Teil16

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Es dauert, bis wir uns endlich beruhigen. Den Wasserbüffeln war unser Gekicher und Gegacker wohl zu albern. Sie haben sich schon vor Minuten wieder verzogen. Vielleicht haben sie neue Opfer in ihrem Gehege ausgemacht. Oder es war einfach Zeit, neue Exkrement-Rutschen auszulegen.

Ich setzte mich auf und wische mir die Lach-Tränen aus den Augen. „Oh Scheiße, Mann." Und schon muß ich wieder lachen.

„Ja, Scheiße-Mann", sagt Matt, zieht mit einem widerlich schmatzenden Geräusch seine Flipflops von den Füßen und riecht daran. Überraschung! Sie riechen nach Kacke! Das mit dem Riechen muß so ein Männer-Ding sein – irgendein Reflex, der nur auf dem Y-Chromosom vorhanden ist. Die Jungs in meiner Klasse machen das auch. Nach dem Sport am T-Shirt riechen ... Hallo!?! Wenn sich die Schweißflecken unter den Armen bis zum Bündchen ziehen, dann muß ich da nicht dran riechen, um zu wissen, daß es stinkt! Im Moment wäre ich allerdings froh, Matt würde nur nach Schweiß riechen.

„Willst du barfuß weitergehen?" Ja, schlaue Fragen, kann ich. Er wird seine Füße ja wohl kaum noch mal in die Flipflops stecken. In Gedanken suche ich schon nach einer Strecke, auf der das Grün-Amt nicht den Weg mit spitzen Kieselsteinen gepimpt hat.
„Nee, niet op de stenen." Die Nah-Tod-Erfahrung mit den Büffeln scheint sein Fremdsprachen-Zentrum lahmgelegt zu haben.
Ich grübel noch, wie er dann weitergehen will. Erwartet er, daß ich ihm meine Schuhe gebe? So wie er mir vorhin sein T-Shirt? Ich werfe einen Blick auf seine Füße. Die sind definitiv zu groß für meine Schuhe. Und zu dreckig! Solche Füße steckt garantiert NIEMAND in meine Schuhe. Das scheint Matt aber auch gar nicht vorzuhaben. Er wischt seine Flipflops ein paar Mal über die Wiese und ...
... zieht sie tatsächlich wieder an! OMG! Wenn alle Jungs so sind, will ich mir NIE einen Freund haben!
Er wackelt mit den Zehen und es quatscht noch leise. „Siehste, so geht's."
Naja, wenn er meint.
„Aber meen Telefoon ...", er schaut sich suchend um. Weit weg kann es ja nicht sein. Ich helfe suchen und wir krabbeln tastend über die Wiese, als ob wir eine verlorene Kontaktlinse suchen.
„Ah, daar is het." Matt strahlt. „Ich ruf' mal Basti an."

„Matt?", brüllt es aus dem Lautsprecher. Matt hat auf laut gestellt und ich kann mithören. „Alter, was war das denn eben?"
„Oh, nix ... Das glaubst du nie!", platzt es dann noch aus Matt raus. „Wir mußten abhauen vor die zweite Reihe und dann haben Water buffels ..."
„Ja, ja, Alter, macht ja nix", unterbricht ihn Basti. „Bei uns wird's echt eng." Aus dem Handy kommen Geräusche, die an Verfolgungsjagden im Fernsehen erinnern, wenn mein Vater mal wieder Mofa 11 guckt. Für einen Moment ist Basti auch nicht mehr zu hören. „... liner Ring, Richtung Norden ..." Lautes Hupen. „... jetzt zu zweit hinter ..." Eine Polizeisirene im Hintergrund. „... hoffe, wir ..."
„Was meinst du?", fragt Matt.
Quietschende Reifen, lautes Würgen. „Oh, nee, Domi! Echt jetzt?" Zur Antwort ein herzhafter Rulpser und erneutes Würgen. „Muß auflegen. Sehen uns auf der Bühne."
„Basti ..."
Tuut-tuut-tuut ... aufgelegt. Wir schauen uns ratlos an.
„Vielleicht sagt ihr den Auftritt besser ab?", schlage ich zaghaft vor.
„Nee. Das geht nicht. Ich muß zurück." Matt hat sich schon hochgerappelt und hält mir seine Hand hin. Nach seiner Bobfahrer- und Schuhreiniger-Nummer, verzichte ich aber und stehe alleine auf.

Wenigstens war das Büffelgehege tatsächlich eine Abkürzung. Nach ein paar Metern kommen auf den Spazierweg am See entlang. Matts Schuhe machen bei jedem Schritt unanständige Schmatz- und Furzgeräusche. Die paar Spaziergänger, die uns begegnen machen einen weiten Bogen um uns – im Gegensatz zu ihren Hunden. Die stürzen sich alle auf Matt und schnüffeln aufgeregt an seinem Hintern, bzw. an der Schicht Büffel-Exkremente, die anfängt zu trocknen und hart wird. Für einen Moment schweifen meine Gedanken ab. Wenn Matt einfach still stehen bliebe, bis die ganze Scheiße getrocknet ist, hätte ich einen Abdruck von seinem Hintern. Den könnte ich mir ins Zimmer hängen, so wie meine Tante den Abdruck von ihrem Schwangeren-Bauch ... der Geruch, der jetzt vom Wind zu mir herübergetragen wird, läßt mich die Idee schnell wieder verwerfen.

Feuerherz - My heart's on fire ( Mein Tag mit Matt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt