gleich nach, wir müssen nur kurz reden." sage ich zu Naomi und Lucas, woraufhin mich Lucas mir einen Blick, den ich nicht deuten kann, zuwirft.

Ich warte kurz bis die beiden außer Sichtweite sind und wende mich dann wieder Shawn zu.

,,Also, was ist los?" frage ich und verschränke die Arme.

Er seufzt laut und beginnt dann zu sprechen. ,,Ich kann nicht aufhören an dich zu denken. Ständig muss ich daran denken, wie wir uns geküsst haben. Es ist... es ist einfach so verrückt. Seitdem wir uns diese eine Nacht im Kino getroffen haben, bist du in meinem Kopf und ich weiß nicht was ich tun muss, um dich zu vergessen. Aber andererseits möchte ich dich nicht vergessen. Ich... Ich weiß echt nicht was-"

,,Shawn, ich-" unterbreche ich ihn, doch ich werde sofort von ihm unterbrochen.

,,Nein, lass mich aussprechen. Ich weiß wir beiden kennen uns noch nicht lange. Aber als wir uns auf der Party geküsst haben, habe ich gemerkt, dass du etwas besonderes bist. Ich habe mich anfangs gesträubt und wollte dich aus meinem Kopf verbannen, daher habe ich auch den Kontakt abgebrochen, aber es funktioniert nicht. Ich möchte dich wirklich kennenlernen, Jasmin."

Okay, jetzt bin ich überfordert. Er mag mich?

Ich stehe reglos da, denn ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich möchte ihn auch näher kennenlernen, aber ich bin mir nicht sicher, wie ich ihm das sagen soll.

Einige Sekunden schauen wir uns nur an und ich versinke zum zweiten Mal für heute in seinen Augen.

Dann fasse ich endlich meinen Mut, laufe auf ihn zu und drücke meine Lippen auf seine.

Ich habe es heute doch noch geschafft upzudaten, ich hoffe euch gefällt das Kapitel! Irgendwie hatte ich beim Schreiben einige Probleme, ich hoffe es fällt nicht zu sehr auf.

Nervt euch das kalte Wetter auch so sehr? Ich will wieder Sommer 😅

Patience [S.M. Fan-Fiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt