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,,Sie haben noch einige Gebühren offen, weil sie einige Bücher nach der Abgabefrist abgegeben haben." erkläre ich der weißhaarigen Frau vor mir. Ich stehe jetzt schon seit einer Stunde am Tresen.

Nachdem Shawn und ich gefrühstückt haben, hat er mich noch zur Bibliothek gefahren und ist danach nach Hause gefahren. Heute ist Donnerstag, das heißt ich muss wieder arbeiten.

,,Oh, natürlich. Wie viel denn?" fragt mich die Frau lächelnd. Die etwas älteren Leute sind hier immer so freundlich. Ständig laufen sie mit einem Lächeln im Gesicht herum. Ich wünschte, mein Leben wäre so sorgenfrei.

Ich nenne der Dame den Betrag, den sie anschließend bezahlt.

Dann nehme ich die Bücher, die sie gerade abgegeben hat und sortiere sie im Rollwagen hinter mir ein, um sie später in die Regale einzusortieren.

,,Hallo, ich würde gerne etwas ausleihen." höre ich eine mir bekannte weibliche Stimme, die ich aber niemandem direkt zuordnen kann.

Als ich mich umdrehe, erkenne ich das braunhaarige Mädchen.

,,Aaliyah! Wie geht es dir?" begrüße ich sie und umarme sie über den Tresen hinweg. Da er nicht so breit ist, klappt das auch ganz gut, auch wenn mein Bauch gegen die Kunststoffplatte drückt.

,,Mir geht es gut. Und dir?" erwidert die Schwester meines Freundes.

,,Sehr gut. Hast du Lust dich in die Cafeteria zu setzen? Ich wollte sowieso gerade Mittagspause machen."

Aaliyah nickt und ich fahre noch kurz den PC hinunter. Im Anschluss laufen wir gemeinsam in die Cafeteria.

,,Warum bist du hier? Ich dachte du hast heute Schule." spreche ich meine Gedanken aus. Ich denke nicht, das Aaliyah schwänzt, aber mich verwundert es schon, dass sie hier ist.

,,Mein Unterricht fällt heute aus, da alle meine Lehrer krank sind und ich dachte ich nutze die Zeit und besuche dich." erklärt sie. Dann seufzt sie. ,,Um ehrlich zu sein hat mein Besuch einen Grund."

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. ,,Ist etwas passiert?"

Aaliyah schüttelt den Kopf. ,,Nein, keine Sorge. Es geht um Shawn."

,,Was ist mit Shawn?" frage ich besorgt und stütze mich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab.

Aaliyah seufzt. ,,Ich weiß nicht, wie ich es dir erzählen soll. Naja, er wirkt so glücklich mit dir. Er ist ständig am Grinsen und redet die ganze Zeit von dir. Er ist wirklich verliebt in dich."

,,Aber das ist doch gut, oder nicht?" bemerke ich, während mir ein Stein von Herzen fällt. Redet er wirklich durchgehend von mir? Bei diesem Gedanken muss ich unwillkürlich lächeln. Meine Gedanken liegen schließlich auch ständig bei ihm.

,,Doch, das ist es. Und ich freue mich wirklich für euch beide, ihr passt so gut zusammen. Aber seine letzte Beziehung ging sehr übel zu Ende. Seine Ex Freundin hat ihn damals betrogen, als sie gemeinsam in New York waren. Und das gleich zwei Mal." erzählt sie ruhig und schaut mir dabei tief in die Augen.

Shawn war in New York? Davon wusste ich ja gar nichts.

,,Ich weiß nicht mit wem sie ihn betrogen hat, davon hat er uns nie etwas erzählt. Und das geht mich auch nichts an. Ich bitte dich nur, auf ihn aufzupassen. Er wirkt sehr stark, aber er ist sehr sensibel. Er kann sehr emotional werden und verliert dann die Selbstkontrolle." spricht sie weiter. ,,Seine Gefühle für dich sind dafür aber umso echter. Er mag dich. Sehr sogar."

Ich brauche einen Moment, um das zu verarbeiten. Shawn hat mir nichts über seine Ex erzählt, was ich verstehen kann. Schließlich sind wir erst seit etwas mehr als zwei Wochen zusammen. Von seinen Gefühlsausbrüchen habe ich auch noch nichts mitgekriegt. Ich kann mir vorstellen, dass er versucht, sie zu verstecken. Die Sache mit Nadir und meine Ängste habe ich lange Zeit auch vor anderen verheimlicht, weil ich Angst hatte, ich würde verurteilt werden. Möglicherweise geht es ihm genauso. Ich würde ihn jedoch niemals dafür verurteilen. Ich habe mich für Shawn und damit für alles an ihm entschieden. Und das meine ich auch so.

,,Danke, dass du mir davon erzählt hast, Aaliyah." spreche ich. ,,Ich würde Shawn nie etwas antun können und erst recht nicht betrügen. Dafür ist er mir viel zu wichtig geworden." Ich lächele Aaliyah aufmunternd zu. ,,Mach dir bitte keine Sorgen." Es ist fast so, als wäre unser Treffen damals Schicksal gewesen, so sehr brauche ich diesen Jungen.

Die Braunhaarige erwidert mein Lächeln. Dann beugt sie sich über den Tisch und schlingt ihre um mich. Ich erwidere ihre Geste.

,,Und gibt es bei dir jemanden?" frage ich sie nachdem wir uns aus der Umarmung gelöst haben.

Aaliyah läuft rot an und beißt sich auf die Lippe, weshalb ich mich weiter nach vorne beuge.

,,Erinnerst du dich an Oliver? Wir haben uns noch einmal getroffen und er hat sich dafür entschuldigt, dass er beim ersten Treffen so ein Idiot war." berichtet sie und grinst wie eine Verrückte. ,,Wir treffen uns morgen wieder." ergänzt sie verträumt.

,,Ist da jemand verliebt?" frage ich und wackele mit den Augenbrauen.

,,Was? Nein!" äußert sie empört, woraufhin ich nur lache.

,,Wenn du meinst." sage ich und wackele erneuert mit den Augenbrauen.

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Erschöpft setze ich mich neben Naomis auf das Bett. Nachdem Aaliyah die Bibliothek verlassen hat, musste ich noch einige Stunden arbeiten, aber ich habe mich sehr gefreut, mich mal wieder mit ihr unterhalten zu können. Es war wie damals während ihres Praktikums.

,,Ich bin echt müde." sage ich. Naomi stimmt mir mit einem Summen zu. Sie arbeitet einmal in der Woche in einem kleinen Café, ist dafür aber den gesamten Donnerstag da.

,,Ich gehe mal kurz etwas trinken." sagt Naomi und steht auf. ,,Willst du auch etwas?"

Dankend lehne ich ab. Naomi verlässt das Schlafzimmer und läuft in die Küche.

Plötzlich höre ich merkwürdige Geräusche aus dem Flur. Sie sind sehr leise, aber man kann sie wahrnehmen. Es klingt, als würde jemand versuchen einen Schlüssel in ein Türschloss stecken. Nur hat bis auf mir und Naomi niemand einen Schlüssel für diese Wohnung.

,,Naomi?" rufe ich den Namen meiner besten Freundin. Als sie nichts erwidert, laufe ich zu ihr in die Küche. Dort steht sie und befüllt sich ein Glas mit Wasser.

,,Hörst du das auch?" frage ich sie besorgt.

,,Was meinst du?"

Erneuert ist das Geräusch zu hören.

,,Versucht gerade jemand einzubrechen?" spricht Naomi meine Sorgen aus. Mit weit aufgerissenen Augen schaut sie zu mir.

Das darf nicht wahr sein. Was ist wenn das Nadir ist?

,,Ich rufe die Polizei." spricht Naomi und tippt auf ihrem Handy herum. Ich merke, dass sie versucht beherrscht zu klingen, ihre Nervosität lässt ihre Stimme aber deutlich zittern.

Ich öffne eine der Schubladen vor mir und ziehe zwei große Messer, eines für mich und eines für Naomi, heraus. Dann halte ich ihr eines der Messer hin. Wenn das wirklich Nadir sein sollte, dann müssen wir auf alles mögliche vorbereitet sein. Dieser Mann ist gestört.

,,Sie sind auf dem Weg." berichtet Naomi nachdem sie aufgelegt hat. ,,Wir müssen-"

Plötzlich ist ein lautes Knacken zu hören und ein kalter Luftzug weht in die Wohnung. Die Eingangstür wurde aufgebrochen.


Hier ist das zweite Kapitel dieser Nacht! Ich hoffe es gefällt euch. Das nächste kommt dann um 20 Uhr.

Ich dachte mir ich versuche mich mal an einem etwas gemeinerem Cut als sonst, auch wenn gleich sowieso noch ein Kapitel kommt 🙈

Patience [S.M. Fan-Fiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt