Kapitel 17

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Aufmerksam musterte ich Aidens Gesicht. Ich hatte nicht mal wirklich etwas gesagt. Nun ja; wenn man es so nahm doch. Zumindest sprach ich meinen Gedanken laut aus. Der beinhaltete, dass ich irgendwie etwas dazu beitragen könnte, Simon zu schnappen. Natürlich hatte ich kaum Ahnung auf was ich mich im Grunde einließ. Nichtsdestotrotz war Jasmin meine Sis. Nur wenn man dieses Schwein um die Ecke brachte, hatte sie Ruhe. Bis dahin konnte sie kein normales Leben führen. Hey, sie war meine Schwester. Ich wollte mit ihr rausgehen, um Babyklamotten zu besorgen. Eis essen fahren und mich draußen in den Park legen, um die Sonne zu genießen. Aber nein. Dabei hockte ich nun mit in diesem beschissenen Knast.

Wenn niemand wusste, wie Martinez aufzuhalten war, dann musste man ihm eine Falle stellen. Da kam ich ins Spiel. Ich bekam das schon hin sein Vertrauen zu erschleichen. Jedenfalls ging ich davon aus. Ich konnte ziemlich glaubwürdig sein und allem in allem war ich auch nicht aus Zucker. Das war jedoch nur ein Gedanke, nicht wirklich böse gemeint. Doch Tompson sah mich an, als schlachtete er mich jeden Moment ab. »Das kannst du dir gleich wieder aus deinem hübschen Kopf schlagen, Kätzchen.«

Trotz, dass er diesen Kosenamen sage, fühlte ich mich nicht wohl dabei. Ich kannte Aiden zwar manchmal nachdenklich, aber sonst eher offen und freundlich. Nun wurde er sauer. Das war der erste Moment, an dem ich ihn so begegnete und das spürte ich auch eindeutig, indem er mich nicht gerade sanft von sich schob und aus meinem Bett sprang. »Was soll das werden?«, fragte ich schnell. »Nach was sieht es wohl aus? Ich werde in mein Zimmer gehen. Da wo ich hingehöre oder hast du gedacht, dass ich hierbleibe?« Noch immer war Aiden wütend und das versteckte er auch nicht.

Sofort krabbelte ich über die Bettdecke, die sich nun von meinem Körper verabschiedete. Ich machte einen Satz nach oben und ergriff sein Handgelenk. Auch wenn ich nun komplett vor ihm entblößt stand, ignorierte ich das. Nur Aiden war da nicht ganz bei der Sache. Sein Kehlkopf ging auf und ab, aber er versuchte sich trotz dessen am Riemen zu reißen. »Du bist sauer, dass ich so etwas gesagt habe«, murmelte ich. »Aber deswegen musst du jetzt nicht scheiße werden!« Aidens Augen bohrten sich augenblicklich in meine und ich bemerkte, wie er sich sichtlich entspannte und kurz daraufhin mein Gesicht in seine Hände nahm. 

Sanft streichelte er mit dem Daumen über meine Unterlippe und sagte in einem ruhigen Ton: »Ich will einfach nicht, dass du dich da irgendwie mit einmischst. Du hast damit gar nichts zu tun. Ich weiß, was er für einer ist. Ich will dich nicht... irgendwo als Leiche finden.« Seine Worte wurden stetig leiser. »Du willst mich doch bloß nicht verlieren, oder?«, sprach ich es aus, wie es definitiv war, denn sein Stottern verriet ihn. Ich wusste, dass ich den Nagel auf den Kopf traf, denn ganz blöd war ich nicht und auch wenn wir keine Beziehung führten, hieß es ja nicht, dass wir uns scheißegal sein mussten. »Das ist nicht schlimm, Aiden Tompson. Ich hätte auch Angst um dich, wenn du...« Ich unterbrach meinen Satz und blickte ihn tief in die Augen. »Zwischen uns gibt es aber einen Unterschied. Ich kann auf mich aufpassen und bin Einiges gewohnt!«

Auf der Stelle verdrehte ich die Augen. Als wäre ich ein kleines Mädchen, ging mir durch den Kopf. Männer! »Das sieht man, dass du auf dich aufpassen kannst!« und ich streifte über die Narben auf seinem Oberkörper, die man klar und deutlich im matten Licht sah. Dünn und schmal. Eine davon dick und man erkannte die Stiche, mit der man die Wunde nähte. Langsam streifte ich über die größte und ich spürte, wie er unter meiner Berührung erzitterte. Es war toll, dass er auf mich reagierte. Es zeigte, dass ich nicht die Einzige sein konnte, die so empfand. Außerdem freute ich mich darüber. Es wirkte wie ein Kompliment.

»Besser zumindest als du«, murmelte er, zog mein Gesicht weiter zu sich und drückte mir einen sanften Kuss auf den Mund. Seine weichen vollen Lippen ließen meine kribbeln. Ich wollte, dass er bei mir blieb; wollte mich zu ihm legen. Dass das wohl oder übel zu viel für den Anfang war, musste ich eindeutig einsehen. Er war nicht so ein Typ. War ich es? Im Moment wollte ich eindeutig kuscheln. Aber Aiden?

Dark Attraction I - RulesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt