Aiden
Die Dunkelheit umhüllte meinen Wagen. Uns beide gleich mit. Hätte man das Frontlicht angemacht, hätte man uns mit Sicherheit gesehen. Kurz davor bogen wir erst von der normalen Straße auf den Waldweg ab, den ich schon oft befuhr. Ich konnte schon gar nicht mehr zählen, wie viele Male ich hier durch musste. Er gehörte zu meinem Leben. Nun war ich jedoch nicht allein. Thomas saß neben mir. Einer der besten Freunde, die ich bisher in meinem Leben hatte. Er war wie Damian. Schon fast ein Bruder für mich. Gegenseitig kümmerten wir uns um den anderen.
Ständig wurden wir erneut durchgerüttelt, weil die Schlaglöcher für mein tiefergelegtes Auto nicht gerade von Vorteil waren. »Und wie läuft es mit dir und deiner kleinen Freundin?«, durchbrach ich die Stille, weil es die Ruhe vor dem Sturm war. So etwas ging mir auf den Senkel. Ich wollte, dass man mich ablenkte und nicht, dass ich auch nur einen Gedanken verschwenden musste, um darüber nachzudenken, was ich gleich als nächstes tat. »Es läuft gut!«, antwortete er und ein breites Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit. »Aber?«, fragte ich noch einmal nach, da ich bemerkte, dass ein Schatten über sein Gesicht huschte. »Was ist denn los? Wenn alles passt, ist das doch gut.« Oder etwa nicht?
»Ja. Das stimmt schon, aber ich...« Ich musterte ihn einen Augenblick von der Seite, schaute dann aber wieder nach vorn, weil ich kaum etwas in der Dunkelheit erkennen konnte. »Raus mit der Sprache. Ich dachte wir reden immer über alles. Was ist denn los? Habt ihr Probleme im Bett, oder wie? Immerhin seid ihr schon einige Monate ein Paar. Wenn man das so sagen kann... Für dich ist es jedenfalls schon eine lange Zeit, wenn man bedenkt, dass du nicht viele Beziehungen davor hattest.« Allerdings lag das nicht an ihm, sondern an den Umständen; in denen wir uns befanden. Thomas gluckste, aber antwortete schließlich bedeutungsvoll: »Mit Melanie ist das echt etwas Ernstes!«
Ich schluckte umgehend. Von Anfang an, wusste ich schon, was das werden sollte. Ich war nicht dumm und mir war auch klar, dass es nicht lange dauerte und er sein Leben selbst in die Hand nahm. »Rede mit dem Boss. Er wird es verstehen!«, murmelte ich und nickte ihm zu. Thomas wusste doch, dass ich seiner Entscheidung niemals im Weg stand. »Es ist nicht so, dass ich nicht bei euch bleiben will. Die Sache mit Simon... Ich habe es bei Jasmin und McCain gesehen, wie schnell alles vorbei sein kann. Ich will, dass wir dieses Schwein schnappen. Das so schnell wie möglich. Melanie hat nicht mal mehr ein Jahr auf dem College. Irgendwann... Ich will mehr. Verstehst du das? Ich weiß, dass du nicht gerade einer bist, der sich bindet, aber...«
Thomas räusperte sich und streifte leicht unsicher durch sein blondes Haar. »Ich gehe stark auf die Dreißig zu. Es ist mir ziemlich ernst mit dieser Frau und umso öfter ich Damian und Jasmin sehe, umso mehr sehne ich mich danach eine eigene Familie zu haben, ein normales Leben zu führen... Mit ihr.« Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht. Ich freute mich tatsächlich für ihn und einen winzigen Moment dachte ich an Alice. Irgendwann wäre das auch sicherlich mit uns vorbei. Spätestens, wenn sie selbst jemanden festes haben wollte und eine Familie. Was war dann mit mir? Ich war... einfach nicht der Typ für so etwas. Doch schnell schlug ich mir diesen Gedanken aus dem Schädel. Darüber durfte ich nicht nachdenken. Nicht jetzt.
»Hast du schon mit Mel darüber gesprochen?«, wollte ich wissen. Immerhin war es die Person um die es ging. »Natürlich habe ich das. Schon vor einiger Zeit. Eben, weil wir beide wissen, dass es uns ernst miteinander ist. Sie will Kinder. Ein Haus. Genau das, was ich auch schon immer wollte.« Eigentlich klang es komisch, da wir eher die Jungs fürs Grobe waren, aber auch nicht aus Stein. Jeder wollte irgendwo genau das haben. Der eine mehr. Der andere weniger. Und wir wussten auch von vorn herein, dass das alles, was wir uns gemeinsam aufbauten, die Gang sozusagen, nicht auf Dauer war. Wir entwickelten uns weiter, wollten mehr als wir besaßen und normal wie die anderen sein. Den Nachbarn grüßen, wenn er die Zeitung holte oder die Haustür öffnen, damit der Hund nach draußen kam und dieser in den Garten von irgendeinem Vollidioten schiss. Auch wir waren menschlich.
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Dark Attraction I - Rules
Romance»Ich wollte dir nur eine Kostprobe geben, was dich erwartet, falls du diese kleine Kompromisse mit mir eingehst«, gab ich leise zurück und starrte auf seine vollen Lippen. »Du willst, dass ich die Finger von anderen Frauen lasse, verstehe ich das r...