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Das Einzige was ich wahrnehme, ist mein lauter Herzschlag. Ich befürchte, dass Shawn ihn hören kann, was natürlich keinen Sinn macht. Ich spüre das Pochen an meiner Halsader und Wärme durchflutet meinen Körpern.

Ich spüre seinen heißen Atem auf meinen Lippen und rieche sein herbes Parfüm. Mein Blick ist auf seinen Teddyaugen fokussiert, die mich ebenfalls betrachten. Dann drückt Shawn seine Lippen sanft auf meine.

Es ist ein leichter Kuss, anders als der Kuss damals im Club. Er ist zart, aber ich spüre die Verbundenheit zwischen mir und Shawn.

Viel zu früh löst er seine Lippen von meinen und starrt mir dann in die Augen. Erneuert versinke ich in seinen dunklen Augen.

,,Rania, ich weiß wir haben gesagt, wir wollen uns erst einmal kennenlernen, aber ich kann das nicht." wispert Shawn.

Habe ich ihn gerade richtig verstanden? Will er etwa wieder den Kontakt abbrechen?

Shawn scheint meine Verwirrung bemerkt zu haben, denn sofort redet er, immer noch flüsternd, weiter. ,,Ich meine damit, dass ich dich wirklich mag. Und ich bin bereit mich auf dich einzulassen, obwohl wir uns nicht einmal länger als einen Monat kennen." Nachdem er seinen Satz beendet hat drückt er seine Lippen wieder auf meine.

Der Kuss beginnt sanft, wie der vorige, steigert sich aber sehr schnell. Wir drücken unsere Lippen gegen die des Anderen, fordern nach mehr. In mir explodiert erneuert ein Feuerwerk und mein Herz rast. Langsam wandert meine Hand zu seiner Wange. Als meine Fingerkuppen seinen Wangenknochen streifen, zuckt Shawn schlagartig zusammen und trennt unsere Lippen. Sofort werden meine Lippen kälter.

,,Ich... tut mir leid. Habe ich etwas falsch gemacht?" frage ich den Braunhaarigen verunsichert.

Ich schüttelt den Kopf. ,,Nein, ich bin heute nur gegen eine Laterne gelaufen, meine Wange tut etwas weh." antwortet er.

Ich betrachte seine Wange an der Stelle, an der ich sie berührt habe, erkenne aber nichts. Als ich näher heranrücke, was nicht schwer ist, weil Shawn sich noch immer über mir abstützt, erkenne ich ein wenig blaue Farbe unter seiner Haut durchschimmern.

,,Ist das Make Up?" frage ich und beiße mir auf die Lippen, um ein Grinsen zu verkneifen.

,,Äh..." stammelt er. ,,Ich wollte nicht mit einem blauen Fleck kommen."

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Der Gedanke, dass er sich schminkt damit ich sein blaues Auge nicht sehe ist einfach zu süß.

,,Das ist nicht lustig." schmunzelt Shawn und gemeinsam beginnen wir zu lachen.

Sogar sein Lachen wirkt beruhigend auf mich. Sofort merke ich, wie die Wärme durch meinen Körper zieht.

,,Was ich gesagt habe meine ich ernst." sagt Shawn, nachdem es wieder still wurde. ,,Ich kann nicht länger warten. Ich brauche dich nicht besser kennenzulernen, um zu wissen, wer du bist. Du bist wunderschön, ständig gut gelaunt und ich weiß, ich kann dir vertrauen."

Mein Herz steht still, als er spricht. Aufmerksam versuche ich jedes Wort, das seinen Mund verlässt, aufzusaugen.

Er will weiter sprechen, doch ich drücke meine Lippen erneuert auf seine und unterbreche ihn.

Der Kuss ist kurz, aber ich stecke alle meine Gedanken und Gefühle in ihn. Es klingt verrückt, aber ich mag Shawn sehr. Mehr als mir am Anfang lieb war. Aber wenn mir jemand helfen kann, die kommende Zeit mit Nadir zu überstehen, dann ist es Shawn.

,,Willst du mit mir zusammen sein?" fragt mich Shawn auf die klassische Art.

Sofort antworte ich mit einem einfachen ,,Ja!".

Erneuert treffen sich unsere Lippen.

Der süße Geschmack von Schokolade breitet sich auf meiner Zunge aus, immerhin hat Shawn auch einen Schokomuffin gegessen.

Nach diesem Kuss erhebt sich Shawn und setzt sich auf seinen Platz. Auch ich setze mich auf erkenne, dass Shawn den Muffin, den ich ihm gestohlen, von meiner Seite des Tisches wegnimmt und in seiner Hand festhält. In der anderen Hand hält er den anderen Muffin.

Bei dem Anblick, wie er seine Muffins bei sich hält, muss ich lachen. Shawn guckt mich nur fragend an, als würde er nicht gerade wie ein Verrückter versuchen, seine Muffins von mir fernzuhalten.

,,Soll ich dich nach Hause begleiten?" fragt Shawn, nachdem wir das Café verlassen haben.

Danken lehne ich ab. ,,Mach dir keine Umstände."

,,Ich komme trotzdem mit. Es ist schon dunkel und ich möchte nicht, dass du alleine nach Hause läufst." erwidert er.

Er ist einfach zu süß.

Also machen wir uns gemeinsam auf den Weg zu Naomis Wohnung.

Still laufen wir nebeneinander her, währen meine Hand mit der von Shawn verschränkt ist.

Ich wusste nicht, dass man sich einem Menschen, den man kaum kennt, so hingezogen fühlen kann. Es ist wie ein unsichtbares Band, das mich und Shawn immer wieder zu einander führt.

,,Kannst du singen?" fragt Shawn und durchbohrt mich mit seinem Blick. Wie kommt er da rauf?

Hektisch schüttele ich den Kopf. ,,Mein Gesang ist schrecklich." antworte ich.

,,Das glaube ich dir nicht. Du hast eine schöne Stimme." erwidert der Lockenkopf.

Erneuert schüttele ich den Kopf. ,,Das ist mein Ernst. Ich habe mich einmal dabei aufgenommen und danach habe ich das nie wieder gemacht. Es hat schrecklich geklungen."

,,Du bist deine Stimme einfach nicht gewohnt, weil du sie aus einer anderen Perspektive wahrnimmst. Sie ist wirklich schön. Bitte sing, ich lache dich auch nicht aus." spricht er und betont den letzten Satz dabei besonders. Dann setzt er einen Hundeblick auf und wirft mich damit aus der Bahn. Diesem Blick kann man einfach nicht widerstehen.

,,Na gut." spreche ich leise.

Dann schließe ich meine Augen und fange leise an, das erste Lied zu singen, das mir einfällt:

,,Written in stone every rule, every word

centuries old an unbending

,stay in your place'

,better seen and not heard'

but now that story is ending.

Cause I, I cannot start to crumble

So come on and try

try to shut me or cut me down."

Ich öffne meine Augen und schaue Shawn in die Augen. Er hat einen Blick aufgesetzt, den ich nicht wirklich deuten kann. Er findet meinen Gesang bestimmt schrecklich.

,,Das war wunderschön." haucht er und fasst mit seiner Hand an meine Wange. Mit einer Streichbewegung fährt er mit dem Daumen unter meinem Auge entlang und ich spüre, wie etwas feuchtes verwischt wird. Habe ich etwa schon wieder geweint?

,,Du brauchst keine Angst zu haben, Nadir kann dir nichts tun." flüstert er und zieht mich in eine Umarmung.

Wie kommt er jetzt auf Nadir?

Als ich noch einmal den Text durchgehe, den ich gerade gesungen habe, realisiere ich, dass man es tatsächlich so auffassen kann, als würde ich über die meine Zwangsehe singen. Vielleicht habe ich das ja auch, ohne es zu beabsichtigen.

Ich genieße die starken Arme von Shawn an meinem Rücken und lege meinen Kopf auf seiner Brust ab. Tief atme ich ein und aus und hoffe, dass dieser Moment niemals vergeht.

Ich habe doch noch ein wenig Zeit gefunden ein neues Kapitel zu schreiben 💚. Jetzt muss ich aber weiter meine Hausarbeit schreiben 😩

Patience [S.M. Fan-Fiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt