Kapitel 14

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Mit den Tränen kam die Magie. Unkontrolliert flogen Bücher durch die Luft. Ich war zu verwirrt und von Kummer zerfressen, um das ganze Chaos zu stoppen. Die Kissen hoben ab. Es knisterte und knackte um mich herum und die kleinen Haare standen von meinen Armen ab. Das Licht flackerte. Als ich Wasser rauschen hörte, rannte ich ins Badezimmer. Das Wasser spritzte aus den Wasserhähnen. Ich wagte einen Blick in den Spiegel und erschrak. Ein tränenüberströmtes Gesich sah mich schockert an. Die Haare standen mir zu Berge. Doch was mir die meiste Gänsehaut bereitete, waren meine Augen. Die braune Farbe hatte einem leuchtenden hellbraun Platz gemacht. Ich zitterte. Ob vor Angst oder dieser unbegreiflichen Kraft, die in diesem Moment durch meine Adern floss. Ich musste die Magie kontrollieren. Ich streckte meine Hände nach vorne und konzentrierte mich auf das Wasser. Stumm befahl ich ihm zu stoppen. Sofort hörte es auf. Mein Herz machte einen Satz. Bevor mich meine Entschlossenheit und mein Mut wieder verließen, ging ich ins Wohnzimmer. Mit ausgestreckten Händen stellte ich mich in die Mitte des Raumes und dachte daran, wie er vor der Katastrophe ausgesehen hatte. Von ganzem Herzen wünschte ich mir, dass alles wieder dort war, wo es hingehörte. Als das letzte Buch seinen Platz im Regal eingenommen hatte, gaben meine Beine nach und ich sackte zu Boden.

Erschöpft, aber glücklich saß ich auf dem Sofa, als Lydia eine Stunde später in mein Zimmer trat, um mir beim Ankleiden für das gemeinsame Essen zu helfen. Sie musterte mich kurz, sagte aber nichts. Ich folgte ihr in das Ankleidezimmer. Zielstrebig griff sie nach einem blauen Kleid und nahm die dazu passenden Schuhe. Erwartungsvoll schaute sie mich an.

"Ich kann das wirklich alleine, Lydia."

Ich wusste, dass das ihre Arbeit war und sie dafür bezahlt wurde, weshalb ich mich schlecht fühlte.

"Aber du kannst mir gerne bei meinen Haaren helfen?"

Lächelnd sah sie mich an.

"Wie du wünschst."

Ich nahm das Kleid und die Schuhe und wartete bis sie aus der Tür war. Zuerst legte ich den Verband ab, den ich immer noch an meinen Händen hatte. Es hatten sich kleine Blasen gebildet, die man allerdings auf den ersten Blick nicht sah. Lieber so, als mit dem Verband unnötig aufzufallen. Das würde nur Fragen aufwerfen und davon würde ich heute mit Sicherheit schon genug beantworten müssen. Behutsam nahm ich das Kleid und zog es an. Es lag an der Brust eng an, danach fiel es wie ein Wasserfall bis knapp über die Knie. Unter der Brust war ein silbernes Band angebracht. Es hatte mittellange Ärmel, die über meinen Ellbogen aufhörten. Es war sehr hübsch und passte mir perfekt. Was ziemlich erschreckend war. Ich schlüpfte in die Schuhe, die zum Glück nur einen kleinen Absatz hatten und ging in mein Zimmer. Dort stand Lydia schon am Schminktisch bereit.

"Setz dich doch."

Sie steckte meine Haare locker nach oben, ließ aber einige Strähnen verspielt mein Gesicht umrahmen. Sie wusste, was sie tat.

"Schminke werden wir bei dir nicht oft brauchen."

Ich spürte wie ich rot wurde. Dankend lächelte ich sie an. Wenigstens in einer Sache konnte ich noch ich selbst sein, auch wenn es womöglich nur für heute war.

Nachdem wir fertig waren und ins Wohnzimmer liefen, klopfte es auch schon leise an der Tür. Lydia öffnete sie. Ich hielt den Atem an. Dante trat ein. Seine Haare hatte er leicht zurück gegelt. Er trug einen dunkelblauen Anzug und sah darin so gut aus, dass es mir die Sprache verschlug.

"Du solltst atmen. Wir wollen ja nicht, dass du so kurz vor dem Ziel doch noch umkippst. Ich sagte ja bereits: meine Mutter würde mich umbringen."

Ich holte Luft, um etwas zu erwidern, doch er kam mir zuvor.

"Du siehst wunderschön aus, Ambra."

Errötend ließ ich meinen Blick zu Boden gleiten. Was war nur los mit mir?

Die Erbin der MagiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt