Kapitel 19.

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Später kam Lisa auf mich zugerannt, als ich mit Lilly und den anderen Mädchen und Jungs vom ersten Tag herum hing, und fuchelte wild mit den Armen herum. Als sie bei uns ankam blieb sie vor mir stehen und brauchte erst mal einen Moment um zu Atem zu kommen.

"Hey Clary! Frau Archibald meint, du sollst mal zu ihr kommen." Sie sah besorgt und verängstigt aus.  "Aber beeil dich"

"OK. Mache ich! Danke Lisa." Weil sie sich so abgemüt hat, möglichst schnell herzukommen um es mir mitzuteilen nahm ich an, dass es wichtig war. Außerdem hatte sie ja gesagt, ich solle mich beeilen. Ich eilte also über die Grasflächen ins Gebäude hinein und durchs Gebäude, bis ich im Direktoriat ankam. Vor der Tür blieb ich stehen und atmete stark ein. Sie stand offen. Ich klopfte trotzdem an und betrat dann den Raum. Er war groß und stilistisch eingerichtet. In der Mitte stand ein großer Schreibtisch aus festem Holz. Der ganze Boden war mit rotem Teppich überzogen. Hinter dem Schreibtisch war ein Kamin angelegt. In ihm brannte lodernd ein Kleines Feuer. Ich sah mich weiter um. Aus den großen Fenstern konnte man das ganze äußere Schulgebäude überblicken. Aber Frau Archibald war nirgends zu sehen. Vielleicht hatte sie sich ja gerade einen Cafe geholt, weil sie annahm, dass ich mir Zeit ließ, hierher zu kommen. Nein, das glaubte ich doch selbst nicht. Irgendetwas stimmte hier ganz gewaltig nicht. Etwas war hier faul. Ich bemerkte, dass sich neben dem Kamin eine Art Hebel befand. Er war heruntergedrückt, als ob er benutzt worden wäre. Jetzt erst sah ich, dass daneben ein Tunnel, naja, oder ein Geheimgang war. Es sah aus wie in einem schlechten Film. Hatte Frau Archibald wirklich einen Geheimgang in ihrem Büro? Ich beschloss, hinein zu gehen, auch wenn ich mir gerade wie in einem Horrorfilm vorkam, in dem das Mädchen in Unterwäsche in den dunklen Keller geht und man sich nur denkt, wie dumm kann man nur sein, Weil dahinter ein Irrer mit einer Kettensäge auf sie wartet. Ich ging trotzdem hinein und es wurde immer Klischee-hafter; alle zwei Meter war eine Fackel an der Wand befestigt, der Tunnel wurde immer enger, es war kalt und die Luft war feucht. Ich kam irgendwann ans Ende des Tunnels und erblickte einen gewaltigen Unterschlupf. Auch hier waren überall an den Wänden Fackeln und es war roter Teppichboden, aber dafür hing hier in der Mitte des Raumes ein gigantischer Kronleuchter. Ganz hinten stand eine Art Altar. Auf ihm stand eine kleine Schüssel aus Kupfer. In der Kupferschüssel war eine rote Flüssigkeit. Hoffentlich nicht Blut, dachte ich. Nicht noch mehr Blut.

Frau Archibald kniete vor dem Altar und hatte mir den Rücken zugewandt. Sie schien zu beten. Nur dass es bei ihr eher nach einer Beschwörung klang.

Ich räusperte mich laut um auf mich aufmerksam zu machen und sie riss den Kopf herum zu mir. "Ah. Die kleine Clary." Sie lächelte und während sie das tat wurden zwei spitze Eckzähne sichtbar. In diesem Moment sah sie aus wie eine Vampirin. "Weißt du, was wir gestern gefunden haben? In einer kleinen Abstellkammer im Speisesaal?"

Ich guckte sie verdutzt an. "Ne. Was haben sie denn da so tolles gefunden?" fragte ich. Sie schüttelte verachtend den Kopf. "Meinst du etwa, mir ist nicht aufgefallen, dass es seit du hier bist immer wieder Leichen gibt?" sie lächelte böse. "In der kleinen Abstellkammer fanden wir eine leiche. Ein Mädchen, dass hier auf die Schule ging. Es hatte genau die gleichen Bisswunden, wie das Mädchen, dass du im Fluss gefunden hast. Als ob es von einem Vampir gebissen und ermordet worden wäre. Nun fragst du dich sicher, warum ein Vampir, die sind doch nur erfunden. Aber nein!" Sie bleckte ihre spitzen Zähne. "Es gibt sehr wohl Vampire. Gute und Böse. Nun, ich weiß nicht, ob du eine Gute oder Böse Vampirin bist. Doch ich wusste schon im ersten Momet, in dem ich dich gehsehen habe, dass du eine Vampirin bist. Auf jeden Fall scheint es so, als ob du zwei Menschen ermordet hast. Vampirische Kräfte entwickeln sich erst ab dem 16. Lebensjahr und der Anfang ist ziemlich schwer. Glaub mir, ich habe am Anfang auch unbewusst getötet. Dafür kannst du also nichts."

"Aha.", Ich sah sie ungläubig an. "Also wenn ich wirklich eine Vampirin sein sollte. Nur rein theoretisch. Und wenn ich - auch nur rein theoretisch - zwei Menschen ermordet haben sollte. Wie kann ich feststellen, ob ich gut oder böse bin?"

"Wenn du eine Gute Vampirin bist, trägst du ein kleines Muttermal in Form eines Kringels auf deinem Handgelenk." Sie lächelte immer noch so böse. Es machte mich nervös. Trotzdem versuchte ich, auf ihr Handgelenk zu schauen, denn aus ihren Eckzähnen und ihrem vielen Wissen schloss ich, dass sie eine Vampirin war. Ich entzifferte ein kleines Muttermal in Form eines Kreises. Sie fuhr fort: "Und wenn du eine Böse Vampirin bist, ist dein Muttermal in Form eines Kreises."

Sie war also eine böse Vampirin. Hoffentlich war ich eine Gute. Ich blickte erwartungsvoll auf mein Handgelenk und war erleichtert als ich auf einen Kringel herrab blickte.

Frau Archibald hatte meinen Kringel auch gesehen. "Aber pass auf. Es gibt Vampirjäger und sie jagen nicht nur die bösen Vampire. Sie denken, dass alle Vampire böse sind. Auch die Guten. Und jetzt geh!" Sie wandte sich von mir ab und kniete sich wieder vor den Altar.

Als ich schon fast im Tunnel verschwunden war rief sie mir noch nach: "Ich habe den Verdacht, dass hier auf meinem Internat einige Schüler Vampirjäger sind. Also pass auf!"

Darkblood - ahnungslos ermordetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt