Kapitel 28

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Selbstverständlich dachte ich in diesem Moment nicht richtig nach. Es war bloß zu hoffen, dass es kein falsches Licht auf mich rückte, nachdem ich so plump nachfragte. Wenn das wirklich der Tatsache entsprach, war ich doch näher an allem, wie angenommen. Das war schon fast mehr wie ein extrem dummer Zufall. Und Zac? Nehmen wir es jetzt mal mit der Wahrheit... Auch wenn er gut aussah und vielleicht ein paar Muskeln besaß, würde ich ihn mit Sicherheit ausknocken können. Definitiv. Und das hatte nichts damit zu tun, dass ich mir zu viel zutraute, sondern im Allgemeinen mit der Art und Weise, wie er möglicherweise tickte. Hätte er nämlich was auf dem Kasten, wären nicht seine drei Bullen hinter ihm, die schon lauerten zuzuschlagen.

Prompt wendete sich Zacs Gesicht wieder meinem zu. Aiden hingegen verdrehte die Augen und seufzte auf. »Du kennst ihn?«, fragte der Collegeboy gleich. »Nein. Kennen ist zu viel gesagt. Ich weiß ja nicht mal wie er aussieht. Ich habe nur... von ihm gehört«, sprach ich mit starker Stimme und setzte etwas Neugierde mit hinein. »Mein Bruder ist auch bekannt wie ein bunter Hund. Tompson weiß das. Er kennt ihn besser, als er gern zugibt.« Das schien er eindeutig lustig zu finden. Am liebsten hätte ich ihn zu mir gerissen und die Meinung gegeigt. Sein Bruder war ein Schwein. Er hatte Aiden und meine Schwester entführt. Durch ihn hätte sie fast das Kind verloren. Und nicht nur das. Aiden sein Leben ebenso. Wir konnte er dann glücklich drüber sein?

Trotz alledem versuchte ich weiterhin gleichgültig zu wirken, setzte meine Maske auf, die ich verdammt gut draufhatte und wollte noch etwas dazu sagen, aber da kam mir Aiden auch schon zuvor. Er schnappte sich meinen Arm und riss mich vereinnahmend zu sich. »Genau aus diesem Grund lässt sie auch die Finger von dir. Also suche dir eine andere, die du damit beeindrucken kannst.« Was sollte das werden?

»Ich glaube die Kleine ist alt genug, um selbst zu entscheiden, mit wem sie etwas zu tun haben will, oder?«, pulverte es unvermittelt neben mir los. Man spürte sofort, dass die Stimmung schlagartig aggressiver wurde. Entweder machte Zac das mit Absicht, damit er Aiden reizte oder er zeigte somit tatsächlich Interesse an mir. Ich hatte nämlich schon längst bemerkt, dass ich ihn neugierig machte. Männer waren da alle gleich. Augen lügen nicht. Und diese Spezies war so leicht zu knacken, dass es ein Kinderspiel war, ihn um den Finger zu wickeln. Dass das Aiden natürlich nicht passte konnte ich mir schon von Anfang an denken, doch es änderte nichts an der Tatsache, was ich auf einmal tat. Ich schob ihn etwas nach hinten, was er auch zu ließ, wobei nun dieses blonde Ding an seinem Arm ebenso einen Schritt nach hinten trat.

Dann drehte ich mich zu Zac und sagte in einem etwas leiserem Ton: »Weißt du... Du kannst mir ja irgendwann mal zeigen, wie böse du sein kannst und ob du Tompson tatsächlich in den Schatten stellst. Falls du Interesse hast...« und ich klimperte ein wenig mit meinen langen Wimpern. »Wir könnten uns mal treffen. Natürlich nur wenn du willst. Du gefällst mir.« Gleich war mir bewusst, dass man bloß so etwas in dieser Richtung bei ihm sagen musste. Viel zu leicht zu durchschauen diese Typen. Auf der Stelle sah ich wie sein Kehlkopf auf und ab wippte und er seinen Blick über meine Brüste wandern ließ. »Du weißt ganz genau, dass ich bei so einem Mädchen wie dir, nicht nein sagen würde«, raunte er und stand plötzlich genau vor mir, sodass ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, um in sein Gesicht zu sehen.

Seine braunen Augen funkelten mich an. Da lag kein Misstrauen darin. Ich würde sagen, dass er sich ziemlich schnell überzeugen ließ. Er war es. Er war meine Eintrittskarte zu Simon Martinez, der endlich sterben sollte, damit wir leben konnten. Zac würde mich zu ihm bringen, wenn ich es richtig anstellte. Doch das ging nicht von heute auf morgen. Das brauchte Geduld und die hatte ich in ziemlich hohem Maße. Immerhin blieb ich erst einmal eine unbestimmte Zeit in der Stadt. »Na wenn das so ist... Gibst du mir dann deine Nummer?«, fragte ich geradeaus und seine Hand legte sich auf den Reißverschluss seiner Collegejacke, den er nun öffnete. Aus der Innentasche zog er zugleich eine kleine Karte, die er mir in die Hand drückte.

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