Kapitel 13

13 3 0
                                    

Wenn man in meine Räumlichkeiten trat, fand man sich in einem modern eingerichteten Wohzimmer wieder. Gegenüber von der Tür befand sich eine Fensterfront, die den Raum erhellte. Die hellen Farbtöne an den Wänden passten sehr gut zu dem hübschen dunkelbraunen Sofa. Auf einem runden Wohnzimmertisch aus Glas stand ein Strauß weißer Orchideen in einer schwarzen Vase, die einen angenehmen Duft verbreiteten. Außerdem Gab es ein riesiges, sortiertes Bücherregal. Ich staunte nicht schlecht über die vielen Bücher. Ich hatte mich schon immer danach gesehnt, ein eigenes Buch zu besitzen. Und nun gab es hier Hunderte davon. Von dem Wohnzimmer gingen zwei Türen ab, die sich gegenüber voneinander befanden. Lydia führte mich zuerst durch die rechte Tür.

"Dies ist dein Schlafzimmer."

Ich traute meinen Augen nicht. Das Schlafzimmer war nochmal genauso groß wie das Wohnzimmer. Das Himmelbett war ein wahrgewordener Mädchentraum. Ich ließ meine Finger über die rosa Bettdecke gleiten und konnte nicht fassen, dass sie aus Seide bestand. Ein Schminktisch mit rundem Spiegel schmückte die Wand gegenüber des Bettes. Durch das Zimmer kam man auf einen Balkon. Ich trat hinaus und musste mir die Hand vor den Mund schlagen, um nicht laut zu schreien. Ein wunderschöner Garten erstreckte sich hinter dem Haus. Es gab ein großes Wasserbecken und einen Teich. Ich sah einen Tennisplatz und weiter hinten konnte ich sogar Ställe und Pferde erkennen. Fassungslos stolperte ich rückwärts. Wie konnte man nur mit so viel Luxus leben? Es fehlte einem an nichts.

Neben meinem Bett befand sich eine kleinere Tür.

"Wo führt die hin?"

Lydia grinste mich an und drückte die Klinke hinunter.

"Nach dir."

Verwundert ging ich an ihr vorbei.

"Ach, du heilige Gründerfamilie..."

Ich kam mir vor, als würde ich in einem Kleidungsladen stehen. Der Raum war voll mit allerlei Kleidung und Schuhen. Festliche Kleider, Reit- und Sportsachen, Alltagskleidung, Badeanzüge, Unterwäsche. Es gab sehr hohe Schuhe mit Strass und Glitzer, Turnschuhe, Stiefel. Es war die reinste Reizüberflutung. Ich musste mich am Türrahmen festhalten.

"Wer soll denn das alles anziehen?"

Lydia zuckte mit den Schultern.

"Du wohl."

Kopfschüttelnd folgte ich ihr aus dem Raum. Es war wunderbar so eine Auswahl zu haben, aber dennoch plagte mich mein schlechtes Gewissen. Man hatte hier so viel. Warum konnte man nicht etwas von dem Glück abgeben? Wir liefen zurück durch das Wohnzimmer und geradewegs auf die andere Tür zu.

"Und hier ist dein eigenes Badezimmer."

Lydia machte sich an dem Wasserhahn der Badewanne zu schaffen, die mitten im Raum stand, während ich alles auf mich wirken ließ. Auch das Badezimmer war kein kleiner Raum. Ein Spiegel hing an der Wand zu meiner linken. Darunter befand sich ein rundes Waschbecken, daneben die Toilette. Außer der Badewanne gab es in der rechten Ecke noch eine Dusche, in die meine ganze Familie gepasst hätte.

"Ich habe dir etwas Schaum in dein Wasser getan. Ich werde dich in zwei Stunden abholen und dir beim Ankleiden helfen. Brauchst du Hilfe beim Entkleiden?"

Schnell schüttelte ich den Kopf. Bei dem Gedanken, dass mich jemand an- und ausziehen sollte, fühlte ich mich unwohl. Sie knickste, was mir unangenehm war, und ließ mich allein. Ich schlug die Händer vor meinem Mund zusammen und ließ mich an der Wand hinter mir zu Boden sinken. Wo war ich hier nur gelandet?

Nachdem ich gebadet hatte - es war wirklich wunderbar gewesen - stand ich vor den unzählichen Kleidern und wusste einfach nicht, was ich anziehen sollte. Ich nahm mir eine bequeme Hose und ein Shirt. Die Unterwäsche kratzte und ich sehnte mich nach meinen eigenen Kleidern. mein Koffer war nirgends zu sehen. Ich ging in das Wohnzimmer - mein Wohnzimmer - und schaute mich um. Gerade als ich mich fragte, wo der Koffer nur sein könnte, klopfte es leise an der Tür.

"Herein?"

Mit hinter dem Rücken zusammengefalteten Händen stand ich da, als sich die Tür öffnete. Ausgerechnet Dante kam herein. Mit meinem Koffer in der Hand. Wenigstens. Erleichtert atmete ich aus.

"Wow. Nette Begrüßung."

Sein Blick glitt über mein nasses Haar und meinen Körper hinab, bevor er mir in die Augen sah. Schlagartig fühlte ich mich unbehaglich und verschränkte meine Arme vor der Brust. Sein Mundwinkel hob sich.

"Nette Kleidung."

Ich war kurz davor ihm die Zunge rauszustrecken, ließ es jedoch bleiben, da es nicht gerade erwachsen rüber kommen würde.

"Ich bringe dir deinen Koffer."

"Das sehe ich. Danke."

Er stellte ihn neben die Tür. Ein unbehagliches Schweigen legte sich über uns.

"Gefallen dir deine Räume?"

Er suchte meinen Blick und ich sah ihm direkt in seine blauen Augen. Lag Sorge darin? Plötzlich grinste er frech. Von wegen Sorge. Doch ohne es zu merken, spielte ich an meinen Haaren herum. Meine Wangen röteten sich und ich drehte mich um.

"Ja, es ist zwar ziemlich groß für eine Person, aber sie sind wirklich schön."

Ich hörte seine Schuhe über das Parkett klappern, als er sich mir näherte. Mein Herz klopfte so laut in meiner Brust, als wollte es gehört werden. Ich legte meine Hand darauf. Ganz sanft berührten seine Finger meinen Arm. Erschrocken drehte ich mich um. Ich stand direkt vor ihm. Seine Augen leuchteten.

"Das freut mich. Wir haben uns Mühe gegeben, sie so gemütlich wie möglich einzurichten. Damit du dich wie zu Hause fühlen kannst."

Schnaubend lachte ich. Der Moment der Nettigkeiten war verflogen.

"Wie zu Hause, ja? Ich glaube mich daran zu erinnern, dass du mein Zuhause gesehen hast. War es so groß und prächtig?"

Verlegen fuhr er sich durch seine Haare.

"Ich wollte nicht..."

"Es ist mir egal, was du wolltest oder nicht, Dante."

Ich bohrte ihm meinen Zeigefinger in die Brust.

"Geh einfach."

Ich kehrte ihm den Rücken zu, damit er meine Tränen nicht sah. Zitternd schlang ich die Arme um meinen Körper. Ich spürte wie er einen Schritt näher kam, spürte die Wärme seiner Hand an meiner Schulter. Noch länger könnte ich mich nicht mehr kontrollieren.

"Bitte."

Es war nur ein Flüstern, denn mehr brachte ich nicht hervor. Kurz darauf entfernten sich seine Schritte. Die Tür fiel ins Schloss und das Heimweh überrollte mich wie eine Lawine.

Die Erbin der MagiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt