Ich nehme den mir bekannten Geruch wahr und stütze meinen Kopf auf ihrer Schulter ab, wodurch mein Kopf ihr Kopftuch berührt.
,,Wieso... Was..." presse ich heraus und blicke zu der Frau, die mich aufgezogen hat, aber ich bekomme keinen vernünftigen Satz hin. Warum ist meine Mutter hier?
,,Als ich erfahren habe, dass Zain hier war, musste ich herkommen und euch sehen." flüstert sie und eine weitere Träne verlässt ihr Auge.
Mein Herz pocht vor Freude. Ich wusste nicht, dass ich meine Mutter so sehr vermisst habe, denn ich möchte sie gar nicht mehr loslassen. Stattdessen drücke sie noch mehr fester an mich.
,,Ich habe dich lieb. Bitte tu mir das nicht noch einmal an, einfach zu verschwinden." flüstert meine Mutter. Genau wie früher beruhigt mich ihre Stimme.
,,Ich dich auch, Mama." In diesem Moment fühle ich mich schlecht, einfach weggelaufen zu sein. Aber was hätte ich tun sollen? Ich musste weg. Weg von meinem Vater, weg von Nadir.
Von hinten schlingt Leyla ihre Arme um uns. Mehrere Minuten stehen wir nur so da, ohne dass jemand redet.
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,,Und was studierst du?" fragt mich meine Mutter. Wir sitzen gemeinsam mit Nadine, Jamila und Leyla am Küchentisch und essen Kekse, die meine Mutter gebacken hat. Es sind die Kekse, die sie damals ständig gebacken hat, als meine Schwester und ich Kinder waren.
,,Pharmazie." antworte ich stolz.
,,Pharmazie? Ich dachte du hasst Chemie." Meine Mutter runzelt die Stirn.
,,Tue ich auch, aber für Medizin haben meine Noten leider nicht gereicht. Deswegen Pharmazie." erwidere ich. ,,Das Studium ist an sich auch ganz toll, nur der Chemieanteil ist nervig. Leider haben wir davon sehr viel."
Meine Mutter nickt.
,,Ist das eigentlich das gleiche Keksrezept wie immer?" wechselt meine Schwester das Thema.
Plötzlich beginnt meine Mutter zu strahlen. ,,Du erinnerst dich daran?"
Ich kann ihre Verwunderung verstehen, immerhin ist meine Schwester vor mehr als 8 Jahren von zuhause geflohen.
,,Natürlich, es gibt so vieles an das ich mich erinnere. Wie zum Beispiel, als Rania damals dein teures Kopftuch zerschnitten, weil sie dachte, sie kann damit basteln." lacht Leyla.
Auch ich muss lachen. ,,Daran erinnere ich mich auch. Du warst ganz schön wütend auf mich." Ich war damals neun Jahre alt. Ich hätte nie gedacht, wie sehr sich mein Leben innerhalb der nächsten zehn Jahre verändern würde.
Die Beziehung zu meiner Mutter war schon immer sehr gut. Sie hat mich damals bei der Zwangsheirat verstanden, denn sie hat dasselbe mit ,,meinem Vater" durchmachen müssen.
,,Ich habe übrigens die Scheidung eingereicht. Euer Vater und ich sollte in wenigen Wochen getrennt sein." bemerkt meine Mutter ein wenig später, als es etwas stiller geworden ist. ,,Außerdem habe ich vor, als Zeugin auszusagen. Vielleicht zeige ich ihn sogar wegen häuslicher Gewalt an."
Überrascht blicke ich sie an. Dass mein Vater meine Mutter schlägt, ist kein Geheimnis. Leyla und ich wurden ebenfalls oft geschlagen. Ich kann mir deswegen ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Es freut mich, dass meine Mutter sich endlich von unserem Vater scheiden lässt, sie hat so etwas abscheuliches wie ihn nicht verdient. Leyla scheint das genau so zu sehen, da sie schmunzelt.
Später am Abend schreibe ich Shawn eine Nachricht, dass er mich abholen kommen kann.
Meine Mutter hat vorhin erzählt, dass sie vor hat, nach Toronto zu ziehen. Wir werden uns also viel öfter sehen können. Sie hat noch keine eigene Wohnung und wird solange bei meiner Tante bleiben.
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Patience [S.M. Fan-Fiction]
FanfictionAus Angst vor ihrem Vater willigt Rania zur Zwangsheirat mit dem reichen Geschäftsmann Nadir ein. Als Rania in Nadirs schmutzige Geschäfte gezogen wird, flieht sie nach Kanada und lernt dort Shawn kennen. Und dieser bringt ihr bereits kompliziertes...