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Als ich mich etwas sicherer auf den Beinen fühlte, ging ich langsam nach unten und verarztete meine Wunden mit den Pflastern, die wir da hatten.

Mein Vater war verschwunden und mein Bruder und meine Mutter schliefen wahrscheinlich.

Leise ging ich die Treppe wieder hoch und verbarrikadierte mich in meinem Zimmer.

Ich musste jetzt unbedingt mit jemandem reden, aber nur nicht Jimin. Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen um mich machte, also rief ich einfach Namjoon an und hoffte, dass er ranging, auch wenn es mitten in der Nacht war.

"Huh?" meldete sich seine verschlafene Stimme und sofort machte sich Erleichterung in mir breit, die aber sofort mit Angst ersetzt wurde.

"Namjoon... Ich weiß nicht, was ich tun soll."

"Jungkook?" er klang sofort hellwach.
"Was ist passiert?"

"Mein Vater... Ich weiß nicht genau, was er vorhatte, aber... Er hat meinen Kopf unter Wasser in die Badewanne gedrückt und... Gegen den Rand geschlagen.." meine Stimme brach und ich schluchzte leise.

"Scheiße... Jungkook, ruf bitte die Polizei. Und zwar jetzt!"

"Aber Namjoon... Er ist mein Vater.."

"So kann das aber nicht weitergehen! Du wirst dich ganz bestimmt nicht von ihm misshandeln lassen, nur weil er dein Vater ist. Ich bin nämlich ab jetzt dein Ersatz-Appa."

Ich lächelte leicht.

"Ich werde bei der Polizei anrufen, aber nicht jetzt..." sagte ich irgendwann.

"Mach es bitte bald. Sonst stehe ich bald persönlich vor deiner Tür und trete deinem Vater ordentlich in den Hintern!"

"Danke, Namjoon. Gute Nacht." flüsterte ich.

"Gute Nacht, Jungkook."

Wir legten auf und ich fühlte mich sofort wieder allein. Es war in der letzten Woche sehr komisch gewesen, das Bett nicht mit Jimin zu teilen. Außerdem vermisste ich das Camp. Mein Singkurs hatte mir nämlich eigentlich ziemlich viel Spaß gemacht.

-

Am nächsten Morgen war ich ganz alleine zuhause, weil Junghyun irgendwas mit Freunden unternehmen war. Ich hatte hier in unserem Dorf nicht viele Freunde. Das machte das Vermissen von Jimin natürlich nicht einfacher.

Ich frühstückte, verbrachte die meiste Zeit in meinem Zimmer und ging dann zur Arbeit im Café.

Heute war zum Glück nicht viel los und ich musste nur wenig machen. Meine Gedanken waren eh dabei, zu überlegen, ob ich die Polizei wirklich rufen sollte. Eigentlich wäre es ja besser so, aber ich hatte aus irgendeinem Grund Angst davor. Wahrscheinlich hatte ich Angst, dass es unsere Familie noch mehr spalten würde und dafür wollte ich nicht verantwortlich sein.

Wieder mal machte ich mich nach der Arbeit auf den Weg nach Hause und überquerte den Zebrastreifen, um auf die andere Straßenseite zu gehen.

Aber als ich kurz zur Seite guckte, ich hörte ja nichts mit meinen Kopfhörern drin, sah ich plötzlich ein blendendes Licht vor mir und wurde kurz darauf durch die Luft geschleudert.

-

Ich wurde von einem lautem, regelmäßigem Piepen geweckt.

Mir tat alles weg und in meinem Kopf war ein pochender Schmerz, der einfach nicht zu verschwinden schien.

Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte in kaltes, blendendes Licht.

Vor mir sah ich nur eine kahle weiße Wand, aber ich war noch etwas zu sehr durch den Wind, um darüber nachzudenken, was überhaupt passiert war und wo ich hier war.

Das einzige, worüber ich nachdenken konnte in diesem Moment, war Jimin, welcher neben dem Bett, in dem ich lag, auf einem Stuhl saß und mit verschränkten Armen vor der Brust schlief.

Ich schmunzelte, auch wenn mein Gesicht dabei schmerzte.

Es schien mitten in der Nacht zu sein, denn draußen war es stockduster.

"Jimin.." flüsterte ich leise mit heiserer Stimme und sah zu, wie er langsam aufwachte.

Als er direkt in meine Augen blickte, schien er sofort hellwach zu sein.

"Jungkook!" Er sprang vom Stuhl und hockte sich neben mich vor das Bett.

"Endlich bist du wach!" Ihm stiegen Tränen in die Augen.
"Ich hab mir solche Sorgen gemacht, Kookie.."

"Was machst du hier?" Fragte ich und hob einen Arm, um ihm mit der Hand das Haar aus dem Gesicht zu streichen.

"Ich bin sofort angereist, als ich hörte, was passiert ist... Du wurdest angefahren Jungkook.." er schluchzte leise und schlang vorsichtig seine Arme um mich, um mir nicht weh zu tun.

"Namjin sind auch hier.. Sie haben der Polizei alles über deinen Vater erzählt.. wieso hast du mir nichts gesagt?" Er guckte mich verletzt an.

"Es tut mir leid Jimin! Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst, sondern die restliche Zeit im Camp genießen kannst."

"Oh Jungkook... Ich konnte sowieso nichts mehr genießen, seit du weg warst."

Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen.

"Du solltest lieber weiterschlafen, Jungkook. Die Ärzte meinten, du brauchst viel Ruhe, aber ich habe darauf bestanden, bei dir zu bleiben."

Ich lächelte und klopfte neben mich aufs Bett.
"Komm her Jimin. Ohne dich neben mir werde ich nie wieder schlafen."

Er lächelte und ich versuchte ein wenig Platz zu machen, auch wenn der Zwerg so gut wie gar keinen brauchte.

Jimin kuschelte sich an mich und legte seinen Kopf auf meine Brust.

Als er so neben mir lag, fühlte ich mich sofort wohler und konnte beruhigt einschlafen.

-

Am Morgen wurde ich geweckt, weil sich neben mir etwas regte.

Jimin versuchte sich gerade, vorsichtig von mir zu lösen, als ich ihn wieder mit all der Kraft, die ich gerade hatte, an mich zog.

"Bleib hier.." murmelte ich und hörte ihn kichern.

Als ich die Augen öffnete, sah ich, dass Namjin im Zimmer saßen.

"Ihr seid doch alle verrückt.. Wie lange war ich denn bewusstlos, dass ihr hier her kommen konntet?"

"Naja, du wurdest vorgestern angefahren und warst gestern den ganzen Tag bewusstlos. Der Fahrer hat Fahrerflucht begangen und es wird noch nach ihm gefahndet..." Erzählte Namjoon.

"Angefahren?" Ich schluckte und sah das erste mal an mir runter.

Mein eines Bein war verbunden und um meinen Finger war so ein komisches Teil, was wohl meinen Puls messen sollte, rumgemacht.

тнιѕ тнιng called love | jιĸooĸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt