15. Freunde

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Ich spüre erst als ich auf dem Weg nach Hause bin, wie unglaublich gut mir das Gespräch mit meinem besten Freund getan hat. Dass es schön ist, jemandem von seinen Gefühlen zu erzählen, dass einem einfach zugehört wird und dass ich so einfach akzeptiert werde.
Mein Herz fühlt sich in diesem Moment ganz leicht an, und wenn ich an heute Nachmittag denke macht es einen kleinen Sprung.

Als ich eben mit der Bahn nach Hause fuhr, hab ich mir überlegt, was unser zweites Date sein soll. Es muss etwas ganz besonderes werden, weil Vincent ganz besonders ist.
Meine Schritte hallen von den hohen Wänden der Altbauten wieder, als ich die Straße von der Station zur Wohnung gehe.

'Geht es dir besser?', fragt Linus, als ich die Tür aufreiße und mir warme, trockene Heizungsluft entgegen kommt. Obwohl der Weg von der Bahn bis hier hin nicht lang ist, hab ich trotzdem ganz kalte Hände.
'Mir ging es nie schlecht.', antworte ich wahrheitsgemäß. Ich war verwirrt wegen Vincent aber ich war nie unglücklich. Eher im Gegenteil. 'Aber ich weiß was du meinst, ich habe eben Hannes alles erzählt.', schiebe ich hinter her, weil ich keine Lust auf Nachfragen habe. Aber die kommen trotzdem.
'Alles?'

Seufzend hänge ich meine Jacke über den Haken im Flur ehe ich mich umdrehe. 'Ich werds dir auch noch irgendwann sagen!'
'Lass ihn, Linus. Er brauch Zeit.' Erik lehnt im Türrahmen zur Küche und hat uns die ganze Zeit beobachtet. Seine Hände umklammern eine dampfende Teetasse. 'Kommt Jungs, ich hab gekocht. Mein Prof hat vorhin früher Schluss gemacht und dann konnte ich noch einkaufen.' Er dreht sich um und bedeutet uns ihm zu folgen. Erst jetzt nehme ich den köstlichen Duft von gebratenem Reis wahr.

'Wow! Das ist mein Lieblingsessen!', rufe ich, als ich die Pfanne sehe, welche bereits auf dem gedeckten Tisch steht. 'Ich weiß', sagt Erik und zwinkert mir zu.
'Warum?' Ich nehme Wasser und Saft aus dem Kühlschrank bevor ich mich setze.
'Weil du heute früh so traurig ausgesehen hast und ich Lust auf asiatisch hatte.' Ich lächle, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll.

'Wie viel bekommst du?' Linus hat schon srin Portemonnaie gezückt und sieht Erik fragend an. Wenn jemand in der WG für alle kocht teilen wir immer die Ausgaben für das Essen, schließlich sind wir auch nur arme Studenten. Aber dieses Mal winkt Erik ab. 'Geht heute mal auf mich. Setz dich.'
'Im Lotto gewonnen?' 'So verwunderlich? War ich denn nie spendabel mit euch? '
Linus grinst mich an. 'Nicht wirklich oder?' Ich schüttel den Kopf. 'Nee, nicht wirklich.' Erik stellt die Sojasoße auf den Tisch, dann knufft er sanft meine Schulter.
'Eyy! Wenn ich schon dein Lieblingsessen koche erwarte ich wenigstens dass du auf meiner Seite bist!' 'Ich sag doch nur die Wahrheit!', lache ich.
Erik schüttelt verzweifelt den Kopf. 'Fangt einfach an, sonst ist es gleich kalt.'

Als ich damals hier her zog hatte ich verzweifelt eine Wohnung gesucht. Dann saß ich eines Tages zufällig neben Hannes in der Vorlesung, wir fingen an uns zu unterhalten und irgendwann erzählte ich ihm von meinem Problem. Schließlich gab er mir Eriks Nummer und meinte, er würde noch ein Zimmer frei haben und Jemanden suchen, der in die WG passt. Ich rief ihn direkt nach der Vorlesung an und wir verabredeten uns zusammen mit Hannes und Linus. Wir verstanden uns auf Anhieb und keine zwei Wochen später war ich eingezogen. Die Jungs sind das beste, was mir je passiert ist.

Nein, das stimmt nicht. Schlagartig sind meine Gedanken wieder bei Vincent. Ich hoffe so sehr, dass er das Beste ist, was mir in meinem Leben e passiert ist. Und einen weiteren Schritt in die richtige Richtung werden wir vielleicht heute gehen.
Als ich aufgegessen habe, stelle ich schnell mein Geschirr in die Spülmaschiene und gehe in mein Zimmer, bevor die beiden wieder merken, dass meine Gedanken nicht mehr bei ihnen sind. Erik ist extrem sensibel, fast so wie Hannes. Er merkt sowas sofort.

Ich setze mich auf mein Bett und schreibe Vincent: Wann ist dein Unterricht zu Ende? Keine fünf Minuten später antwortet er.

Um viertel nach 4 Perfekt, denke ich.

Dann hole ich dich um 20 nach an der Schule ab, ich hoffe du hast dich warm angezogen!

Was hast du vor?

Das siehst du gleich. Aber heute Abend solltest du dir nichts vor nehmen.

Keine Sorge, schreibt er zurück, ich lege mein Telefon zur Seite und sehe aus dem Fenster. Der Himmel ist klar und leuchtet in einem kräftigen Blau. Ich hoffe, dass mein Plan aufgeht. Allein der Gedanke an später lässt mich lächeln.
Ich schließe mein Handy an die Anlage und drehe die Musik richitg laut auf, lasse mich nach hinten auf die Matratze sinken und denke nur noch an eins. Unser zweites Date. Mein Herz klopft ganz schnell im Takt zur Musik, ich schließe die Augen und bin der glücklichste Junge der Welt.

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Habt eine schöne Zeit und versucht glücklich zu sein, egal wie scheiße alles einem grade vorkommt. Irgendwann wird es wieder besser.

Vincent (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt