Song: The One-Kodaline
Als die Bahn stoppt, geraten wir ins stolpern. Erst dann lösen wir uns voneinander und ich sehe ihm in seine grünen Augen. Er nimmt meine Hand und zieht mich aus dem Zug. Ich hab keine Ahnung, wo wir sind, aber es ist mir total egal, solange meine Hand von seiner gehalten wird und er bei mir ist.
Es schneit stärker als vorhin, als wir aus der Station auf die Straße treten. Keiner von uns sagt ein Wort. Das sollte sich komisch anfühlen. Weil wir uns überhaupt nicht kennen, Händchen halten, uns immer wieder anschauen und wir noch nie miteinander geredet haben. Er hat noch nie meine Stimme gehört. Trotzdem scheint er mir zu vertrauen. Ich merke es daran, dass sich das alles hier eben absolut nicht komisch anfühlt, sondern so, als ist es schon immer so gewesen.
''Wie hast du mich gefunden?'', frage ich irgendwann in die angenehme Stille. Der Schnee verschluckt all die Geräusche der Stadt.
''Es war ein Zufall.'' Ich lächele sofort und suche seinen Blick. ''Okay. Eigentlich war es kein Zufall. Ich hab nach dir gesucht.'' Abrupt bleibe ich stehen. ''Was?'' Er guckt mich an, eine Schneeflocke verfängt sich in seinen dunklen Wimpern. ''Ich wollte nicht nach Hause, da bin ich mit der Bahn durch die Stadt gefahren. In der Hoffnung, dich zu finden. Und eigentlich war ich mir sicher, dass es eh nicht klappt. Aber..'' Seine Stimme versickert in Tränen.Mein Herz scheint zu explodieren. Er hat tatsächlich nach mir gesucht. Obwohl er wusste, das es extrem unwahrscheinlich war! Und es hat geklappt, das Schicksal oder wer auch immer hat uns tatsächlich wieder zusammen gebracht. Ich kann nicht ansatzweise beschreiben, wie unglaublich sich das alles hier anfühlt.
Ganz vorsichtg, als würde ich etwas Zerbrechliches berühren, strecke ich meinen Arm aus und streiche eine Träne von seiner Wange. Seine Haut ist ganz kalt, und doch spüre ich die Wärme zwischen uns, die diese Berührung in uns auslöst. ''Aber jetzt sind wir hier und wieder zusammen.'', beende ich seinen Satz, den er immer noch nicht zuende geführt hat.
Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus, und ich habe noch nie jemanden gesehen, bei dem das so unglaublich attraktiv ist, wie bei ihm. Ich schüttel den Kopf, grinse dämlich. Das kann alles nicht sein, es MUSS ein Traum sein. Anders kann ich das nicht erklären. Aber seine Stimme beweist mir, dass das hier wahr ist: ''Wollen wir vielleicht wohin gehen? Mir ist kalt... Natürlich nur wenn du willst. Ich will nicht...'', beeilt er sich zu sagen, aber ich unterbreche ihn. ''Ich aber.'', flüstere ich und seine grünen Augen funkeln glücklich.
Erst jetzt merke ich, dass meine Hand immer noch an seiner Wange liegt. ''Oh, sorry.'', murmle ich verlegen, aber er lacht nur und seine Finger verschließen sich erneut mit meinen, als wir weiter gehen. ''Dafür musst du dich echt nicht entschuldigen.''
Himmel, was mache ich hier eigentlich? Es kommt mir immer noch unwirklich vor, dieses Gefühl werde ich nicht los, weil alles so perfekt ist. Wie kann das alles sein?Musik purzelt aus den Fenstern auf die Gehsteige, Menschen lachen, Fernseher sind laut aufgedreht und ich will soviel über den Jungen neben mir wissen. Aber wir schweigen, es ist still, bis auf die Geräusche, die mich erinnern wo ich bin. Und ich traue mich nicht, ihn all das zu fragen, woran ich in der letzten Woche gedacht habe, denn diese laute Großstadtstille zwischen uns fühlt sich magisch an.
Plötzlich klingelt sein Handy und unterbricht diesen besonderen Moment. Aber es ist ein hübsches Lied, es passt zu ihm. Er zieht es aus der Tasche, ohne mich loszulassen und nimmt das Gespräch an.
''Hey... Fuck!... Ja klar, ich komme. Soll ich noch einkaufen?... Oh, danke, du bist echt die Beste!... Bis gleich!''
Er legt auf und sieht mich an. In seinem Blick liegt soviel Schmerz, dass ich es kaum aushalte, ihn so zu sehen.''Ich muss nach Hause. Es tut mir so leid. Ich würde viel lieber bei dir sein.'' Mein Herz setzt einen Moment aus, aber ich spüre, dass er das ernst meint, dass es keine einfache Ausrede ist. ''Alles okay?'', frage ich trotzdem.
''Ja, ich hab nur was vergessen. Ich erzähle es dir wann anders.'' Ich schaue ihn mit großen Augen an. ''Heißt das, dass wir uns wieder sehen?'' All meine Hoffnungen liegen in diesem Satz.
''Ich will nicht nochmal nach dir suchen müssen, wo ich dich jetzt endlich wieder gefunden habe.'' Er grinst, dann wird sein Blick ernst. ''Ich kann mir grade nichts schöneres vorstellen, als dich zu treffen. Ich will alles über dich wissen und das meine ich ehrlich.'' Und ich über dich, denke ich.Ich ziehe einen zerknitterten Zettel aus meinem Rucksack und einen Kugschreiber, ehe ich meinen Namen und meine Telefonnummer drauf kritzle.
''Moritz?'' Ich nicke, noch nie hat jemand meinen Namen mit soviel Zärtlichkeit ausgesprochen. Als ich ihm das Stück Papier gebe, berühren sich erneut unsere Finger, was ein Kribbeln in mir auslöst. Dann umarmen wir uns lange, ich drücke meine Nase in seinen Schal, um seinen Geruch in mir aufzusaugen. Mir ist schon eben aufgefallen, wie gut er riecht. Ich will das nicht vergessen. Und ich will mich nicht von ihm lösen.''Ich muss nach Hause...'' flüstert er. ''Ich weiß, aber ich will nicht, dass du gehst.''
"Ich gehe nur, damit ich bald wieder kommen kann."
Irgendwann ist der Moment vorbei. Ich sehe ihm in die Augen, streiche ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. ''Versprich, dass du dich so schnell wie es geht meldest, ja?'' ''Ich verspreche es.'' flüstert er.
Dann lasse ich ihn los. Er drückt nochmal meine Hand, bevor er sich umdreht und in Bewegung setzt.
''Warte!'', rufe ich schnell, als mir nochnwas einfällt. ''Wie heißt du eigentlich?'' Ich weiß immer noch nicht seinen Namen.
Er dreht sich um. ''Vincent.'', sagt er, dann hat ihn die Dunkelheit verschluckt.Ich starre ihm nach. Wie normal und ereignislos der Tag begonnen hat, und wie unglaublich er aufhört.
Vincent ist wunderschön.Danke fürs Lesen! Freue mich wie immer über Meinungen und Votes und wenn ihr die Geschichte mit euren Freunden teilt:)
Habt eine schöne Woche und versucht glücklich zu sein:)
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Vincent (boyxboy)
Genç KurguLiebe auf den ersten Blick, kann das funktionieren? Wenn man weiß, dass man sich nie wieder sieht? Als er eines Tages diesen Jungen in der U-Bahn sieht, weiß er sofort: Er muss ihn wieder finden. Wie aber, wenn in seiner Stadt Millionen Menschen le...