»Komm bitte wieder!«, murmelte ich. Immerhin wusste ich nicht, ob er es tatsächlich machte. Es konnte ja sein, dass er noch immer mit irgendeiner Schlampe im Schlepptau dort stand, wo die anderen waren. Dieses Mal war ich nicht dabei. Ich konnte ihn nicht aufhalten. Mein Handy in meiner Hosentasche wurde stetig schwerer. Es fühlte sich wie Blei an. Wie gerne hätte ich es herausgeholt und ihn angerufen, gefragt wann er wieder kam.
Diesen Drang zu widerstehen brachte mich fast um. Mein Herz pochte. Mein Puls raste. Ich war ängstlich, aber auch aufgeregt. Sauer ebenso. Und dann war da auch noch die Trauer, dass er sich von mir immer mehr entfernte. Ich schien zu platzen. Innerlich. Tränen traten in meine Augen. Das war echt schlimm. Normalerweise zerstörte ich solche Sentimentalität immer indem ich den Boxsack verdrosch. Nun sah es anders aus. Ich stand da und wartete. Eine halbe Ewigkeit. Meine Beine schliefen schon fast ein. Mein Rücken tat weh und meine Hände verkrampften immer mehr.
Nach gefühlten Stunden öffnete sich dann träge das Tor und zum Vorschein kamen zwei Frontscheinwerfer. Ich hätte angenommen, dass ein Stein von meinem Herzen fiel, sich die Erleichterung in mir breit machte... Nichts da. Nicht einmal annähernd. Ich wurde bloß noch nervöser. Verbissen knabberte ich mir auf der Unterlippe herum und mein Blick fiel zu der geschlossenen Tür. Ich wusste nicht, ob es die richtige Wahl war herzukommen. Jedoch konnte ich mich noch umentscheiden. Tat es aber nicht, sondern blieb stehen und beobachtete, wie der Wagen rauffuhr, sich an seinen gewohnten Platz stellte und das Licht ausging. Dann wurde es vor der Haustür hell.
Geht Aiden direkt in sein Zimmer oder er erst einmal zu Jacob? Mich suchen würde er nicht. Das war klar. Die letzten Tage hatte er es auch nicht getan. Er ging mir halt aus dem Weg. Ich wartete erneut und wieder wurde ich fast verrückt. Zitternd setzte ich mich auf den Fensterstock und umklammerte meine Knie. Langsam versuchte ich meine Atmung zu kontrollieren. Mein Blick fiel zur Türklinke. Ich wartete darauf, dass sie sich nach unten bewegte. Und erneut machte sich Nervosität in mir breit. Als sie dann tatsächlich irgendwann nach unten ging, hielt ich den Atem an und wartete auf seine Reaktion, die schnell kam, nachdem er das Licht anmachte. Seine grünen müden Augen schauten mich erschrocken an. Er ging nicht davon aus, dass ich in seinem Zimmer auf ihn wartete. »Was willst du denn hier?«, fragte er trocken und lief schnurstracks zu seinem Schrank, ohne groß auf mich zu achten.
»Ich habe auf dich gewartet«, erklärte ich mit leiser Stimme. »Das sehe ich, aber was willst du hier?« Normalerweise war ich selbstbewusster, aber ich hatte keinen Bock auf Zurückweisungen. »Ich wollte mit dir reden!« Kurz spürte ich, wie er in seiner Bewegung innehielt, dann suchte er sich weiter frische Klamotten heraus und fragte: »Über was willst du reden? Hast du immer noch nicht den Dreh beim Schießen heraus? Ich kann dir da nicht mehr helfen. Ich habe es dir oft genug gezeigt. Du musst das nun selbst hinkriegen.« Er klang passiv. Jedoch nicht sauer oder so, sondern einfach bloß müde und ausgelaugt.
»Es klappt, wenn ich den Kopf frei habe, aber wenn ich zu viel nachdenke, dann lenke ich mich selbst ab. Aber darum geht es gar nicht. Ich muss über etwas anderes mit dir reden.« Ich hoffte, dass Aiden endlich mit dem Mist aufhörte, zu mir kam und sich wenigstens vor mich hinstellte. Trotzdem tat er es nicht, sondern beschäftigte sich weiter mit Klamotten und warf die, die er anziehen wollte auf sein Bett. Mittlerweile hatte ich sein Shirt auf den Schreibtisch neben mir gelegt und beschloss kurzerhand zu ihm zu gehen. »Kannst du mal damit aufhören?«, fragte ich nun lauter, was ihn dazu veranlasste die Schranktür zuzumachen. Das nicht gerade geräuschlos. »Um was geht es denn dann? Mein Abend war echt lang. Ich habe kein Bock auf Quatschen. Also mache schnell.«
Irritiert hob ich eine Braue und schnauzte ohne zu überlegen: »Du hast aber Bock die ganze Nacht durch die Kante zu ziehen, aber nicht mit mir zu reden, Aiden Tompson? Ich weiß nicht was das soll. Was veranstaltest du hier mit mir?« Plötzlich war ich extrem sauer und das sah man mir auch an. Wut brodelte in mir, die ich nicht zurückhalten konnte. »Höre auf mit dem Kindergarten. Ich habe kein Bock darauf, dass du mich weiter ignorierst. Was verdammt noch mal, habe ich dir denn getan, damit du so zu mir bist?«
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Dark Attraction I - Rules
Romance»Ich wollte dir nur eine Kostprobe geben, was dich erwartet, falls du diese kleine Kompromisse mit mir eingehst«, gab ich leise zurück und starrte auf seine vollen Lippen. »Du willst, dass ich die Finger von anderen Frauen lasse, verstehe ich das r...