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Wie jeden Mittwoch laufe ich zum Chemielabor, wo mein erster Unterricht stattfindet. Mittwochs findet am Morgen immer das Pflichtpraktikum im Labor statt, während dem wir verschiedene Experimente durchführen. Unsere Dozenten erhoffen sich, dass wir damit ein besseres Verständnis für die Vorlesungsinhalte bekommen. Wenn man davon ausgeht, dass irgendjemand Chemie versteht, könnte das möglich sein. Ich hingegen verstehe nicht wirklich viel.

Alleine beim Gedanken daran, Mr. Moseby sehen zu müssen, könnte ich schreien. Er ist eigentlich sehr nett und benotet auch fair, aber es ist schon sehr oft vorgekommen, dass er den Mädchen beim Reden in den Ausschnitt geschaut hat. Manchmal, wenn er jemanden an die Tafel ruft, schaut er den Mädchen auf den Hintern. Das Problem ist dabei, dass er es nicht einmal versucht, unauffällig zu tun.

Vor dem grauen Gebäude wartet auch schon Naomi auf mich. Mit ihrem bordeauxfarbenen Mantel und ihren fast pechschwarzen Haaren ist sie kaum zu übersehen. Im Gegensatz zu ihr wirke ich mit meiner dunkelbraunen Daunenjacke und der schwarzen Brille wie ein Nerd.

,,Beeil dich, du Schildkröte!" ruft sie mir entgegen.

Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich faul bin? Sogar sehr faul. Naomi liebt es, mich damit aufzuziehen, denn sie weiß, dass sich das niemals ändern wird.

Genervt murmele ich ein unverständliches „Guten Morgen" und umarme Naomi.

Anschließend betreten wir gemeinsam das Labor.

Nachdem wir unsere Kittel angezogen und die Schutzbrillen aufgesetzt haben, wozu ich meine Dekobrille abnehmen muss, betreten wir den riesigen Raum, in dem der Dozent schon vorne am Pult steht.

Naomi und ich laufen nach hinten zu unserem Stammtisch. Wie alle anderen Tische im Raum, ist auch dieser ein grauer Holztisch.

Das Labor ist sehr schlicht dekoriert. Der Boden ist grau. Die Wände sind in einem klaren Weiß gestrichen. Das einzige, was die Eintönigkeit unterbricht, ist die grüne Tafel hinter dem Lehrerpult und das riesige Plakat des Periodensystems an der hinteren Wand.

Wenige Sekunden später beginnt er auch mit seiner Ansprache.

„Guten Morgen! WieMontag in der Vorlesung angedeutet, geht es heute um verschiedene Zellen des Körpers. Sie bekommen gleich-"

Weiter höre ich ihm nicht mehr zu. Stattdessen schweifen meine Gedanken zu Leyla ab. Eine Antwort habe ich gestern nicht mehr erhalten.

Ob sie mir antworten wird? Ist das vielleicht gar nicht ihre Adresse und ich habe einer Fremdengeschrieben? Das wäre echt peinlich.

Die nun lautere Stimme des Professors holt mich wieder aus meinen Gedanken.

„Wie in der Vorlesung bereits erwähnt, erhalten Sie heute Unterstützung von einigenStudenten, die Ihnen einige Semester voraus sind." Genau in diesemMoment öffnet sich die Tür und eine Gruppe älterer Studentenbetritt den Raum. Unter ihnen ist ein großer Lockenkopf. Shawn.

Hoffentlich wird er nicht mir zugeteilt.

„Jedes Paar bekommt einen älteren Studenten zugeteilt." fährt Mr. Moseby fort. Dann beginnt er, den Tischen Studenten zuzuteilen.

„Jasmin und Naomi, Sie arbeiten mit Shawn zusammen." bestimmt der Professor.

Natürlich. Anders hätte es nicht kommen können.

Das Schicksal scheint mich zu hassen. Ist es zu viel verlang, einmal etwas Glück zu haben?

Der Junge, der gestern einfach das „Date" abgebrochen hat, muss jetzt mit mir zusammenarbeiten.

Ich höre die Schritte einer Person und blicke auf. Sofort fällt mein Blick auf die kleine Narbe auf seiner Wange. Wieso muss er so süß sein?

„Hey..." spricht er uns schüchtern an.

Patience [S.M. Fan-Fiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt