Die Ruhe vor dem Sturm

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Ich sah mir, ebenso wie Nachtara, das Bild genau an. Diese dürre, schwarze Kreatur schien sehr bedrohlich zu sein. Besonders die langen Klauen an seinen Armen sahen angsteinflößend aus. Hundemon räusperte sich kurz, ehe er meinte:" Also das ist Necrozma. Davon habe ich ebenfalls gehört. Ganz Genaues weiß ich nicht, aber angeblich sollte das Ritual, das das Lichtkönigreich mit Nachtara machen will, mit Necrozma in Verbindung stehen." Nachtara blätterte nun schweigend auf die nächste Seite, wo auch ein Bild von Necrozma abgebildet war, diesmal allerdings war es größer abgebildet, schien viel mächtiger zu sein und hatte eine goldene Farbe. Vielleicht sollte das aber auch nur das Licht darstellen, welches es laut dem Text von sich geben sollte. "Jedenfalls finde ich, dass Nachtara jetzt fürs erste mal seine Ruhe braucht. Lassen wir ihn etwas alleine." Nachtara nickte dazu nur kurz und dankte Hundemon für sein Verständnis. Also verließen wir beide Nachtara's Zimmer und betraten nun mein Gästezimmer. Und dieses sah wirklich gut aus. Es gab viel Platz, ein Schrank sowie ein Sofa waren vorhanden, ebenso wie ein schön hergerichtetes Bett, was mich stark wunderte. Denn wieso sollte man in dieser Krisensituation an Gäste denken? Dennoch war ich froh über die Einrichtung und betrachtete das Zimmer weiter. Gleich beim Auftreten auf den schwarzen Teppich fühlten sich meine Füße an, als seien sie im siebten Himmel. Der Teppich war so flauschig, dass ich theoretisch auch auf diesen schlafen konnte. "Machs dir bequem" meinte Hundemon leicht lächelnd. Auf den Tisch dort liegt dein Zimmerschlüssel"
Ich bedankte mich, ließ Hundemon wieder hinaus, da er meinte, sich hier nach all der Zeit wieder umsehen zu wollen, und machte es mir in meinem fürs erste eigenen Raum bequem.
Es war einiges an Zeit vergangen, in der ich mich einfach auf dem kuscheligen Bett ausruhte. Ein Luxus, den ich zuhause nicht hatte und es deswegen auszunutzen galt. Deswegen war es auch nicht verwunderlich, dass ich bald einschlief, und das mitten am hellichten Tag.

Langsam öffnete ich meine Augen. So gut hatte ich noch nie geschlafen. Wie sehr wünschte ich mir, immer so ausgeruht aufwachen zu können. Ich setzte mich auf, gähnte etwas und sah mich um. Da ich keine Ahnung hatte, wie spät es eigentlich war, suchte ich ohne Erfolg nach einem Fenster. Da ich viel zu erholt war, um nun wieder schlafen zu gehen, beschloss ich, einfach mal hinaus zu gehen. Ich schritt also langsam zur Türe, sprang zu der Klinke hoch und öffnete die Türe. Ich ging nun vorsichtig die Treppen hoch im Thronsaal, der zu meiner Überraschung komplett dunkel und leer war. Ich hatte wirklich Probleme, mich zurechtzufinden, da der Raum ziemlich dunkel war. Ich konnte aber die Umrisse vom Thron, der Eingangshalle und einer Türe gerade vor mir erkennen. Da ich neugierig war, was sich hinter dieser Türe befand, schlich ich langsam mit meinen Händen nach vorne gestreckt darauf zu und öffnete sie. Nun stand ich in einem langen Gang, der durch ein paar Fenster aus Stahlgittern erleuchtet war. Ich suchte mir meinen Weg durch die Gänge, öffnete einige Türen, die in weitere Gänge führten und hörte dann tatsächlich Geräusche. Ich ging auf die Ursache des Geräusche zu, öffnete eine letzte Türe aus Stein und stand plötzlich im Freien. Ich kam aus einer Art Turmzimmer und stand nun auf einer steinernen Brücke in Richtung eines anderen stabilen Turms. Im Mittelpunkt der Brücke formte sie einen großen Kreis, was nicht nur schön aussah, sondern wohl auch zum Versammeln einiger Pokemon dienen könnte. Und genau auf diesem Kreis sah ich Nachtara, der keinen Verband mehr, stattdessen aber einen blauen Schal am Hals trug, und Zoroark stehen, welche ihr Gespräch abbrachen und nun verdutzt zu mir sahen. "Oh, hey Riolu!" begrüßte mich Nachtara dann aber mit einem Lächeln und auch Zoroark nickte kurz, was wohl eine Begrüßung sein sollte. "Hi, Was macht ihr hier?" fragte ich die beiden, während ich langsam die Brücke entlang auf sie zu ging. "Ach, nur ein bisschen reden" meinte Zoroark, während sie dann noch hinzufügte:" Immerhin haben wir uns lange nicht mehr gesehen" Ich fragte nun, ob ich mich zu ihnen gesellen könne, was sie mir auch erlaubten. Also setzte ich mich auf die Steinmauer der Brücke neben sie und sah nach unten auf eine Art Trainingsplatz. "Ich schätze unser Gespräch müssen wir auf später verschieben" meinte Zoroark dann. "Wieso? Habt ihr etwas wichtiges besprochen?" hackte ich nach, auch wenn ich wusste, dass solch eine Aussage eigentlich unhöflich war. Zoroark wollte gerade antworten, als Nachtara ihr zuvorkam und sagte:" Ich glaube wir können ihm vertrauen, Zoroark. Machen wir kein Geheimnis draus. Ums kurz zu fassen... Wir besprechen gerade eine Strategie für morgen. O-obwohl ich garnicht dran denken will. Ich meine... Wenn morgen irgendwas schief läuft, bin ich tot. Du kannst dir garnicht vorstellen, was für ein bedrückendes Gefühl das ist... " Etwas geschockt von diesen Worten fragte ich, was er damit meinte." Es ist so gut wie fix, dass wir spätestens morgen vom Lichtkönigreich angegriffen werden. Und alles was sie wollen bin ich. Unsere Truppen sind angeschlagen. Wenn Feelinara mit mehreren ihrer komplett gesunden Truppen kommen würde, was sehr wahrscheinlich ist, wars das mit unserem Königreich und mir... " Ohne Vorwarnung holte Zoroark plötzlich aus und gab Nachtara eine so heftige Ohrfeige, dass er fast umgeworfen wurde." Wie oft noch!? Wir schaffen das morgen. Du kennst unsere Taktik. Wenn nichts schiefgeht, bekommen wir den nötigen Überraschungseffekt hin!" Nachtara, der etwas überrascht von dieser Reaktion war und sich nun an die Wange hielt, meinte dann "Ist ja gut...wir schaffen das schon irgendwie..." Nachtara sah nun hinunter zum Trainingsplatz, ehe er dann seinen Blick zu mir wandte Und meinte:" Immerhin gibt es einige gute Neuigkeiten. Meine Kopfverletzung wurde von den Krankenschwestern hier mit Synthese-Attacken behandelt. Ich brauche meinen Verband mitlerweile auch nicht mehr.... Außerdem hab ich ein bisschen in meinen Tagebüchern gelesen... So langsam kommen meine Erinnerungen wieder hoch. Das da unten ist der Trainingsplatz, auf dem ich immer trainiert habe. Allerdings sind nicht nur positive Erinnerungen dabei.... " Ich schwieg kurz, ehe ich mich traute zu fragen, welche Erinnerungen denn noch so hochgekommen seien." Hauptsächlich Erinnerungen an meinem Vater... Ich glaube du hast gemerkt, dass unser Verhältnis nicht das beste ist. Und da gibt's einige Vorfälle aus der Vergangenheit, die dazu geführt haben. Als ich ein Evoli war, schien das alles anders gewesen zu sein... Zumindest wenn man meinem Tagebuch glauben mag" Zoroark seufzte und meinte schließlich. "Das stimmt. Als du noch klein warst, warst du ein Engel für ihn. Immer hast du da unten trainiert und dein Vater ist zu jeder Trainingsstunde hier auf diese Brücke gekommen und hat dir mit einem breiten Lächeln beim Kämpfen zugesehen." Nachtara sah Zoroark dann an und fragte nach:" Und wieso hat sich das alles so verändert? " Zoroark sah dann zu mir und fragte nach, ob ich da zuhören sollte oder nicht, doch Nachtara hatte kein Problem, dass ich von diesen Angelegenheiten mitbekam, die mich ja eigentlich nichts angingen. Zoroark seufzte und erzählte weiter:" Nunja, dein Vater wollte immer, dass du ein starker Krieger wirst. Er war so unfassbar glücklich zu sehen, wie du einen Gegner nach dem anderen besiegt hast. Dann aber hast du begonnen es mit dem Training zu übertreiben. Nach der Trainingsstunde gingen alle immer rein essen. Doch irgendwann warst du der einzige, der beim Essen fehlte. Du warst der Einzige, der stets am Trainingsplatz geblieben ist. Anfangs lobte dein Vater deinen Kampfgeist noch, je mehr du aber trainiert hast und je öfter er dir zugesehen hat, desto nachdenklicher wurde er auch. Libelldra hat mir auch öfter erzählt, dass du die ganze Nacht lang trainiert hast." Sie wollte gerade weiterreden, da bemerkte sie, dass Nachtara abwesend auf den Platz unter uns sah. Dann fragte er:" Könnte es sein, dass ich da unten meine Prüfung zum Elitekämpfer gehabt habe?" Zoroark weitete etwas ihre Augen und fragte:" Kannst du dich wieder daran erinnern!?"

Mit einem lauten Knall landete mein Spukball direkt im Gesicht von dem Stahlos, welches etwas benommen den Kopf schüttelte. Lautes Gejubel. Ein Eisenschweif von meinem Gegner war mir ein Leichtes auszuweichen und bot mir die Chance auf einen Gegenangriff. Erneutes Gejubel. Ich lächelte leicht. Ich war der absolute Favorit auf diesem Platz. Und obwohl eigentlich bei diesen Elite-Prüfungen nur die Stellvertreter und Diener sowie einige andere Angestellte meines Vaters zusahen, standen mit einem großen Sicherheitsabstand nun überall neugierige Bewohner unseres Königreichs. Besonders die Kinder, die sich nach ganz vorne drängelten und mit strahlenden Augen zu mir sahen, gaben meiner nun folgenden Finte-Attacke noch mehr Kraft. Nun war es aber Zeit, den Kampf zu beenden. Mit Psychokinese warf ich das Pokemon nach oben, schoss mit einer Ruckzuckhieb-Attacke über ihn und schlug mit einem Eisenschweif, einer eigentlich nicht sehr effektiven Attacke, auf die Schlange ein, welche daraufhin wieder zu Boden schoss und nach dem Aufprall in einer Wolke aus aufgewirbelten Sand und Staub verschwand. Als diese sich legte, war es ganz klar: Stahlos war besiegt. Das war mein fünfter Sieg in Folge. Die Bedingung für das Ernennen zum Elitekämpfer. Instinktiv sah ich nach oben auf die Brücke, nur um meinen Vater zu sehen, der sich nun abwandte und Anstalten machte, wieder zu gehen. Und auch wenn ich von den Kämpfen ziemlich angeschlagen war, rief ich plötzlich:" Noch einer!" Der Schiedsrichter, der mir gerade gratulieren wollte, sah mich überrascht an und fragte:" Sie wollen einen sechsten Kampf anhängen!?" Ich nickte und sah nun in das Publikum zu den bereits ernannten Elite-Kämpfern. "Wie siehts aus, Elite?" fragte ich mit einem Grinsen im Gesicht. Doch anstatt dass ein Freiwilliger für einen Zusatzkampf nach vorne trat, sah ich nur in eine Reihe voller nervöser Gesichter, die sich gegenseitig ansahen. Wie gut fühlte ich mich, zu sehen, dass selbst die Kämpfer unserer stärksten Einheit kniffen. Doch dann meldete sich aus der gegenüberliegenden Seite jemand: "Gut... Dann lass ich mich eben von dir krankenhausreif schlagen. Ist mir trotzdem eine Ehre!" Überrascht sah ich in die kampfbereiten Augen meines wohl besten Freundes und Trainers: Hundemon. Und auch wenn mein Vater eigentlich vorhatte, wieder reinzugehen, sah ich in meinem Augenwinkel, wie er sich umdrehte und wieder zu uns herab sah.

Nachtara schmunzelte nun leicht und meinte:" Ja... Ja ich erinnere mich gut daran. An den Tag, an dem ich meinem Vater bewiesen habe, dass Nachtaras sehrwohl stark in der Offensive sein können...." Mit diesen Worten sah er seufzend wieder hinauf in den Sternenhimmel.

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