10. Pläne

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Song: Never let me go - Florence + The Machine

Vincent

Mein ganzer Körper zittert, als ich das sage. Zum Glück hält Moritz mich ganz fest.
Ich spüre durch unsere dicken Wintermäntel hindurch trotzdem sein klopfendes Herz, nachdem ich indirekt zugegeben habe, dass ich mich ziemlich in ihn verliebt habe. Und zwar so, wie ich es vorher noch nie erlebt habe.

Für einen kleinen Moment hörte mein Herz auf zu schlagen, als er sagte, dass er schon sein Abi hat, dass er älter ist als ich. Das wäre nicht fair vom Schicksal gewesen, daas wir uns wieder sehen aber ohne Hoffnung auf mehr.

Nach der Umarmung, die jedes Mal schöner und intensiver ist, laufen wir weiter den schmalen Pfad zwischen Bäumen auf der einen und der Wiese auf der anderen Seite entlang, unsere Füße hinterlassen schmale Spuren in dem frischen Schnee. Wir gehen nicht, ohne uns an der Hand zu halten. Es ist so kalt, dass Moritz beide in seine Jackentasche gestopft hat. Sanft streichelt er mit seinem Daumen über meine Fingerknöchel.

'Was ist mit deinen Eltern?', fragt er irgendwann. Verwirrt sehe ich ihn an, der Moment vorhin hat mich aus dem Konzept gebracht. Moritz hat mich aus dem Konzept gebracht, wie schon die ganze Zeit.

'Wegen der Reise nach Brasilien!', er lacht, und feine Grübchen umspielen seine Lippen, die ich jetzt so gerne küssen würde. Er ist so hübsch, womit habe ich das verdient? Und er hat mich SCHON WIEDER aus dem Konzept gebracht. Ich habe nicht mal eins.
Schnell schüttel ich unbemerkt den Kopf, um mich auf seine Frage zu konzentrieren.

'Meine Eltern sind Journalisten und sie reisen ständig um die ganze Welt, um von überall zu berichten. Vorallem aus Krisengebieten. Sie haben mich und meine Schwester schon immer so oft es ging mitgenommen.'
'Dann hast du wahrscheinlich schon ziemlich viel Elend gesehen, oder?' Moritz sieht mich an, seine braunen Augen strahlen magisch, sehen in der Dämmerung fast aus wie Bernstein.
'Ja, und nein, ich habe Menschen gesehen, die versuchen, egal in welcher beschissenen Situation sie sich grade befinden, glücklich zu sein. Eine Erfahrung, die ich nie missen möchte.' Ich lächle bei der Erinnerung.

Wir schweigen eine Weile.
'Das verändert wahrscheinlich auch deine eigene Sichtweise aufs Leben, oder?' Ich nicke. 'Klar, mir geht's echt nicht schlecht, so wie den Menschen, die ich schon gesehen habe. Meine Eltern sind keine armen Leute, wir leben in einer hübschen und großen Wohnung. Aber ich hab durch die Reisen gelernt, dankbarer und vorallem auch hilfsbereiter zu sein. Deswegen engagiere ich mich auch in einer Hilfsorganisation für Kinder und Jugendliche.', erzähle ich. Hoffentlich langweilt ihn das nicht, aber er spricht schon weiter.

'Das kingt extrem spannend. Fliegst du deshalb mach Brasilien?' Und noch nie hat sich jemand so ehrlich für mich interessiert wie Moritz in diesem Moment. Ausser eben meine Familie.
'Nicht nur. Natürlich will ich auch das Land und soweiter kennenlernen mit all seinen Facetten, aber ich will vorallem Kindern und jungen Leuten helfen, die Menschen über Umweltschutz aufklären und meinen Eltern bei ihren Aufgaben über die Schulter schauen.'

'Wow. Hört sich nach einer Menge Arbeit an! Wie lange hast du denn vor, dort zu bleiben?' Ist das etwa Angst in seiner Stimme? Ich spüre wie er meine Hand fester umfasst. Wärme fließt durch meinen kalten Körper. Ich lächle erneut, ehe ich antworte.
'Ich weiß es nicht. Meine Eltern sind sehr flexibel. Es kommt drauf an, wie es mir da gefällt, wie ich mit der Sprache klarkomme und sowas. Aber ich schätze drei Monate werde ich bestimmt dort bleiben.'

'Ist eine lange Zeit.', murmelt Moritz und schaut gedankenverloren in den Himmel, die Sonne geht bereits unter, blutrote Wolkenschleier machen den Horizont zu einem verrückten Farbenspiel.
'Ich weiß...' Ich spüre, dass etwas nicht mit ihm stimmt, denn das in seiner Stimme war wirklich Angst, jetzt bin ich mir sicher. Es zerreißt mir das Herz und trotzdem macht es mich zum glücklichsten Jungen der Stadt, weil ich Moritz wichtig bin.

Ich ziehe vorsichtig an seinem Arm, meine Hand lege ich auf seine Wange, so, dass er gezwungen ist, mich anzusehen. Er ist ein ganz kleines bisschen größer als ich, das fällt mir erst jetzt auf.
'Hey...', sage ich leise, weiße Atemwölkchen kommen aus meinem Mund. 'Bitte sieh mich nicht so traurig an. Bis ich fliege ist es noch fast ein ganzes halbes Jahr. Wir haben alle Zeit der Welt. Du hast alle Zeit der Welt. Um zu entscheiden, ob du das hier wirklich willst, wenn du weißt was das irgendwann bedeuten könnte...' Mein Daumen streicht über die kalte, weiche Haut und ich will ihn nie wieder los lassen.

Seine Augen strahlen, als er mir antwortet.
'Ich habe mich schon entschieden. Schon seit ich dich das erste Mal gesehen habe.', flüstert er. Ich lächle, mein Herz macht einen Sprung.

Er hat sich für uns entschieden.

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Wie findet ihr das neue Kapitel? Lasst es mich gerne wissen! Wenn es euch gefallen hat dann voted auch gerne dafür und teilt die Geschichte :D
Habt eine schöne Woche!

Vincent (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt